Die Panflöte – Ein Video-Projekt mit viel Gespür gewinnt Musikpädagogik-Wettbewerb
Das Institut Musikpädagogik der Hochschule Luzern hat während des Lockdowns im Frühlingssemester 2020 einen Video-Wettbewerb zum Thema «Distance Learning» lanciert. Eingereicht werden konnten sowohl Lehr- und Lernvideos, Online-Konzerte wie auch einfallsreiche Inputs zum Fernunterricht: der Kreativität wurden keine Grenzen gesetzt.
Gewonnen hat den Wettbewerb Carmen Bischof. Sie überzeugte die Jury mit ihrem Video «Die Panflöte». Eine Arbeit mit viel Gespür und schönen Momenten.
Julian Dillier, Leiter des Instituts Musikpädagogik, hat Carmen Bischof zu ihrem Projekt befragt.
Hast Du bereits eine Anstellung an einer Musikschule?
Ja. Und zwar an der Musikschule Oberer Sempachersee, Musikschule Malters und ab Sommer 2020 an der Musikschule Einsiedeln.
Was war die Idee hinter diesem Video?
Die Grundidee war das Erstellen eines «Dokumentarfilmes» über die Panflöte. Es gibt viele Themen, die während des «normalen» Einzelunterrichts oftmals zu kurz kommen. Während der Zeit des Fernunterrichtens wollte ich die Chance nutzen und mich mit diesen Themen beschäftigen, wie beispielsweise der Geschichte des Instrumentes, aber auch mit persönlichen Fragen wie etwa, was die Schülerinnen und Schüler speziell an der Panflöte fasziniert. So habe ich individuelle und auf die Kinder angepasste Videoaufträge erteilt. Es sollten musikalische Inhalte zu sehen sein und Stücke vorgetragen werden. Das Ziel, den Film am Schluss gemeinsam schauen zu können, motivierte sie, und die Kinder konnten so gegenseitig voneinander profitieren und lernen.
Was waren Deine wertvollsten Erfahrungen bei der Arbeit im Distanzformat?
Ich konnte feststellen, dass einzelne Schüler und Schülerinnen plötzlich Zeit fanden, gemeinsam mit der Familie zu musizieren. Zu diesen Videobeiträgen habe ich grossartige Rückmeldungen bekommen, wie zum Beispiel: «Mit der Panflöte kann ich mich in der Musik ausdrücken» oder «den Besuch in der Panflötenwerkstatt werde ich für immer in Erinnerung behalten, denn es war ein so tolles Erlebnis». Auch hat eine Schülerin in einem Beitrag erwähnt, dass der Fernunterricht den Musikunterricht vor Ort nicht ersetzen kann. Ich denke, die Kinder haben während dieser Zeit reflektiert, was für sie Musik bedeutet.
Was funktionierte überhaupt nicht in der Arbeit mit Deinen Schülern/-innen während des Lockdowns?
Der grösste Nachteil des Fernunterrichtes sehe ich beim eigentlichen Musikmachen. Gemeinsames Musizieren ist kaum möglich und es ist eine Herausforderung, an musikalischen Elementen zu arbeiten. Die Interaktion fehlt und beim Videounterricht ist oftmals die Klangübertragung nicht gut oder es gibt Verzögerungen, was unter anderem die Arbeit am Rhythmus erschwert. Auch gibt es Kinder, die nicht gerne vor der Kamera stehen.
Kannst du anderen Musikpädagoginnen und
-pädagogen zur Arbeit mit Videos ein paar Tipps geben? Auf was sollten sie achten?
Das kommt auf die Art des Videos an. In meinem «Dokumentarfilm» machten rund zehn Kinder mit. Einerseits ist es wichtig, vorgängig ein Konzept zu haben: Welche Inhalte sollen vorkommen? Welche Schülerinnen und Schüler sollen welche Aufträge erhalten?
Genauso wichtig ist es aber – das wurde mir vor allem beim Erstellen des Filmes immer bewusster – spontan zu reagieren. Spricht ein Kind ein spannendes Thema an, ist es von Bedeutung, beim nächsten Auftrag darauf einzugehen. Mit der Zeit wich ich immer mehr vom ursprünglichen Konzept ab, konnte dafür aber auf die Interessen der Kinder eingehen. Von den Schülerinnen und Schülern gelenkt zu werden braucht zuerst etwas Vertrauen, ist dann aber umso wertvoller.
Im Allgemeinen sollte bei einer Videoaufnahme auf den Hintergrund geachtet werden. Eine Aufnahme gegen ein Fenster mit Sonneneinstrahlung ist nicht von Vorteil. Auch sollte man im Voraus wissen, ob und in welcher Form das Video geschnitten wird. Die Zeit des Schneidens ist nicht zu unterschätzen! Die Kinder brauchen für Aufnahmen oftmals die Unterstützung der Eltern. Auch hier ist die Kommunikation mit den Erziehungsberechtigten wichtig
Kannst Du Dir vorstellen auch in Zukunft diese Erfahrung in Deinen Unterricht einfliessen zu lassen?
Auf jeden Fall. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, jedes Jahr einen kleinen Film mit den Schülerinnen und Schüler gemeinsam zu erstellen.
Carmen Bischof studiert im Studiengang Master of Arts in Musikpädagogik (Major Instrumental- und Vokalpädagogik). Sie arbeitet als Musiklehrerin und schliesst diesen Sommer 2020 ab.
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