Wie beeinflussen unterschiedliche Führungsmodelle die Leistungsfähigkeit von Gemeindeverwaltungen und Politik und welche Auswirkungen hat dies auf die Zufriedenheit der Verwaltungsmitarbeitenden und Exekutivmitglieder?
Die Herausforderungen für Gemeinden nehmen stetig zu: Während die Anforderungen an die Qualität kommunaler Dienstleistungen immer komplexer werden, schwindet die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich in politischen Ämtern zu engagieren. Diese Entwicklung bringt nicht nur die lokalen Verwaltungen an ihre Grenzen, sondern wirft auch grundlegende Fragen zur Zukunft kommunaler Führung auf.
Um Antworten auf diese drängenden Fragen zu finden, hat das Kompetenzzentrum Public and Nonprofit Management der Hochschule Luzern eine umfassende Untersuchung in 645 Deutschschweizer Gemeinden mittels Online-Befragung und Leitfadeninterviews durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studie geben spannende Einblicke in die Wirkung von Führungsmodellen – und liefern wertvolle Ansätze, wie Gemeinden auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig bleiben können.
Die untersuchten Deutschschweizer Gemeinden lassen sich anhand erhobener Daten zur Organisations- und Führungsstruktur sowie der Pensenverteilung in der Exekutive verorten, wodurch Häufigkeitsmuster erkennbar werden, aus denen sich sieben Grundtypen von Führungsmodellen in der Deutschschweiz identifizieren lassen. Detaillierte Beschreibungen zu diesen Modelltypen finden sich in diesem soeben veröffentlichten Artikel im Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Verwaltungswissenschaften (SGVW).
Zufriedenheitsanalyse: Zentrale Erkenntnisse
Zunächst gilt es festzuhalten, dass der Zusammenhang zwischen Führungsmodell und Befindlichkeit des Verwaltungskaders sowie der Exekutivmitglieder differenziert untersucht werden muss. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Modelltyp und Zufriedenheit in Verwaltung und Gemeinderat lässt sich nicht messen. Vielmehr hängt die Zufriedenheit davon ab, wie das gewählte Führungsmodell konkret umgesetzt wird. Dabei sind nicht nur strukturelle Aspekte wie die Trennung von strategischen und operativen Aufgaben oder die subjektiv wahrgenommene Arbeitsbelastung der Führungskräfte wichtig. Die Untersuchung zeigt auch auf, dass die Zufriedenheit bei Exekutivmitgliedern nicht vom Umstand beeinflusst wird, ob ihr Arbeitsaufwand dem bezahlten Pensum entspricht oder ob das Engagement darüber liegt.
Die Ergebnisse der Analyse verdeutlichen, dass die Zufriedenheit mit dem Gemeindeführungsmodell massgeblich von strukturellen und kulturellen Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Besonders die transparente und gut definierte Führungsstruktur scheint essenziell zu sein, um die Zusammenarbeit zwischen Exekutive und Verwaltung zu optimieren und mögliche Konflikte durch unklare Zuständigkeiten zwischen strategischer und operativer Ebene zu vermeiden. Ein positives Arbeitsklima und das Image der Gemeinde als attraktive Arbeitgeberin wirken zusätzlich unterstützend. Sie tragen dazu bei, ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende sich wohlfühlen und motiviert sind, ihre Aufgaben zu erfüllen. Der Freiraum für neue Ideen zeigt, dass auch innovationsfreundliche Arbeitskulturen die Zufriedenheit fördern können – wenn auch in geringerem Mass als organisatorische Aspekte.
Die fehlende Korrelation zwischen Homeoffice-Möglichkeiten und Zufriedenheit deutet darauf hin, dass flexible Arbeitsmodelle im Kontext der Gemeindeführung weniger entscheidend sind. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass in kommunalen Verwaltungen der Fokus stärker auf kollektiver Entscheidungsfindung und Präsenzaufgaben liegt. Auch das Alter der Mitarbeitenden zeigt keinen Zusammenhang, was darauf hinweist, dass die Zufriedenheit unabhängig von individuellen Lebensphasen oder Berufserfahrungen durch strukturelle und kulturelle Faktoren geprägt wird.
Die Ergebnisse unterstreichen, dass Gemeinden, die ihre Führungsstrukturen optimieren und gleichzeitig ein positives Arbeitsklima fördern, langfristig nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch die Effizienz und Handlungsfähigkeit ihrer Verwaltung steigern können.
Einflussfaktoren auf die Zufriedenheit mit dem Führungsmodell | r-Wert (absteigend) |
Effiziente und effektive Führungsstrukturen | 0.51 |
Angenehmes Arbeitsklima | 0.35 |
Guter Ruf der Arbeitgeberin | 0.27 |
Spielraum für innovative Entwicklungen und Projekte | 0.21 |
Work-Life-Balance | 0.16 |
Hochwertige Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten | 0.16 |
Wettbewerbsfähiges Gehalt & Sozialleistungen | 0.13 |
Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit | 0.12 |
Interessante Aufgaben | 0.10 |
Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten | 0.06 |
Möglichkeit von Homeoffice | -0.03 |
Zunehmendes Alter | -0.02 |
Sind Sie gespannt auf weitere Informationen zur Zufriedenheit sowie zu den unterschiedlichen Deutschschweizer Führungsmodellen?
In wenigen Wochen erscheint unser Praxishandbuch zu den Deutschschweizer Gemeindeführungsmodellen. Darin setzen wir uns mit vielfältigen Gemeindethemen auseinander wie mit den Entwicklungsperspektiven des Milizsystems, agilen Ansätzen in der Gemeindeführung, dem Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Gemeindeverwaltung und vielen weiteren spannenden Aspekten.
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Veröffentlicht am: 4. Dezember 2024
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