23. April 2015
von Prof. Dr. Ulrich Egle, Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und
von Christian Bitterli, Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Die Anforderungen an die Treuhänder sind stark gestiegen, was zu einer zunehmenden Professionalisierung der Branche führt. Der sogenannte Allround-Treuhänder, welcher Buchhalter, Revisor-, Steuer- und Unternehmensberater in Personalunion war, muss heute vermehrt Detailkenntnisse haben bzw. wird teilweise gar durch den Spezialisten abgelöst. Und trotzdem wünscht der Kunde weiterhin vertrauensvolle „Lösungen aus einer Hand“.
Gleichzeitig sind – unter anderem als Folge der Bilanzskandale Anfangs des 21. Jahrhunderts – verschiedene staatliche Regulierungsmassnahmen in Kraft getreten respektive werden solche diskutiert. Vor allem die Verschärfungen im Rahmen der Unabhängigkeit sowie die Anforderungen an die hauseigenen Qualitätssicherungssysteme haben unlängst zu kontroversen Debatten geführt. Für kleinere Treuhandunternehmen wird es zunehmend anspruchsvoller, allen staatlichen Vorgaben gerecht zu werden. Trotz erhöhter Anforderungen an die Treuhänder müssen natürlich auch die Kosten zur Bereitstellung der Dienstleistungen weiterhin im Griff gehalten werden.
Heutzutage werden das gesellschaftliche Zusammenleben als auch die ökonomischen Strukturen stark durch das Internet geprägt. Das Leben – oder zumindest ein Teil davon – geschieht weitgehend online. Nebst diesem Trend beeinflusst die zunehmende Digitalisierung der Geschäftsprozesse die Treuhandbranche signifikant. Verschiedene Applikationen (z. B. Cloud-Computing, mobile Apps, Online-Plattformen und onlinebasierte Buchhaltungssysteme) werden eingesetzt, um Geschäftsprozesse effizienter abzuwickeln und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Der digitale Wandel hat das Potenzial, die Art und Weise der Dienstleistungserbringung in der Treuhandbranche fundamental zu verändern. Digitale Medien werden dabei häufig nicht nur als Hilfsmittel, sondern als gewöhnliches Element der Leistungserbringung verstanden. Durch die notwendige Investition in die Digitalisierung werden sich die klassischen, operativen Aufgaben des Treuhänders reduzieren. Die Digitalisierung hat nicht nur das Potenzial, die Treuhandbranche zukünftig zu verändern, sondern bietet dem Treuhänder natürlich auch verschiedene Möglichkeiten zur Profilierung seines Geschäftsmodells.
Aufgrund des Risikos einer zunehmenden Entfremdung zwischen Treuhänder und Kunden durch die Digitalisierung muss ein wesentlicher Grundpfeiler des Treuhandgeschäfts speziell im Auge behalten werden: das Vertrauen der Kunden. Es dürfte entscheidend sein, diesem Aspekt bei allen Fragen im Zusammenhang mit dem Wandel in der Treuhandbranche grosse Bedeutung beizumessen. Vertrauen und partnerschaftliche Beziehungen waren und werden wohl auch in Zukunft ein wichtiger Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche treuhänderische Tätigkeit sein. Dies trifft sicher auch auf die Digitalisierung der Wertschöpfungskette bei Treuhändern zu. Denn nur wenn der Kunde diese akzeptiert und weiterhin Vertrauen zu seinem Treuhänder hat, kann die Digitalisierung in der Treuhandbranche erfolgsversprechend umgesetzt werden.
Für Treuhänder stehen im Zusammenhang mit der Digitalisierung sowie der Gestaltung digitaler (zukünftiger) Geschäftsmodelle folgende Fragen im Vordergrund:
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