Arbeits- & Organisationspsychologie
Lesezeit 5′ Minuten // Ein Beitrag aus dem Modul «Motivationspsychologie»
Kennen Sie das Gefühl ganz und gar in eine Tätigkeit einzutauchen, die Zeit zu vergessen und in kompletter Konzentration zu versinken? Vielleicht sind Sie diesem Gefühl schon einmal bei der Ausübung Eures Hobbies begegnet – beim Klavier spielen, Zeichen, Klettern oder Tanzen?
Falls die Antwort auf die oben genannten Fragen „JA“ lautet, dann haben Sie wahrscheinlich Flow erlebt. „Ich bin im Flow“ – was bedeutet das eigentlich? Flow ist einer der erfreulichsten Zustände, der uns hilft kreativer, produktiver und glücklicher zu sein. Im Flow erfreuen wir uns an der Ausübung einer Aktivität und achten nicht auf die Zeit. Auch die Erreichung eines Ziels rückt eher in den Hintergrund – ein wahrer Tätigkeitsrausch.
Diane Allen, Violinistin und Keynote Speakerin beschreibt in Ihrem TEDxTalk, wie sie persönlich in den Flow Zustand findet und diesen aktiv beeinflusst, um dessen ganzes Potential entfalten zu können.
Der ungarische Glücksforscher Mihály Csikszentmihalyi beschäftigte sich in den 70er Jahren eingehend mit der Entstehung von Flow, da dieser Zustand neben Autonomie und Gemeinschaft, Motivation fördert. Fun Fact: Csikszentmihalyi hat sich der Psychologie nach einem Besuch in einem Schweizer Ski Resort gewidmet, wo er einen Vortrag des Schweizer Psychologen Carl Jung gehört hatte. Csikszentmihalyi war beeindruckt von Jung und begann sich intensiver mit seinen Werken zu beschäftigen, bevor sich für ein Psychologie-Studium in den USA entschied.
Die Fähigkeit, Flow zu erleben, kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Csikszentmihalyi beschreibt Personen, welche häufig Flow erleben, als «autotelische Persönlichkeiten». Diese Personen setzen sich selbstbestimmt realistische Ziele, sehen Schwierigkeiten als Herausforderungen an und neigen dazu, Dinge, um ihrer selbst willen zu tun, anstatt von einem äußeren Ziel angetrieben zu werden. Dieser Persönlichkeitstyp zeichnet sich zudem durch höhere Persistenz (d.h. Ausdauer von Verhalten), gesteigerte Lernmotivation und Zufriedenheit sowie einen positiven Selbstwert aus.
Flow entsteht, wenn folgende Komponenten in der Situation erfüllt werden:
Flow entsteht also generell durch eine Passung der Schwierigkeit, eine klare Zielsetzung, vorhandenes Feedback, eine oft neuartige und ungewohnte Aufgabe, keinen Zeitdruck und keine Störungen durch Telefon oder Mails.
Csikszentmihalyi geht davon aus, dass in folgenden zwei Situationen ein Flow erlebt werden kann: (1.) je höher die Fähigkeit und je schwieriger die Anforderungen und (2.) je niedriger die Fähigkeit und je niedriger die Anforderungen. Dies führt nach dem Flow Quadranten Modell zu vier unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten: Angst, Flow, Langeweile oder Entspannung.
Menschen sind gelangweilt, wenn die gestellte Aufgabe zu einfach und die Fähigkeit der Person zu niedrig ist. Angst wiederum verspüren Menschen, wenn sie merken, dass die eigenen Fähigkeiten niedrig, jedoch die Anforderungen hoch sind. Menschen entspannen sich, wenn die Anforderungen niedrig sind, sie aber über hohe Fähigkeiten verfügen. Ein Flow Gefühl entsteht bei optimaler Passung d.h. wenn sowohl Anforderung und Fähigkeit zusammenpassen. Haben Sie bereits Flow erlebt? Wenn ja, wann und wo? Schreiben Sie uns gerne einen Kommentar!
Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.
Konfuzius
Wer hat diesen Aphorismus noch nicht gehört – aber hat Konfuzius nicht Recht mit seiner Aussage? Gerade für Unternehmen bildet die Flow Theorie eine wichtige Basis für eine optimale Arbeits- und Anforderungsgestaltung. Nichts ist schlimmer als Langeweile am Arbeitsplatz und Angestellte, die nur noch warten, dass die Uhr Feierabend schlägt. Wie Unternehmen diesen Ansatz sinnvoll nutzen können, erfahren Sie in einem späteren Blogbeitrag: Flow für Fortgeschrittene.
Wir hoffen, dieser kleine Exkurs in die Flow Theorie hat Ihnen gefallen und wünschen Ihnen, dass Sie Ihren persönlichen Flow schnell finden.
Referenzen
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Moduls «Motivationspsychologie» an der Hochschule Luzern. Herzlichen Dank an unsere Autor/innen.
Kommentare
2 Kommentare
Sandro
Sehr spannender Beitrag. Ich habe den Flow auch schon erelebt. Im Sport gibt es diesen Zustand ebenfalls. Man vergisst beim Joggen alles um sich und wenn man wieder "auwacht", ist man einfach zwei Kilometer weiter. Das Schwierige ist, diesen Zustand gezielt hervorzubringen.
Malik J Palamar
Hallo Sandro Sehr spannend was Du beschreibst. Auch deine Aussage, dass es schwierig sei diesen Zustand hervorzubringen. Ich habe die Flow-Psychologie studiert und anschliessend noch Flow-Coaching draufgesetzt. Wir gehen davon aus dass man seinen Alltag so gestalten kann dass man umgeben ist von den sogenannten Flow-Triggern und dass man gleichzeitig die Flow-Blocker elliminieren soll. Diese sind teilweise individuell und man kann sie durch ganz bestimmte Prozess ausfindig machen. So ist es möglich Flow systematisch zu erfahren bei verschiedenen Tätigkeiten. Zum Schluss noch ein Grundsatz. Flow kommt von Flow, das heisst je öfter man im Flow ist umso leichter fällt es diesen Zustand zu betreten und sogar in den sogennanten Makro-Flow sich zu bewegen. Beste Grüsse Malik J
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.