16. März 2016
von Patrick Balmer, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Prof. Dr. Stefan Hunziker, Projektleiter sowie Dozent und Stephanie Blättler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Früher kaperten Piraten Schiffe und erbeuteten Güter, Schmuck sowie Geld. Die Mannschaft wurde im besten Falle auf einer einsamen Insel ausgesetzt. Heute attackieren Piraten Online-Stores, verlangen Lösegeld und schicken die Unternehmen und Kunden für einige Zeit in die Wüste. Am vergangenen Wochenende und darauffolgenden Montag wurden gleich mehrere grosse Schweizer Online-Shops (u.a. Digitec, Galaxus und Interdiscount) attackiert und über längerer Zeit offline gesetzt.
Aufgrund der digitalen Vernetzung waren nicht nur die Online Shops von den Attacken betroffen, sondern teilweise auch die Filialen selbst. Das Swiss Governmental Computer Emergency Response Team veröffentlichte bereits am Freitag in einem Statement, dass bei verschiedenen Finanzinstituten Erpressungsschreiben von Armada Collective, einer Hacker-Community, eingegangen waren. Diese forderten – unter Androhung von Hackerangriffen ab Montag – 25 Bitcoins (entspricht ca. 10’000 CHF).
Die Thematik und die Gefahren von Cyber Risk sind nicht neu. Doch erstmalig waren grosse Schweizer Unternehmen und ihre Kunden direkt davon betroffen. So schnell die Digitalisierung auch neue Möglichkeiten bieten mag, genauso schnell tauchen neue Risiken auf. Unternehmen müssen sich dem bewusst sein und sich darauf vorbereiten. Dr. Holger Greif, Leiter Digital und Consulting bei PwC ging am Montagabend in einer Präsentation an der Jahresversammlung des swissVR auf die 7 zentralen digitalen Risiken ein:
#1 Unterschätzung der Risiken im Zusammenhang mit der Digitalisierung
Die Risiken im Zusammenhang mit dem Geschäftsmodell dürfen nicht vernachlässigt werden. Es ist wesentlich, eine klare Sicht auf die Risiken des Geschäftsmodells zu haben und für deren Folgen bereit zu sein.
#2 Risiko eines ungenügenden Alignment in der Chef Etage
Das Verständnis von Digital ist weiterhin uneinheitlich und reicht von Synonym für IT, über Kunden-fokussierte Technologieaktivitäten bis zu Data & Analytics Aktivitäten. Sogar innerhalb des C-Levels gibt es häufig keine einheitliche Definition von Digital.
#3 Risiko eines zu kleinen Fokus auf Disruption und den Kunden
Disruption ist in vielen Unternehmen «Top of Minds», nimmt jedoch bis heute nur eine tiefe Investment Priorität ein. Das Business to People (B2P) und somit der Wert für Kunden und Mitarbeitende, sollte weiterhin im Kern der Unternehmensaktivitäten stehen.
#4 Gefahr eines Bedeutungsverlustes von Intermediären (Ökosysteme und Disintermediation)
Digitale Ökosysteme (Xing, paypal, iTunes usw.) bieten Chancen, bergen jedoch auch die Gefahr des Verlustes von Unternehmen als Intermediären (Disintermediation von Unternehem und ihren Kunden).
#5 Transformationsrisiko
Digitale Transformationsprozesse müssen in einer Digitalisierungsvision und -strategie beschrieben werden und in eine klare Roadmap umgewandelt werden – dies stellt für viele Unternehmen eine grosse Herausforderung dar. Ein Grossteil der Unternehmen scheitern an der Transformation.
#6 Cyberrisiken
Unternehmen müssen sich mit einer proaktiven Cybersecurity Strategie und Policy auf die Cybergefahren vorbereiten.
#7 Effektive Datennutzung
Eine umfassende Nutzung des Potentials von Daten wird für Firmen in Zukunft unerlässlich, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Eine Live-map von Ländern die angegriffen werden und aus welchen Cyberangriffe stattfinden, finden sie hier.
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