Ich bin immer Elena!
Sie ist beseelt, unkonventionell und engagiert sich, bis ihr der Kopf brummt: Elena Szirmai. Trotzdem die Dozentin an der Hochschule Luzern gleich sechs unterschiedliche Fächer unterrichtet und stetig übt, ist alles für sie ein und dasselbe: eine konstante Suche nach Effizienz und Selbstoptimierung.
Ich tadle nicht. Ich lobe nicht. Ich urteile überhaupt nicht, aber ich beobachte.
Musik schlummert in Elena Szirmai seit ihrer Geburt. Doch erst, als sie mit zwei Jahren in ihrem Elternhaus in Holland auf einem Klavier spielte, konnte sie das Innere auch aussen hörbar machen. Seitdem hat die Musik Szirmai nicht mehr losgelassen. Sie half ihr in der Jugend, als sie für den Collegeabschluss alleine in Amerika war, sich der eigenen Existenz zu vergewissern: «Ich spiele Klavier, also bin ich», resümiert Szirmai heute. Danach begann die gebürtige Holländerin im Alter von gerade einmal 16 Jahren ein klassisches Klavierstudium in Luzern, wo sie auch ihr Zuhause fand – und ihre Liebe zum Tango Nuevo. In diesem kommt für Szirmai alles zusammen, was sie an der Musik liebt: eine stupende Technik, die komplexe Harmonik der Klassik und der Groove des Jazz. Dementsprechend performt sie diese Musik leidenschaftlich mit ihrem eigenen Trio Szirmai-Kramis.
Ausserdem ist Szirmai mit ihrem Partner Otmar Kramis als Gamelan-Duo zu hören; eine Musikrichtung und Passion, welche sie während eines Jahresaufenthalts Mitte der 90er-Jahre in Bali für sich entdeckte, und die heute in ihren Unterricht einfliesst. Nach abgeschlossenem Lehrdiplom kam zusätzlich noch eine Solistinausbildung an der Musikhochschule Basel dazu. Und auch wenn ihr, laut eigenen Aussagen, wegen ihrer kleinen Hände die wuchtige Virtuosität für die grossen Klavierkonzerte fehlen würde, ist Szirmai in Sachen Klangfarben und Subtilität eine absolute Meisterin.
Zentrale Beziehung zwischen Musiker*in und Instrument
Darin liegt heute auch ihre Haupttätigkeit: «Stilistik ist mir egal, denn es gibt keine Grenzen. Was du spielst, spielt keine Rolle – aber wie du es tust, das ist wichtig», sagt sie. Messages wie diese gibt Szirmai seit 1992 an der Hochschule Luzern – Musik weiter. Ihre dortige Lehrtätigkeit begann mit einer Stellvertretung im Fach Rhythmik, das sie später vollends übernahm. Später unterrichtete sie auch Klavier, doch nicht lange auf konventionellem Wege: Szirmai gründete nämlich ihr eigenes Fach Pianistik, in dem nicht Fingersätze und Skalen im Mittelpunkt stehen, sondern die ganze Beziehung zwischen Musiker*in und Instrument: «Es geht in erster Linie um den Körper. Mehr hat man nicht», meint sie.
Das Üben üben
Im Austausch mit ihren Studierenden merkte die Pianistin schnell, dass viele mit denselben Themen kämpften: Wie übe ich richtig und für wen eigentlich? Wie nutze ich meine Zeit effizient? «Viele Studierende kommen aus einem Gymnasium, wo ihnen das Wissen auf dem Teller serviert wurde – dabei verliert man jedoch den Mut zur Neugierde und die Fähigkeit, sich selber auszubilden», kommentiert sie diesen Umstand und fährt fort: «Dabei ist eine positive Beziehung zum eigenen Üben essenziell, da sie die Haupttätigkeit im Leben einer Musikerin oder eines Musikers darstellt. Jeden Tag ein bisschen besser zu werden, ist eine Lebenseinstellung.»
Das führte dazu, dass die Pianistin trotz erstem Widerstand der Schulleitung ein weiteres Fach ins Leben rief: «Das Üben üben», als Folge ihres gleichnamigen Forschungsprojektes an der Hochschule.
Ungefilterte Wahrnehmung
In ihrem Unterricht schafft Elena Szirmai primär einen urteilsfreien Raum, wo die Studierenden eigene Erfahrungen sammeln sollen: «Ich tadle nicht. Ich lobe nicht. Ich urteile überhaupt nicht, aber ich beobachte.» Diese Beobachtungsgabe ist aber auch etwas, was sie als Dozentin anecken lässt. «Viele Studierende fühlen sich durchschaut, irgendwie ertappt. Andere hingegen schätzen meine ungefilterte Wahrnehmung ungemein», kommentiert sie diesen Punkt und konstatiert: «Keine Lehrperson ist perfekt für jeden.»
Engagiert, neugierig und echt
Im Endeffekt ist Elena Szirmai extrem engagiert, geht immer an ihre Grenzen und liebt es, Neues zu erlernen und anderen dabei zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Dabei betont sie: «Ich bin immer Elena, egal, ob ich am Klavier sitze oder in der Küche Karotten rüste».
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