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Partizipation

Wer führt eigentlich: Die Verwaltung oder der Gemeinderat?

Wer führt eigentlich: Die Verwaltung oder der Gemeinderat?

Immer wieder wenden sich Gemeinden und Kantone mit einer zentralen Frage an Expertinnen und Experten: Ist Führung und Leitung synonym zu verstehen? Im Alltag führen unklare Rollenbilder oft zu Konflikten. So heisst es etwa im Zürcher Gemeindegesetz: „Der Gemeinderat führt die Gemeindeverwaltung. Er kann die Leitung der Verwaltung an Gemeindeangestellte delegieren.“ Doch was bedeutet das konkret?

Führung ≠ Leitung

In der Literatur werden die Begriffe zwar unterschieden. Führung ist eine Kompetenz, die Fähigkeit, Menschen zu inspirieren, zu motivieren und zu lenken, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Leitung ist eine Aufgabe, sie bezieht sich auf die Durchführung von formalen, organisatorischen und administrativen Prozessen innerhalb festgelegter Strukturen.

Die Praxis sieht oft anders aus

In vielen Gemeinden wird versucht, das Strategisch-Politische von dem Operativ-Fachlichen zu entflechten. Die Exekutive soll sich auf politische Weichenstellungen konzentrieren, während das Tagesgeschäft den Fachkräften in der Verwaltung überlassen wird. Doch so einfach ist das nicht. Gesetzliche Grundlagen allein reichen nicht aus, um diese Trennung klar und wirksam zu vollziehen. Die Unterscheidung von Führung und Leitung greift in der kommunalen Realität oft zu kurz.

Was es wirklich braucht

Ob in der Verwaltung oder in der Behörde: Es braucht Führungspersönlichkeiten, die inspirieren, motivieren, entwickeln, Orientierung geben und dabei Veränderung gestalten. Eine verbindliche Rollenklärung und eine klare Zuordnung der Aufgaben sind dabei zentral:

  • Wer führt wen?
  • Wer leitet was?
  • Und wie viel Verantwortung und Entscheidungsspielraum wird dabei übertragen?

Viele Gemeindeexekutiven könnten ihren Mitarbeitenden mehr Führungs- und Leitungsverantwortung sowie Kompetenzen übertragen. Das würde nicht nur die Attraktivität der Arbeitsplätze weiter erhöhen, es wäre auch wichtiges Signal in Zeiten des Fachkräftemangels.

Fazit

Führung und Leitung lassen sich in Gemeinden nicht strikt voneinander trennen. Entscheidend ist ein gemeinsames Rollenverständnis, das immer wieder überprüft und angepasst wird. Ein allgemeingültiges «Rezept» dazu gibt es nicht, so hilfreich das wäre. Denn jede Gemeinde hat ihre individuell gewachsenen und gelebten Strukturen.

Professionelle Führung bedeutet auch, sich ab und an von aussen Inputs zu holen oder begleiten zu lassen. So kann die eigene Rolle reflektiert und Klarheit geschafft werden hinsichtlich der gemeinsamen Weiterentwicklung innerhalb der Gemeinde.

Veröffentlicht am: 08. Dezember 2025


Die inoversum AG aus Uster ZH berät in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Public and Nonprofit Management der Hochschule Luzern – Wirtschaft öffentliche Institutionen in den Bereichen Organisationsentwicklung an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik.

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