Über Oasen-Trips und Steckdosen im Klassenzimmer

Über Oasen-Trips und Steckdosen im Klassenzimmer

Lucas Aeschimann verbringt sein 5. Semester in Kairo und sammelt dort ganz neue Erfahrungen. Dass es nicht überall so strukturiert und organisiert abläuft wie in der Schweiz, ist ihm bereits vor der Abreise bewusst. Mit einer grossen Portion Gelassenheit und Unterstützung vom lokalen International Office sowie von vielen hilfsbereiten, offenen Mitstudierenden bewältigt er diese Herausforderung und kann seine Zeit in Ägypten geniessen. Um mehr zu erfahren, haben wir dem Digital Construction-Studenten 5 Fragen gestellt:

Wie war dein Start an der Misr International University in Kairo? Hast du dich gut eingelebt und wie verliefen die ersten Wochen?

Der Start war sehr chaotisch, aber damit habe ich zum Glück bereits gerechnet und da ich sowieso sonst nichts zu tun hatte, war mir das recht egal. Die Partnerschule war stets sehr bemüht, uns Austauschstudierenden unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, d.h. vom International Office der MIU war immer jemand erreichbar und bei allen möglichen Anliegen konnte man sich da melden. Beispiel: Nach ca. zwei Monaten da hatte ich auf einmal Zahnschmerzen, die von Tag zu Tag schlimmer wurden und eines Tages habe ich deshalb Dina vom International Office angefragt, ob sie mir eine gute Zahnpraxis vermitteln könnten. Sie meinte nach kurzen Abklärungen, dass ich noch am selben Tag bei der Praxis an der Uni vorbeikommen kann, was ich dann gemacht habe. Nach kurzer Wartezeit und einem längeren Eingriff war die Sache geregelt und ich hatte seither keine Probleme mehr.
Nach dem Orientierungstag verliefs ebenso chaotisch weiter. Scheinbar sind die Stundenpläne während der ersten Woche noch nicht ganz abgestimmt, was zu vielen Ausfällen der Lektionen führt oder, dass keine Dozenten auftauchen. Ab der zweiten Woche geht’s eigentlich dann erst los. Ende Oktober/anfangs November finden dann die midterm exams statt. Die Prüfungen liefen reibungslos ab, nur die Abgaben waren äusserst frustrierend, da die Kommunikation dazu für mich als Neuling an der Uni einfach nicht stattgefunden hat. Erst als ich bei einigen Mitstudierenden nachgefragt habe, erhielt ich alle Informationen (leider z.T. auch zu spät, sodass ich eine Abgabe nur verspätet machen konnte).

Was sind die grössten Unterschiede im Vergleich zur Schweiz und zur Hochschule Luzern?

Die unorganisierte und chaotische Art wie hier unterrichtet wird. Man muss seine Toleranzgrenze definitiv anpassen und bei bspw. Deadlines stets nachfragen, wann und wo die Abgaben gemacht werden müssen, da die nicht klar kommuniziert werden oder von Modul zu Modul unterschiedlich sind. Ebenso gibt es keine einheitliche Plattform über die kommuniziert wird. Z.T. ist das das Student-Portal der MIU, das MIU-Moodle, MIU-E-Mail, eine Facebookgruppe oder einfach nur ein WhatsApp Chat.
Die Digitalisierung ist hier noch nicht gleich fortgeschritten wie in der Schweiz/an der HSLU, daher ist vieles analoger. Klassenräume sind nur mit wenigen Steckdosen ausgestattet, was Laptop-Benutzer einschränkt. Notizen werden hier grösstenteils noch mit Stift und Papier gemacht. Präsentationsfolien werden nach Vorlesungen auch nur teilweise den Studenten zur Verfügung gestellt, was die Abhängigkeit der eigenen Notizen erhöht (einerseits gut, da man definitiv fokussierter in den Vorlesungen ist, andererseits schlecht, da es den Aufwand unnötig erhöht und man z.T. gar nicht aus dem Schreiben rauskommt).
Was hier aber hilft, sind die Menschen, die sehr offen, freundlich und hilfsbereit sind. Egal ob an der Uni oder sonst irgendwo. Man findet hier sehr schnell Freunde, die einem ebenfalls bei jeglichen Anliegen helfen können.
Die Woche beginnt hier mit dem Sonntag und Wochenende ist für viele Leute hier nur am Freitag (Feiertag).

Was ist das Spannendste, das du bisher gelernt oder erlebt hast?

Der Trip in die Siwa Oase. Ich buchte mit zwei anderen Austauschstudenten über eine Reiseagentur einen 4-Tages-Trip nach Siwa mit Programm. Das war sehr ausgeglichen, einerseits mit gemütlichen Begehungen von diversen Sehenswürdigkeiten, andererseits mit Aktivitäten (Treiben auf einem Salt Lake, 4×4-Safari durch die Wüste mit Sandboarding, Partys nach ägyptischer Art an den Abenden).
Mit einigen Leuten aus der Reisegruppe haben wir zudem später noch weitere Aktivitäten in und um Kairo unternommen z.B. Kajaken auf dem Nil mit anschliessendem typischem ägyptischem Abendessen, was auch ein Event für sich war und definitiv ein weiteres Highlight für mich.

Wie verbringst du deine Freizeit?

Ich gehe viel ins Gym oder bin auf Trips durch ganz Ägypten, z.B. war ich nach den midterm exams für eine Woche in Marsa Matruh am Mittelmeer und danach auf dem Siwa-Trip. An den Wochenenden habe ich versucht, so viele Trips zu machen wie möglich. Ich besuchte diverse Museen oder Bazare, ging mit einigen von der Uni als Tagestrip nach El Fayoum, war Bowling spielen, ging ins Kino oder einfach nur fein Essen.

Was würdest du zukünftigen Outgoing-Studierenden empfehlen?

Ägypten ist super für die Lebenserfahrungen! Das Studium sowieso nebensächlich, wenn man keine Entwurfsmodule besuchen muss. Denn die sind hier mit enormem Aufwand verbunden. Falls jemand hier ein Entwurfsmodul abtauschen möchte, kann ich die MIU Cairo nicht empfehlen, da man dann nur noch fürs Studium hier ist und nicht mehr für viel anderes Zeit hat.
Nicht mit Schweizer Erwartungen nach Ägypten gehen. Und das meine ich für alle verschiedenen Themen. Hier läuft einfach alles anders.

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Wir heissen Lucas bald wieder herzlich willkommen zurück an der HSLU – jetzt kannst du wieder überall deinen Laptop einstecken und weisst genau, wann und über welches Portal du deine nächste Abgabe zu erledigen hast.

Fotos: Lucas Aeschimann

fh-zentralschweiz