Im Visier: Selfie-Hotel als Tourismus-Trend?
Im 25hours-Hotel in Zürich an der Langstrasse wird seit dem 1. Juli nicht mehr nur übernachtet – sondern im neuen Selfie-Hotel auch fleissig geknipst. 22 kreativ gestaltete Zimmer sind ein wahrer Traum für Influencer, Insta-Maniacs und Menschen mit Flair für Trends. Uns interessiert: Welche Gäste besuchen den Selfie-Traum und welchen Einfluss hat das Hotel auf den Tourismus der Region?
Um dies und noch viele weitere Fragen zu klären, haben wir mit Nicole Diermeier und Andreas Liebrich, beide Tourismusexpert*innen des Instituts für Tourismuswirtschaft an der HSLU, gesprochen. Und – um aus eigener Erfahrung zu sprechen zu können – statten wir der Pop Up-Experience Selfie-Hotel natürlich selbst einen Besuch ab.
«Das Selfie-Hotel ist eine geniale PR-Story und erzeugt mediale Aufmerksamkeit für die ganze Destination», meint Nicole Diermeier. Durch das neue Angebot in der Stadt Zürich wird die Produktpalette um ein trendy Ausflugsziel erweitert. Das steigert die Attraktivität der Umgebung und unterstreicht die Innovationsinitiative der Stadt Zürich. Fraglich bleibt, ob sich die Idee des Selfie-Hotels als Reisemotivationsgrund positionieren und so nachhaltig auf das 25hours-Hotel wirken kann. Soviel vorab.
Press play. Unser Experiment startet.
Wir beginnen mit einem feinen Nachtessen in Zürich. Die Restaurants und Bars rund um das Hotel sind gut besetzt. Als Warm-Up im Selfie-Hotel verschaffen wir uns einen Überblick. Die 22 Räume sind auf zwei Stockwerken verteilt, jeder kreativ gestaltet. Vom Bällebad in wahlweise pink oder orange bis hin zu einem nachgebauten Spaceshuttle ist alles dabei. In den Gängen begegneten wir vor allem Gruppen von jungen Frauen sowie Pärchen.
Vorbildern nacheifern und sich selbst neu erfinden
Dies überrascht nicht. Andreas Liebrich erklärt: «Wir leben in einer Welt, in der Spass, Individualisierung und die damit verbundene Selbstinszenierung eine grosse Rolle spielen. Das Selfie-Hotel ist eine Antwort auf diesen Trend». Einer der wichtigsten Bestandteile dieses Erlebnisses ist die Individualität. Wer hat die beste Idee für eine neue Bildkomposition? Haben alle Freunde bereits dasselbe Foto, verliert natürlich die Uniqueness und damit die Attraktivität. Und doch entwickelt sich ein Trend – wenn bereits Vorbilder ein solches Foto geschossen haben, macht es einfach Spass, auch ein Foto zu posten vor eben dieser Location.
Auch ich habe gesehen, dass Schweizer Persönlichkeiten wie Ramon Zenhäuser und Christa Rigozzi bereits im Selfie-Hotel zu Gast waren. Das und meine Neugier brachten mich dazu, dem Pop-Up-Angebot einen Besuch abzustatten. Zurück also zu unserem Experiment: In jedem Raum habe ich die Möglichkeit, mich in verschiedene Posen zu werfen. Die Challenge: Welches wird mein #Pictureoftheday? Meiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nach zwei Stunden, 22 Räumen, 480 Fotos und auch ein paar Schweissperlen neigt sich unser Besuch dem Ende zu. Was für ein einmalige Erlebnis. Es sind Bilder und Videos entstanden, welche definitiv einen Post auf Instagram, Facebook oder TikTok verdient haben.
Dieser Trend macht Spass und hat uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert – was will man mehr?
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Text und Bilder: Chiara Köchli
Juli 2020