In Zeiten steigender Immobilienpreise und zunehmender Wohnraumknappheit stellt sich für viele Gemeinden die Frage, wie nebst bezahlbarem Mietwohnraum auch preisgünstiges Wohneigentum geschaffen werden kann. Das Institut für Betriebs- und Regionalökonomie (IBR) hat sich zusammen mit dem Institut für Wirtschaftsstudien Basel (IWSB) und SwissLegal Dürr + Partner im Auftrag des Bundesamts für Wohnungswesen BWO im Rahmen einer explorativen Studie dieser Frage angenommen.
Entscheidend ist, dass das Wohneigentum bei Erstkauf günstiger ist als auf dem freien Immobilienmarkt. Gemeinnütziges Wohneigentum muss also initial preisgünstig sein. Damit es – wenn es zu einem späteren Zeitpunkt wieder verkauft wird – weiterhin erschwinglich bleibt, muss es auch langfristig preisgünstig sein.
Einige bereits umgesetzte oder in der Planung befindliche Beispiele aus der Schweiz zeigen, wie diese Modelle in der Praxis aussehen können. Das Projekt WBG Oberfeld in Ostermundigen bietet autofreien und ökologischen Wohnraum mit einer Mischung aus Eigentums- und Mietwohnungen. Die Gemeinnützige Gesellschaft Wettingen hat ein Wohnprojekt für ältere Menschen realisiert, das sowohl Eigentumswohnungen als auch Mietobjekte umfasst. Die Genossenschaft Codha in Confignon stellt ökologisch und qualitativ hochwertiges Wohneigentum ohne Gewinnabsicht bereit.
Die Analyse dieser und weiterer Beispiele zeigt Folgendes:
Auf die Frage, ob Bund, Kantone oder Gemeinden gemeinnütziges Wohneigentum fördern sollten (unter Bezugnahme auf den Verfassungsauftrag gemäss Art. 108 BV und Einhaltung der notwendigen Kriterien), ist v.a. die Rückkaufphase von Bedeutung. Hier könnten kurzfristige zinsgünstige Darlehen für Wohnungsrückkäufe sinnvoll sein. Dies, da die gemeinnützigen Wohnbauträger zur Gewährleistung einer langfristigen Preisgünstigkeit im Eintretensfall des (limitierten) Vorkaufsrechts kurzfristige Liquidität benötigen und das Geschäft für die Banken aufgrund der kurzen Laufzeit wenig attraktiv ist.
Obwohl noch wenig verbreitet, stellt gemeinnütziges Wohneigentum durch die Kombination von initialer und langfristiger Preisgünstigkeit einen interessanten Ansatz dar, um Wohneigentum auch für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich zu machen. Es gilt, diesen Ansatz weiter zu prüfen und anzupassen, um zukünftig auch alternative Formen des Wohneigentums bereitstellen zu können.
Gesamtbericht, Kurzbericht und Zusammenfassung der Studie «Gemeinnütziges Wohneigentum» sind auf der Website des Bundesamts für Wohnungswesen zu finden.
Veröffentlicht am: 4. Juli 2024
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