Massgeschneiderter Unterricht durch KI: Ein Erfolgsmodell
«Erstelle mir einen Unternehmensbeschrieb für ein fiktives Unternehmen anhand der folgenden Beschreibung: …» So startete der Prompt von Philipp Bachmann, Dozent für Kommunikation und Marketing an der Hochschule Luzern. Durch den Einsatz generativer künstlicher Intelligenz entwickelte er eine innovative Methode, die individualisiertes Lernen und Prüfen ermöglicht.
Seine Methode passt Aufgaben an die Bedürfnisse unserer Studierenden an. Das steigert nicht nur deren Engagement, sondern fördert auch ein tieferes Verständnis der Lehrinhalte. Für diese herausragende Leistung wurde Philipp Bachmann mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.
Welche Kompetenzen sind in der Ära der generativen KI (wie ChatGPT) von Bedeutung? Wie lässt sich Prüfen und Benoten sinnvoll gestalten, wenn mithilfe von ChatGPT nicht nur das Schreiben der Geburtstagskarte für die Tante plötzlich ein Kinderspiel ist, sondern auch komplexe wissenschaftliche Texte und Präsentationen im Handumdrehen erstellt werden können? Auch Philipp Bachmann stellte sich diese Fragen, als er den Kurs «Strategische Kommunikation» für das Herbstsemester 2023 plante. Trotz Bedenken war ihm klar, dass dies auch Chancen birgt: ChatGPT und Co eröffnen neue Wege des Lernens und Prüfens, die das Bildungswesen nachhaltig bereichern können.
Philipp Bachmann unterrichtet im Bachelorstudiengang Business Administration mit dem Schwerpunkt Kommunikationsmanagement das Modul «Strategische Kommunikation». In diesem Kurs erlernen die Studierenden, wie sie auf der Grundlage einer Unternehmens- und Markenstrategie wirksame Kommunikationsmassnahmen entwickeln, die Zielgruppen effektiv erreichen. Bei der Planung der Lehrinhalte wurde ihm deutlich, dass die generative KI das Berufsfeld der strategischen Kommunikation in allen Bereichen beeinflusst und damit sämtliche Lehrinhalte betrifft.
Auf die Bedürfnisse der Studierenden eingehen
Vor Semesterbeginn teilte die Studiengangsleitung Philipp Bachmann den Wunsch mit, verstärkt individualisierte Prüfungen anstelle von Gruppenübungen durchzuführen. Zudem ergab die Rückmeldung der Studierenden, dass sie am Ende des Semesters durch zahlreiche Prüfungen stark belastet sind. Daher erscheint es sinnvoll, regelmässig kleinere Prüfungen über das Semester verteilt durchzuführen, anstatt eine grosse Abschlussprüfung am Ende des Semesters zu planen.
Vor diesem Hintergrund kam Philipp Bachmann zu einer wichtigen Einsicht: «Generative KI erlaubt strukturierte Prompts, um Aufgaben präzise und ohne Mehraufwand an individuelle Anforderungen anzupassen. Dadurch können massgeschneiderte Aufgaben und Prüfungen entstehen, die genau auf die Bedürfnisse der Studierenden zugeschnitten sind.»
Und so wird’s gemacht
Philipp Bachmann erläuterte zu Semesterbeginn den Studierenden den Einsatz und Nutzen von ChatGPT. Um gleiche Ausgangsbedingungen zu gewährleisten, verwendet er strukturierte Prompts für die Erstellung einheitlicher Unternehmensbeschriebe. Diese individualisierten Beschriebe bilden die Basis für alle Aufgaben des Semesters. Um die Vergleichbarkeit der Leistungen sicherzustellen, erhalten alle Studierenden dieselben Aufgaben, die jedoch auf ihre individuellen Unternehmensbeschreibungen zugeschnitten sind. Dadurch entwickeln die Studierenden ihre eigenen Lösungen, und die Vergleichbarkeit der erbrachten Leistungen bleibt gewährleistet.
Zu Beginn des Kurses bat Bachmann jeden Studierenden individuell um dessen Interessen bezüglich Unternehmen, Marken und Produkten. Die gesammelten Antworten verwendete er als Eingabe für die strukturierten Prompts, welche klar formulierte Anweisungen sind, die der KI helfen, spezifische und relevante Ergebnisse zu generieren. Dies führte zur Schaffung massgeschneiderter, fiktiver Unternehmensbeschreibungen komplett mit eigener Firmengeschichte, Kennzahlen, Strategie und Geschäftsleitung.
Auf Basis eines von ihm entwickelten strukturierten Prompts wurden zwölf fiktionale Unternehmensbeschreibungen erstellt, wobei auch die individualisierten Präferenzen der Studierenden als Input dienten. Diese Prompts, die jeweils zwischen 600 und 700 Wörtern umfassten, wurden gespeichert und den Studierenden auf Anfrage zugänglich gemacht, wobei sensible Daten wie die Namen der Studierenden natürlich nicht an ChatGPT übermittelt wurden.
Bachmann nutzt ChatGPT, um für jeden Studierenden eine individuelle Ausgangslage für das kommende Semester und die entsprechenden Aufgabenstellungen zu formulieren.
«Früher wäre es undenkbar gewesen, den Unterricht für alle Studierenden zu individualisieren. Heute ermöglicht es die generative KI mit strukturierten Prompts, diesen Prozess mit nur geringem Mehraufwand zu bewerkstelligen.»
Dr. Philipp Bachmann
Aufgaben aus der Praxis
Während des Semesters erhalten die Studierenden regelmässig E-Mails von ihrer fiktiven Arbeitgeberin mit spezifischen Aufgaben. Diese Aufgaben sind eng mit den aktuellen Kursinhalten verknüpft, wie zum Beispiel das Verfassen einer Medienmitteilung für einen Krisenfall.
Die Studierenden agieren dabei als Kommunikationsexpertinnen und -experten und bearbeiten Aufgaben, die typisch für den Arbeitsalltag sind. Bis zum Semesterende haben sie alle erforderlichen Leistungsnachweise erbracht, umfangreiches Wissen erworben und sich optimal auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet.
Positives Feedback der Studierenden
Das Lehrkonzept stösst auf grosse Zustimmung unter den Studierenden. Im Laufe des Semesters bereichern regelmässige Gastvorträge und Diskussionen zu aktuellen Themen, wie der Einsatz von KI, das Lernerlebnis. Die Studierenden äusserten sich durchweg positiv:
- «Die Einheit zur KI fand ich sehr spannend. Zudem waren alle Gastdozierenden gut gewählt und sehr interessant!»
- «Die Krisenkommunikation und alle Inhalte zu den KI-Gastreferaten waren extrem toll.»
- «Der Unterricht war sehr praxisorientiert und auf aktuelle Geschehnisse bezogen. Das machte es einfacher zu verstehen.»
Diese Rückmeldungen bestätigen den Erfolg des praxisorientierten und innovativen Ansatzes, der die Studierenden nicht nur akademisch herausfordert, sondern sie auch direkt für die Anforderungen der modernen Arbeitswelt rüstet. Und auch Philipp fand das Dozieren top! «Es macht auch viel mehr Spass zu unterrichten, wenn ich sehe, dass die Studierenden wirklich ihren Interessen nachgehen können. Und dies zeigt sich auch beim Output der Arbeiten. Wer für ein Thema brennt, bringt die besseren und kreativeren Lösungen. Und das macht dann auch mehr Spass, die Arbeiten zu korrigieren und zu bewerten.»
«Wer für ein Thema brennt, bringt die besseren und kreativeren Lösungen.»
Dr. Philipp Bachmann
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