Arbeits- & Organisationspsychologie
Lesezeit 5′ min // Blogbeitrag zum Kapitel: Führung und Nachhaltigkeit, verfasst von Herrn Dr. Alexander Götmann
Stellen Sie sich einen Arbeitstag vor, an dem Ihre Gesundheit genauso wichtig ist wie Ihre Leistung. Denken Sie an ein Umfeld, in dem Pausen nicht nur erlaubt, sondern aktiv gefördert werden und in dem Ihre Vorgesetzten ebenso an Ihrem Wohlbefinden interessiert sind wie an Ihren Arbeitszielen. Nachhaltigkeit in der Führung kann genau diese Aspekte zur Realität werden lassen. Dieser Ansatz fokussiert die langfristige Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden, was sich wiederum positiv auf die Produktivität und das Betriebsklima auswirken kann.
Gesundheit als wichtige Säule nachhaltiger Führung
Die gesundheitsorientierte Führung versteht sich als Antwort auf die zunehmenden psychischen Belastungen in der Arbeitswelt. Stress, Burnout und Arbeitsüberlastung sind heutzutage weit verbreitet und nehmen stetig zu. Hier setzt die gesundheitsorientierte Führung an, indem sie das Wohl der Mitarbeitenden als Schlüssel zu langfristigem Unternehmenserfolg betrachtet Eine solche Führung kann nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeitenden verbessern, sondern auch ihre Produktivität – gerade auch in Krisenzeiten. Nachhaltige Führung beginnt bei der Führungskraft selbst: Self-Care. Es geht um Selbstfürsorge, das Setzen von Grenzen und das Vorbildsein in Sachen Gesundheit. Staff-Care bedeutet, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das die Gesundheit der Mitarbeitenden aktiv unterstützt. Beispiele hierfür sind flexible Arbeitszeiten, Räume für Entspannung und Erholung sowie gesundheitsfördernde Teamaktivitäten. Die Einrichtung von Ruhezonen, das Angebot gesunder Ernährungsoptionen und die Förderung regelmäßiger Bewegungspausen sind weitere Schritte hin zu einem gesundheitsbewussten Arbeitsumfeld. Eine Führungskraft, die regelmäßig Yoga-Sessions während der Mittagspause anbietet, unterstützt nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Entspannung des Teams. Ein Unternehmen, das «Digital Detox»-Tage einführt, an denen E-Mails nach Feierabend nicht beantwortet werden dürfen, trägt zur Reduzierung des digitalen Stresses bei. Solche Maßnahmen helfen, eine Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden und fördern das allgemeine Wohlbefinden.
Die Rolle der Achtsamkeit
Achtsamkeit kann ein Schlüsselelement gesundheitsorientierter Führung sein. Sie hilft, sich der eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse der Mitarbeitenden bewusst zu werden. Dies beinhaltet, regelmässig Pausen einzulegen, Stressfaktoren zu erkennen und Raum für Reflexion und persönliches Wachstum zu schaffen. Achtsamkeitstrainings und -workshops können das Bewusstsein für die eigene mentale Gesundheit schärfen und Techniken zur Stressbewältigung vermitteln.
Die Verbindung zu Sustainable Development Goals (SDGs)
Gesundheitsorientierte Führung kann einen wichtigen Beitrag zu mehreren SDGs leisten, insbesondere zu SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) und SDG 8 (menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum). Sie schafft nicht nur ein gesundes Arbeitsumfeld, sondern fördert auch die ökonomische Stabilität und Leistungsfähigkeit von Unternehmen. In der heutigen digitalen Arbeitswelt ist die gesundheitsorientierte Führung besonders relevant. Die ständige Erreichbarkeit und die Informationsflut können zu digitalem Stress führen. Führungskräfte, die digitale Pausen fördern und eine Kultur der bewussten Mediennutzung etablieren, tragen wesentlich zum Wohlbefinden ihrer Teams bei. Dies umfasst Maßnahmen wie die Einführung von E-Mail-freien Zeiten oder die Begrenzung von Online-Meetings, um den Mitarbeitenden ausreichend Zeit für konzentriertes Arbeiten und Erholung zu bieten.
Führungskräfte als Vorbilder
Die Wirksamkeit gesundheitsorientierter Führung hängt stark vom Vorbildverhalten der Führungskräfte ab. Führungskräfte, die Wert auf ihre eigene Gesundheit legen, setzen einen positiven Trend im Unternehmen. Sie motivieren ihre Teams, ebenfalls auf ihre Gesundheit zu achten und schaffen eine Kultur, in der Gesundheit als Teil des Erfolgs gesehen wird. Führungskräfte, die offen über ihre eigenen Strategien zur Stressbewältigung sprechen und Unterstützung bei gesundheitlichen Herausforderungen anbieten, stärken das Vertrauen und die Beziehung zu ihren Mitarbeitenden.
Die gesundheitsorientierte Führung ist eine Notwendigkeit in der modernen Arbeitswelt. Sie fordert ein Umdenken in der Art und Weise, wie wir Arbeit verstehen und gestalten. Ein Umfeld, in dem sich Mitarbeitende nicht nur produktiv, sondern auch psychisch und physisch wohl fühlen, kann ein wichtiger Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg und Innovation sein. Unternehmen, die diese Prinzipien umsetzen, sind besser gerüstet, um Herausforderungen wie den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel und die zunehmende Digitalisierung zu meistern. Insgesamt trägt gesundheitsorientierte Führung zu einer Arbeitswelt bei, in der Menschen ihr volles Potenzial entfalten können, was letztendlich zu einer höheren Lebensqualität und einer nachhaltigeren Gesellschaft führt.
Wer mehr über die Rolle von nachhaltiger Führung für Gesundheit und Erfolg am Arbeitsplatz erfahren möchte, findet ausführliche Informationen im Kapitel 6:
«Führung und Nachhaltigkeit – Psychologische Ansätze für Verantwortung und Wandel»
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Referenzen
Dr. Alexander Götmann
Herr Dr. Alexander Götmann studierte unter anderem an der Universität Mannheim und der Universität zu Köln und promovierte am Lehrstuhl für Führung der EBS Universität.
An der HSLU ist er Co-Leiter des CAS Leadership DUAL, lehrt in den Fächern Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie und forscht zu Themen rund um die mentale Gesundheit.
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