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Regionalökonomie Goes International: wie Expertise der HSLU zur Stärkung albanischer Gemeinden beiträgt

Regionalökonomie Goes International: wie Expertise der HSLU zur Stärkung albanischer Gemeinden beiträgt

Stefan Bruni erklärt, warum Regionalökonomie international gefragt ist und gewährt Einblicke in zwei wegweisende Projekte, die Dezentralisierung und öffentliche Finanzen in Albanien stärken.

Sebastian Huber (SH): Stefan, soeben bist Du aus Albanien zurückgekommen, wo Du gleich in zwei Projekten mitwirkst: «Starke Gemeinden» (Bashki të Forta BtF) und «Local Finance» (Financat Lokale LF). Worum geht’s dabei?

Stefan Bruni (SB): «Starke Gemeinden» ist ein sehr umfassendes Projekt, welches von Helvetas geleitet wird. Wir unterstützen die Umsetzung von Reformen der albanischen Regierung über die Aufgabenteilung zwischen Zentralstaat und Gemeinden sowie beim Finanzausgleich. Es ist wie der nationale Finanzausgleich (NFA) bei uns, nur im Schnelldurchlauf. Statt über viele Jahre, wie in der Schweiz, wird in Albanien versucht, die Reformen in einem Jahr zu machen. Die Erfahrungen von Roland Fischer in unserem Kompetenzzentrum Regionalökonomie an der HSLU sind dabei besonders hilfreich. Viele der Konzepte, welche dem NFA zugrunde liegen, können in angepasster Form auch in Albanien angewandt werden.

Beim «Local Finance» Projekt geht es – wie der Name sagt – um Stärkung des Managements öffentlicher Finanzen in den Gemeinden. Unsere Rolle ist es, den Wissens- und Erfahrungsaustausch unter den Gemeinden zu fördern. Nebst technischen Aspekten der öffentlichen Finanzen fliessen auch Aspekte des Change Managements in das Projekt mit ein. Wie überall auf der Welt scheitern Reformen oft an Widerständen der Beteiligten. Diesem Aspekt versuchen wir Rechnung zu tragen.

SH: Albanien liegt nicht gerade auf der Hand – warum engagierst Du Dich ausgerechnet in Albanien?

SB: Weil Albanien ein wunderschönes Land mit wunderbaren Menschen ist und weil die angestrebten Reformen ambitioniert sind. Zudem unterstütze ich das Ziel, die Gemeinden als Teil der Dezentralisierung und für einen besseren Service Public zu stärken. Ausserdem leisten wir schon viele Jahre Unterstützung für Projekte der internationalen Zusammenarbeit, und weil beide Projekte von der Schweiz finanziert sind (DEZA resp. SECO), wird Schweizer Expertise beigezogen.

Adelina Farrici, Executive Director of Association of Local Autonomy of Albania (ALAA) und Stefan Bruni

SH: Das «R» in IBR steht für Regionalökonomie. Jetzt denken wir bei «Regional» vornehmlich an die Region Zentralschweiz, eventuell noch an andere Schweizer Regionen und Gemeinden. Da kommt uns Albanien zur Schweiz recht anders vor; lässt sich denn Deine Expertise in Regionalökonomie auch im Ausland anwenden, und wie?

SB: Klar! Wir beschäftigen uns mit Konzepten der Regionalentwicklung und der öffentlichen Finanzen im Allgemeinen. Diese theoretischen Konzepte gilt es dann jeweils den spezifischen Regionen anzupassen. Zudem sind unabhängig vom Ort immer auch methodische Fragen zentral, z.B. werden alle Beteiligten miteinbezogen und das politökonomische Umfeld analysiert. Extern getriebene Projekte, welche schlecht in den Regionen verankert sind, funktionieren weder im Entlebuch noch in Shkodra.

SH: Gab es denn in der Vergangenheit schon häufiger Aufträge, wo Deine regionalökonomische Expertise im Ausland gefragt war?

SB: Oh ja! Wir haben sogar einen Rahmenvertrag mit der Abteilung wirtschaftliche Entwicklung des SECO. Im Rahmen dieses Vertrags haben wir schon Projekte in vielen verschiedenen Ländern unterstützt. Ich war in den vergangenen Jahren z.B. in Ghana, Südafrika und Kirgistan engagiert. Dies waren alles Kurzzeitmandate zur methodischen und inhaltlichen Unterstützung des SECO in wichtigen Projektphasen. Wir haben auch ein Assessment der öffentlichen Finanzen in Tadschikistan gemacht. Sämtliche Mandate nehme ich immer mit lokalen Expert:innen gemeinsam wahr. Diese Zusammenarbeit ist extrem spannend und lehrreich.

SH: Die Projekte in Albanien werden in einem vorgegebenen Zeitraum abgeschlossen werden; was kommt danach? Warten schon die nächsten Aufgaben für Dich, in vielleicht noch weiter entfernten Ländern?

SB: Das LFP dauert noch weitere 5 Jahre. Ich werde somit weiterhin das Privileg haben, bei der Entwicklung der Gemeinden in Albanien mitzuwirken. Der Rahmenvertrag mit dem SECO läuft dieses Jahr aus. Wir werden uns aber sicher wieder für die neue Phase bewerben. Ausserdem sind wir im Kompetenzzentrum daran, uns als Forschungspartner stärker im Themenbereich Klimafragen (Climate Finance) auch international zu positionieren.

SH: Vielen Dank, Stefan, für Deine Zeit und das spannende Gespräch!

SB: Sehr gern.

Veröffentlicht am: 03.06.204

Autor: Stefan Bruni

Dozent, Projektleiter & Co-Leiter CC Regionalökonomie Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR

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