Lesezeit 5′ Minuten // Ein Beitrag von Patricia Prata, Piyaporn Thongkwan und Valentine Stäbler
Was machen eigentlich Wirtschaftspsycholog*innen und warum lohnt sich ein Studium in Wirtschaftspsychologie? Als angehende Wirtschaftspsychologinnen stellen wir uns immer wieder die Frage, wo wir zukünftig unsere gelernten Kompetenzen und Fähigkeiten einsetzen werden. Wie wird unser Arbeitsalltag aussehen und in welcher Abteilung werden wir tätig sein?
Wenn uns eine bekannte Person fragt, was Wirtschaftspsycholog*innen machen, antworten wir beispielsweise mit “Wir sind die, die überlegen, wie die Migros verkaufsfördernd gestaltet werden kann”.
Man sitzt im Zug oder trifft ein bekanntes Gesicht in der Migros. Der Small-Talk beginnt und es wird prompt nach dem aktuellen Job gefragt. “Ich studiere Wirtschaftspsychologie und arbeite nebenbei” ist die Antwort. Es folgen hochgezogene Augenbrauen und ein “Oh, ach so”. Nach einer kleinen Sprechpause kommen Kommentare wie “Ach, du manipulierst die Leute, damit mehr gekauft wird?” oder “werden wir bald von dir therapiert?”. Woher kommen diese Vorurteile, fragen wir uns? Vermutlich rühren sie von Unwissenheit, kombiniert mit Hörensagen.
Glücklicherweise gibt es auch viele positive Reaktionen. Viele Menschen finden die Arbeit von Wirtschaftspsycholog*innen sehr spannend und sehen das Potential für die Zukunft. Aufklärung und Forschung könnten helfen, die teilweise vorhandenen Vorurteile aufzuklären. Durch gezielte Einblicke in spätere Arbeitstätigkeiten, können wir auch unsere Mitmenschen entsprechend informieren und so die Unwissenheit bekämpfen. Denn unser Studium ist durchaus vielseitig und spannend:
Die Wirtschaftspsychologie ist ein eher jüngerer Zweig der Psychologie, weshalb viele Menschen den Studiengang kaum kennen. Dennoch wird sie bereits heute in vielen Berufen angewendet. Sie beschäftigt sich mit dem subjektiven Erleben und dem Verhalten von Menschen im ökonomischen Umfeld, sowie den sozialen Zusammenhängen.
Ein typisches Einsatzgebiet von Wirtschaftspsycholog*innen liegt im Personalmanagement. Eine Aufgabe als Personalmanager*in wäre zum Beispiel die Rekrutierung. Personal ist das wichtigste Gut in einem Unternehmen und um Erfolg zu haben, sind besonders gute Mitarbeitende von zentraler Bedeutung. Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Das HR hat sich für eine Person entschieden, welche einen hervorragenden und motivierenden Eindruck am Bewerbungsgespräch gemacht hat. Nun sind ein paar Monate vergangen und es stellt sich heraus, dass die Person unzuverlässig und unmotiviert ist, sowie ab und zu die Arbeit verweigert. Was macht man mit so einer Person? Wie geht man am besten vor? Soll die Unternehmung die Person entlassen? In diesem Fall sind gute Führungspersonen gefragt.
Viele Studienabsolvierende der Wirtschaftspsychologie übernehmen die Verantwortung in der Führung eines Unternehmens. Ein guter Leader würde ein Gespräch mit dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin suchen und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Oftmals liegt das unmotivierte Verhalten an fehlendem Coaching und Training. Weitere Aufgabenbereiche für Wirtschafspsycholog*innen sind die Unternehmensberatung, Organisationsentwicklung und das Change-Management – wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Unternehmung. Nicht zuletzt kann die Wirtschaftspsychologie ebenfalls in der Markt- und Konsumentenforschung angewendet werden. Wie kann man Produkte am erfolgreichsten bei Kunden platzieren?
Zusammengefasst kann Wirtschaftspsychologie schlussendlich in jedem Job angewendet werden. Wirtschaftspsycholog*innen verfügen über ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten.
Der Studiengang an der HSLU in Wirtschaftspsychologie ist noch jung. Letzten Sommer startete der dritte Jahrgang und konkrete Erfahrungen mit Studienabsolvierenden konnte man daher noch nicht sammeln. Aufgrund der Erfahrungen von langjährig bestehenden Wirtschaftspsychologiestudiengängen an deutschen und schweizerischen Fachhochschulen wird prognostiziert, dass uns nach dem erfolgreichen Abschluss des Bachelor-Studiengangs diverse Türen offenstehen werden und wir in der Arbeitswelt mit dem angesammelten Wissen unterschiedliche Wege gehen können.
In der heutigen schnelllebigen Welt, welche Agilität und Flexibilität fordert, spielt der Mensch in Anbetracht dieser Herausforderungen eine zentrale Rolle in Organisationen. Mit dem Abschluss, in welchem wir wirtschaftliches und psychologisches Know-How kombinieren, können wir auf solche Anforderungen reagieren und die Arbeitskräfte bei diesem Wandel begleiten. Daher sind unsere erlernten Fähigkeiten im aktuellen Arbeitsmarkt hoch gefragt, um die Organisation in diesem Prozess zu unterstützen.
Konkrete Bereiche, in welchen wir unsere Befähigung einsetzen können, wären im Kontext des Personalmanagements, Marketing, Management, Führungsthemen, usw. Es werden sich in Zukunft, im Rahmen der Digitalisierung, und da der Mensch immer eine Rolle spielen wird, noch weitere Möglichkeiten ergeben, welche uns spannende Arbeitsbereiche eröffnen.
Falls jemand nach der drei-respektive vierjährigen Ausbildung noch einen Master anhängen möchte, stehen diverse Anschlussmöglichkeiten, wie betriebswirtschaftlich ausgerichtete Masterausbildungen an der HSLU Wirtschaft oder psychologisch ausgerichtete Masterausbildungen an verschiedenen Fachhochschulen in der Schweiz zur Verfügung. Mit 120 psychologisch anrechenbaren ECTS-Punkten ist der Studiengang so konzipiert, dass auf Masterstufe in angewandter Psychologie prinzipiell weiter studiert werden kann. Aufnehmende Hochschulen prüfen die jeweiligen Bewerbenden und treffen autonom ihre Entscheidung. Die Hochschulen stehen zu Fragen des Übertritts und zur Qualitätssicherung in regelmässigem Kontakt. Wie im Austausch mit Mitstudierenden in Erfahrung gebracht, interessieren sich viele für einen Masterabschluss in Psychologie, um mit diesem eine berufliche Karriere in angewandter Psychologie anzustreben.
Weitere Beiträge über das Studium der Wirtschaftspsychologie finden Sie hier.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Moduls «Kommunikationskompetenz: Mit Bildern und Texten informieren» an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.
Patricia Prata, Piyaporn Thongkwan und Valentine Stäbler studieren Business Psychology an der HSLU.
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