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Klein, verbunden – und gefordert: Warum sich Gemeinden wie Wiliberg ihrer Zukunft stellen müssen

Klein, verbunden – und gefordert: Warum sich Gemeinden wie Wiliberg ihrer Zukunft stellen müssen

Wiliberg ist mit 167 Einwohnerinnen und Einwohnern die kleinste Gemeinde im Kanton Aargau. Und Wiliberg ist ein Paradebeispiel für eine Entwicklung, die viele kleine Gemeinden in der Schweiz betrifft: Eine hohe emotionale Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer Gemeinde steht Herausforderungen gegenüber, die sich im Alltag des kommunalen Funktionierens bemerkbar machen.

Im Frühjahr 2025 hat der Gemeinderat Wiliberg die Bevölkerung befragt: Wie zufrieden sind die Menschen mit dem Leben in der Gemeinde? Welche Erwartungen haben sie an die Zukunft? Und wie stehen sie zu einer möglichen Gemeindefusion? Die Resultate zeichnen ein differenziertes Bild: Die Zufriedenheit ist hoch. Fast 90 Prozent fühlen sich mit Wiliberg verbunden, ein Grossteil schätzt die Lebensqualität im Dorf. Auch die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert gut und wird von der Bevölkerung mehrheitlich positiv bewertet.

Gleichzeitig zeigt sich aber auch: Die politische Beteiligung bleibt selektiv. Zwar interessieren sich viele für die Gemeindepolitik, aber weniger als die Hälfte nimmt regelmässig an Gemeindeversammlungen teil. Und die Bereitschaft, ein öffentliches Amt zu übernehmen, ist begrenzt.

Quelle: www.wiliberg.ch

Die Befragung zeigt, dass diese Herausforderungen von der Bevölkerung durchaus erkannt werden. Eine Mehrheit spricht sich dafür aus, dass fundierte Abklärungen zu einer möglichen Fusion getroffen werden sollen. Gleichwohl ist die Haltung ambivalent: Viele Menschen hängen an der Eigenständigkeit ihrer Gemeinde. Sie fürchten einen Verlust an Mitsprache, höhere Steuern oder ein schwindendes Dorfleben.

Diese Ambivalenz verweist auf ein Spannungsfeld, das auch in anderen kleinen Gemeinden beobachtet werden kann: Auf der einen Seite steht das Bedürfnis nach Nähe, Identifikation und Selbstbestimmung. Auf der anderen Seite die Einsicht, dass gewisse Aufgaben zunehmend nur noch gemeinsam – mit anderen Gemeinden oder auf regionaler Ebene – erfüllt werden können.

Fazit

Die Gemeinde Wiliberg hat mit der Bevölkerungsbefragung einen wichtigen Schritt gemacht. Sie hat den Dialog über die Zukunft aufgenommen – offen, transparent und mit Blick auf die realen Herausforderungen. Wie es weitergeht, wird auch davon abhängen, wie gut es gelingt, diesen Dialog fortzuführen: mit Respekt für die bestehende Identität, aber auch mit dem Mut, neue Formen des Gemeinsamen zu denken.

Gemeinden, die ebenfalls einen systematischen Zukunftsdialog mit ihrer Bevölkerung gestalten möchten, finden im Kompetenzzentrum Public and Nonprofit Management der HSLU die passende Anlaufstelle.

Veröffentlicht am 27.06.2025

Autor: Nico van der Heiden

Dozent & Stv. Leiter CC Public and Nonprofit Management, Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR
+41 41 228 42 43 nico.vanderheiden@hslu.ch

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