«Ich will meine Musik in der ganzen Welt erzählen!»

Bereits als 19-Jährige hat die Armenierin Aregnaz Martirosyan das Klavierstudium abgeschlossen und wusste: Sie will nicht Interpretin sein, sondern Komponistin. Und ihre Musik soll in die ganze Welt hinausgetragen werden. Was sich anhört wie ein verwegener Wunschtraum, verfolgt die heute 29-jährige konsequent. Nach dem Bachelor-Studiengang Komposition in Jerewan und dem Besuch mehrerer Masterclasses bei renommierten Komponisten, schliesst sie nächstes Jahr das Komposition-Studium bei Dieter Ammann an der Hochschule Luzern ab.

Text von Christine Weber

Soeben kommt Aregnaz Martirosyan aus dem Unterricht und erzählt jetzt bei einem Tee im Campus Südpol über sich und wie es dazu gekommen ist, dass sie in Luzern studiert. Das macht die zierliche Frau, die in der weiten Jacke viel jünger wirkt, als sie ist, in fast lupenreinem Hochdeutsch. Gelernt hat sie die Fremdsprache während einem zweimonatigen Privatkurs. Das passt zum Tempo, mit dem die junge Künstlerin ihre Leidenschaft vorantreibt. «Ich wusste schon als Kind, was ich wollte», sagt sie und erzählt lachend, was sie auf die Frage nach ihrem Traumberuf jeweils geantwortet habe: «Berühmt werden!».

Eigene Musikwelten erschaffen

Bereits als Knirps habe sie fast rund um die Uhr gesungen und mit allem Klänge und Töne gemacht, was ihr in die Finger gekommen sei – auf der Tischplatte, mit Töpfen und Tassen. Als sie siebenjährig war, kauften ihr die Eltern ein Klavier, sie besuchte die Musikschule und mit 14 Jahren folgte das Musikstudium. «Obschon meine Eltern nicht aus einem künstlerischen Milieu kommen, haben sie mich von klein an unterstützt», sagt Aregnaz. Während des Klavierstudiums sei ihr klar geworden, dass sie nicht Pianistin und Interpretin sein will, sondern selbst Musik erschaffen möchte. «Damit kann ich meine eigenen Klänge und Geschichten, meine Vorstellungen und Visionen – eben meine Kompositionen – in die Welt hinaustragen.». Dass auch sie selbst in die Welt hinauswill, war ein logischer Schritt. «Hauptsächlich wegen dem künstlerischen Aspekt – aber auch, weil die Spannungen in Armenien die letzten Jahre riesig waren: Der Krieg hat mich enorm belastet, zeitweise konnte ich mich kaum mehr auf meine künstlerische Arbeit konzentrieren.»

«Für mich haben sich hier musikalische Welten geöffnet!»

Aregnaz Martirosyan

Internationales Umfeld als Inspiration

Obschon Aregnaz Martirosyan als zeitgenössische Komponistin bereits mit einigen Preisen ausgezeichnet wurde, und (Auftrags-)Werke von ihr unter anderem vom Armenischen Philharmonischen Orchester aufgeführt worden sind, musste sie sich vor dem Studienantritt in der Schweiz beweisen. «Ich wollte unbedingt zeitgenössische Musik bei Dieter Ammann studieren! Das Potenzial meiner eingereichten Werke überzeugte ihn zwar, aber technisch und stilistisch gab es Nachholbedarf», erzählt sie. Nach einem Austauschsemester war es dann soweit: 2019 wurde sie in den Kompositons-Studiengang bei Dieter Ammann aufgenommen – dass sie dann richtig abheben und eintauchen konnte, musste sie sich allerdings zuerst erkämpfen: «Kurz nach meiner Ankunft ist die Corona-Pandemie ausgebrochen, ich kannte kaum jemanden und mein Deutsch war noch nicht so gut. Zuerst war es eine schwierige Zeit für mich», sagt Aregnaz rückblickend. Unterdessen hat sich das geändert, die Musikerin und Komponistin ist gut integriert, hat Freunde und eine Wohnung gefunden und wird 2022 den Master in Komposition abschliessen. «Für mich haben sich hier musikalische Welten geöffnet! Ich profitiere unglaublich viel und Dieter Ammann ist sowohl als Professor wie als Mensch ein grossartiger Mentor». Inspirierend sei zudem das internationale Umfeld an der Schule, die Austauschmöglichkeiten an Festivals wie etwa «Alpentöne», «New Music Days» und «Darmstädter Ferienkurse» oder Gefässe wie die Akademie für zeitgenössische Musik an der Hochschule Luzern.

Die Komponistin ist mit ihrem Wunsch, die eigene Musik in die Welt hinauszutragen unterdessen ein grosses Stück vorangekommen: Nebst der Uraufführung für das Orchesterwerk «Zeitlos» des Sinfonieorchester Biel-Solothurn (2021 Mai) hat die junge Komponistin auch ein Ensemblestück für das Amsterdamer Ensemble «InterContinental» geschrieben, das auch auf CD erschien (2021 Oktober). Zudem würdigt die Basel Sinfonietta den Komponisten Dieter Ammann am 26. Mai 2022 zu seinem 60. Geburtstag mit zwei Uraufführungen – eine davon ist das Auftragswerk für Orchester von Aregnaz Martirosyan.

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