14. August 2017

Digital Controlling

Das Controlling als Business-Partner in der Energiewirtschaft

Das Controlling als Business-Partner in der Energiewirtschaft

von Prof. Dr. Ulrich Egle, Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und Thomas Bucher, CFO der Alpiq Holding AG

Am 26. September 2017 findet die Controlling Konferenz zum Thema Digitaler Wandel im Controlling statt. Im Vorfeld der Konferenz wurde Herr Thomas Bucher, CFO der Alpiq Holding AG und Referent an der Konferenz zum Thema interviewt.

Inwiefern und in welchem Ausmass ist die Energiewirtschaft von der Digitalisierung betroffen?
Die Energiewirtschaft ist einem fundamentalem Wandel unterworfen – in der Schweiz und weltweit! Denken Sie nur an den „Prosumer“, der als Endkunde Energie konsumiert und durch seine Produktion neue Anforderungen an Abrechnung und Netzstabilität stellt. An neue Geschäftsmodelle, die erst möglich werden durch Digitalisierung und deren typische Skalierung, intelligente Vernetzung dezentraler flexibler Energiesysteme, Smart Buildings und E-Mobility. An neue Möglichkeiten zur Preisdifferenzierung. Und insbesondere an disruptive Intruders, die aus Branchen wie IT, Telekommunikation oder Automobilität den Energiemarkt erobern möchten. Wir bei Alpiq haben uns seit diesem Jahr neu aufgestellt, um neue Strukturen für zukünftiges Wachstum in diesem Umfeld zu schaffen. Eine sehr spannende Zeit mit vielen Möglichkeiten, und wir stehen erst am Anfang.

Welche digitalen Trends/Technologien haben überhaupt einen Einfluss auf Ihre Controlling-Abteilung bzw. auf Ihre Controlling-Prozesse?
Big Data und Business Intelligence, Algorithmic Trading, Artificial Intelligence und Shared Plattforms wie unsere „Energy Artifical Intelligence“– eingesetzt im Business, haben diese häufig unmittelbare Auswirkung auf unser Controlling. Diese Technologien müssen von unseren Controllern verstanden werden, insbesondere wenn es darum geht, Potenziale neuer Business Cases richtig zu bewerten. Controllern stehen deutlich mehr Daten zur Verfügung, sie finden neue Automatisierungsmöglichkeiten vor – der Impact ist bereits deutlich zu erkennen. Um die finanzielle Steuerung unserer Business Units zu verbessern, haben wir ein neues Tool für Konsolidierung, Planung und Reporting eingeführt, mit dem wir u. a. segmentierte Bilanz- und Cashflow-Kennzahlen effizienter ermitteln können. Dieses Tool werden wir nun weiterentwickeln.

Welche Chancen bietet denn die Digitalisierung für Ihr Controlling?
Das Controlling kann selbst effizienter werden – der entscheidende Nutzen ist jedoch die Steigerung des Mehrwerts durch Controlling für das Business: Digitalisierung braucht auch Systeme und Prozesse, die die Business Logik in Form von Regeln abbilden – diese müssen definiert, kontrolliert und gepflegt werden. Das Business kann hier von der traditionell starken IT Anwendungsorientierung sowie vom Methodenset in Bezug auf Analyse und Aggregation des Controlling profitieren. Das Controlling unterstützt somit das Business, Algorithmen zu verbessern und Big Data Verfahren besser anzuwenden. Für uns ist insbesondere interessant, dass das Controlling den Preissetzer im Business unterstützen kann, Preissignale zu erkennen und die Profitabilität der Produkte zu verbessern – somit wird eine verbesserte Integration mit der finanziellen Steuerung erreicht.

Welche Risiken birgt die Digitalisierung für Ihr Controlling?
Die richtige Veränderungsgeschwindigkeit für die richtigen Schwerpunkte zu finden, ist entscheidend. Das gilt insbesondere für investitionsintensive und langlaufende Projekte. Eine perfekt umgesetzte Digitalisierungsstrategie für das Business wie auch den Finanzbereich werden nicht ausreichen, best in class zu sein – das Timing ist entscheidend.

Wie muss sich das Controlling anpassen, um zum Erfolgsfaktor im Rahmen der Digitalisierung zu werden?
Damit die Controller weiterhin als Business Partner des Management wertstiftende Entscheidungsunterstützung leisten können, müssen sie zuerst die neuen digitalen Produkte verstehen – es braucht eine gewisse Affinität für digitale Geschäftsmodelle. Controller haben zukünftig eine Fülle von Datenpunkten zur Verfügung – um die richtigen Empfehlungen geben zu können, benötigen Controller eine stärkere Ausprägung ihres technischen Skillsets, zur Anwendung komplexer Tools und Verfahren und zum sinnvollen Verknüpfen teils unstrukturierter Daten. Weiterhin wichtig bleiben die fundierte Fachexpertise im Finanzbereich sowie die Fähigkeit, managementgerechte Entscheidungsvorlagen aufbereiten und überzeugend präsentieren zu können. Das wird auch mit der Digitalisierung nicht ändern.

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