Agilität,

Arbeitswelt 4.0,

Gemeindeführung

Agilität in Gemeinden: Widerspruch oder Erfolgsgeheimnis?

Agilität in Gemeinden: Widerspruch oder Erfolgsgeheimnis?

Ein agiles Mindset und eine agile Arbeitsweise sind auch in Gemeindeverwaltungen möglich. Das Beispiel Buchrain zeigt, was eine Gemeinde dabei gewinnen kann.

Gemeinden stehen vor vielfältigen und anspruchsvollen Herausforderungen: Fachkräftemangel, steigende Ansprüche der Bevölkerung an Transparenz, Mitsprache und Dienstleistungsorientierung sowie wachsende Unsicherheit und Komplexität. Wie können Politik und Verwaltung mit innovativen Lösungen auf die Arbeitswelt 4.0 reagieren?

Eine Antwort des Instituts für Betriebs- und Regionalökonomie (IBR) lautet: Agilität, auch wenn diese im Widerspruch zu öffentlichen Verwaltungen zu stehen scheint und teilweise als Modewort abgetan wird. Dieser Blogbeitrag zeigt, wie agile Prinzipien, ein agiles Mindset und eine agile Arbeitsweise dazu beitragen, Gemeinden zukunftsfähig zu machen.

Agilität – mehr als ein Schlagwort

Der Begriff Agilität leitet sich von «leicht beweglich, lenksam, behend» ab und wird oft als Fähigkeit interpretiert, schnell auf Veränderungen zu reagieren. Dies erfordert nicht nur flexibles Denken und Handeln, sondern auch flache Hierarchien, die den Mitarbeitenden erlauben, rasche, eigenständige und kundenorientierte Entscheide zu fällen. Daraus folgt nicht, alle Aufgaben von Gemeindeverwaltungen agil anzugehen. In Bereichen wie beispielsweise der wirtschaftlichen Sozialhilfe, in denen Rechtskonformität und Gleichbehandlung Priorität haben, sind strukturierte und einheitliche Vorgehensweisen notwendig. Ein agiles Mindset, das die Bedürfnisse der Anspruchsgruppen in den Fokus stellt sowie eine dienende Haltung, sind jedoch immer hilfreich.

Bueri 4.0: Agilität in der Gemeinde Buchrain

Ein Beispiel für Agilität in der öffentlichen Verwaltung ist «Bueri 4.0». Die Initiative der Gemeinde Buchrain zielt darauf ab, trotz Fachkräftemangel geeignete Mitarbeitende zu gewinnen und im Rahmen des Umzugs in ein neues Dienstleistungszentrum einen Kulturwandel herbeizuführen. In Anlehnung an agile Prinzipien wurden die Mitarbeitenden von Beginn an einbezogen und ermutigt, durch selbstorganisiertes Arbeiten und Experimentieren das Verwaltungssystem kontinuierlich zu verbessern. Dazu wurde enger in Teams zusammengearbeitet und die Verantwortung breiter verteilt. Die Betonung liegt auf der Service-Orientierung gegenüber der Bevölkerung, wozu auch digitale Technologien wie die App «Crossiety» beitragen. Obwohl der Kulturwandel hin zu mehr Agilität mit Unsicherheiten und zeitweiser Überforderung einhergeht, zeigen die Erfahrungen aus Buchrain, dass dies mit motivierten Mitarbeitenden und einer zufriedenen Bevölkerung belohnt wird.

Möchten Sie mehr zum Thema erfahren? In dieser brandneuen Episode des IBR-Podcasts «Von Pontius bis Pilatus» spricht der Luzerner Regierungsrat Armin Hartmann u.a. über Agilität im öffentlichen Sektor.

Um als öffentliche Verwaltung am Ball zu bleiben:

Der viertägige Fachkurs Agilität in der öffentlichen Verwaltung der HSLU W vertieft Selbstorganisation, Führung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe als Schlüsselprinzipien von Agilität und behandelt die Frage, wie sich Agilität und Innovation mit Rechtskonformität und Verlässlichkeit vereinbaren lässt. Er ermöglicht den teilnehmenden Führungs- und Fachpersonen, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Gemeinden, Kantonen und Bund sowie Schulen und Gesundheitsorganisationen auszutauschen und mit- sowie voneinander zu lernen. Anmeldungen für die nächstjährige Durchführung sind bereits möglich.

Veröffentlicht am: 29. August 2024

Autorin: Shiva Stucki-Sabeti

Dozentin und Projektleiterin, Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR
+41 41 228 22 53 shiva.stucki-sabeti@hslu.ch

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