13. Mai 2024
Von Manuel Gesslein
Elisa Bortoluzzi Dubach verfügt über ein grosses Wissen und Erfahrung in den Fachbereichen Stiftungswesen, Sponsoring und privates Mäzenatentum. Sie berät sowohl Geldgeber (Stiftungen, Sponsoren und Mäzene) als auch Antragsteller . Mit Engagement und Begeisterung gibt sie ihr Wissen als Dozentin an diversen Universitäten und Fachhochschulen im In- und Ausland weiter. So auch an der Hochschule Luzern des Departements Wirtschaft.
Im Interview erklärt Elisa Bortoluzzi Dubach die unterschiedlichen Möglichkeiten einer erfolgreichen Finanzbeschaffung im Bereich des Stiftungswesens, Sponsoring und Mäzenatentum. Sie erläutert unter anderem, wie man als Antragssteller die richtige Stiftung findet und welche Fehler in der Zusammenarbeit mit Stiftungen vermieden werden sollten. Im HSLU-Seminar „Finanzbeschaffungen mit Stiftungen“, das am 22. Oktober 2024 stattfindet, wird sie diese Themen noch weiter viertiefen.
Um Elisa Bortoluzzi Dubach besser kennenzulernen, hat sie sich bei den folgenden Ice-Breaker-Fragen für ein Wort aus einer Kategorie entscheiden müssen und dies kurz begründet.
Verbale oder schriftliche Kommunikation? Verbal! In meinem Beruf ist es sehr wichtig, mit den Menschen zu sprechen. Besonders beim Kennenlernen und beim Versuch, die Bedürfnisse des Ansprechpartners zu verstehen, ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören und zu kommunizieren, um einen erfolgreichen Abschluss zu erzielen. Die Kommunikation per E-Mail oder Social Media ist ideal, ermöglicht es aber weniger, langfristige Beziehungen aufzubauen.
Bücher schreiben oder lesen? Beides! Ich sammle Bücher – meine Wohnung ist voller Bücher. Ich lese neben Fachbüchern zu meinen beruflichen Interessen auch viel über Kunst, über zeitgenössische Literatur oder Spiritualität. Bücher schreibe ich nach einem etwas unüblichen Prozess. Nach einer langen Reifedauer starte ich mit dem Schreiben, es ist für mich eine Reise, von der ich am Anfang nicht genau weiss, wo sie mich hinführt. Nach den ersten, fünf, sechs Monaten schreibe ich dann das Konzept und das Inhaltsverzeichnis.
Dozieren oder beraten? Beides! Meine Arbeit als Spezialistin für Philanthropie und Sponsoring ist meine Leidenschaft. Als Beraterin, Referentin und Buchautorin bin ich stets unterwegs, in letzter Zeit vor allem digital. Ich sehe mich als Brückenbauerin. Eine Brückenbauerin zwischen Wirtschaft, Kultur und Sport, zwischen Förderern und Antragstellern, zwischen verschiedenen Nationen – denn ich selbst bin Italienerin, wohne in der Schweiz und arbeite in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich – zusammen mit verschiedenen Persönlichkeiten und Mentalitäten. Und oftmals bin ich auch eine Mut-Macherin, denn die Finanzbeschaffung kann anspruchsvoll sein.
Stiftung oder Sponsor? Stiftung! Zu Beginn meiner Karriere habe ich mich ausschliesslich mit Sponsoring befasst, heute interessiere ich mich mehr für die Welt der Stiftungen, obwohl ich das Sponsoring natürlich auch weiterhin als einen Teil meines beruflichen Alltags kenne.
Stiftung oder Mäzen? Beides! Ich bin fasziniert von Mäzenen, von Ihrem Umgang mit der Großzügigkeit, von Ihren Motivationen und Projekten. Mäzenen habe ich bereits zwei Bücher gewidmet, aber die Zusammenarbeit mit Stiftungen finde ich genauso anregend.
Italien oder Schweiz? Ich verdanke der Schweiz alles, was ich im beruflichen Leben umsetzen konnte. Die Schweiz ist meine Wahlheimat, hier habe ich mein Haus und meine Familie – aber in Italien ist mein Lachen unbeschwerter und meine Persönlichkeit ist sehr von meinen italienischen Wurzeln geprägt.
Urlaub am Meer oder in den Bergen? Meer! Im Wasser fühle ich mich pudelwohl. Am Meer komme ich zur Ruhe: die blaue Farbe des Wassers bringt Gelassenheit, das rhythmische und konstante Rauschen der Wellen und der salzige Duft, der sich mit den Gerüchen der Vegetation vermischt. Wenn ich dann auch noch allein bin, konzipiere ich dort meine Bücher und meine Kurse.
Wie wichtig sind Förderstiftungen bei der Finanzierung von sozialen oder auch kulturellen Projekten? Sehr wichtig! Gemäss dem Schweizer Stiftungsreport 2023 waren Ende 2022 insgesamt 13’721 aktive gemeinnützige Stiftungen im Handelsregister eingetragen. Im vergangenen Jahr (2023) wurden 308 Stiftungen neu errichtet und 220 Stiftungen liquidiert. Die höchste Anzahl Neugründungen verzeichnete der Kanton Genf mit 58 neuen Stiftungen. Ebenfalls viele Neugründungen fanden in den Kantonen Zug (+24) und Bern (+12) statt. Erstmals schafft es auch Graubünden (+11) im Wachstumsranking in die Top Vier. Das Tessin belegt mit einem Nettowachstum von 9 Stiftungen Platz Fünf.[1] Zu beachten ist, dass es sich bei etwa 70 % der Stiftungen um ausschüttende Förderstiftungen handelt. Da solche Förderstiftungen häufig regional und lokal aktiv sind, werden auch überwiegend Schweizer Projekte gefördert.
Wann ist es sinnvoll, sich an Stiftungen zu wenden, bzw. welche Projekte werden von Stiftungen eher weniger unterstützt? Wenn man ein Projekt oder Vorhaben mit sozialem bzw. gemeinnützigem Hintergrund verfolgt, hat man höhere Erfolgschancen bei Stiftungen. Sie unterstützen in der Regel Projekte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken – im Umkehrschluss sollte man sich weniger an Stiftungen wenden, wenn das Projekt keinen klaren gesellschaftlichen Nutzen hat und nicht gemeinnützig ist. Auch Projekte, die bereits durch andere Finanzierungsquellen ausreichend abgedeckt sind oder keine langfristige Entwicklung versprechen, werden in der Regel abgelehnt.
Was unterscheidet Förderstiftungen von anderen Finanzierungsquellen wie Sponsoren oder Mäzene? An wen sich der Antragsteller wenden sollte, hängt von der Art des zu fördernden Projekts ab. Eine klare Ausgangslage ist entscheidend, ebenso wie ein gut ausgearbeiteter Businessplan und eine strukturierte Organisation. Bei nicht kommerziellen Projekten sind Mäzene und Stiftungen wichtige Partner. Die Zusammenarbeit erfordert soziale Kompetenz, Professionalität und Klarheit über Ziele und Grenzen. Stiftungen sind geeignete Ansprechpartner, wenn das Projekt zum Stiftungszweck passt, gesellschaftlich relevant ist und über eine angemessene Finanzierung verfügt. Sponsoren sind eingeschränkter in der Freigabe von finanziellen Mitteln als Stiftungen, da die Geschäftsleitung die kommerziellen Ziele des Unternehmens unterstützen und Projekte vor diesem Hintergrund beurteilen. Sie sind die richtigen Partner, wenn kommerzielle Gegenleistungen möglich sind. Mäzene sind die richtigen Partner für ein Projekt, wenn sie finanzielle Unterstützung leisten können und eine starke Verbundenheit mit dem Projekt oder der Organisation haben. Sie sollten bereit sein, langfristig zu investieren und sich aktiv in ein Projekt einzubringen, beispielsweise durch Kontakte, Know-how oder Ressourcen.
Wie finde ich als Antragsteller die richtige Stiftung? Eine erste Voraussetzung sollte auf jeden Fall erfüllt sein: Gute Kommunikation in der richtigen Zielgruppe schafft Vertrauen und öffnet Türen. Der Sektor der Stiftungen in der Schweiz ist nach wie vor wenig transparent. Aus diesem Grund sollten Antragsteller systematisch ein Monitoring des Marktes durchführen: Dazu gehört das Lesen von Fachzeitschriften, von Dossiers und Fachartikeln in der Öffentlichkeitspresse, das Abonnieren von fachspezifischen Datenbanken wie Stiftungschweiz.ch, Fundraiso.ch etc. Und natürlich sind auch die Kongresse der Stiftungsverbände wichtig. Last but not least: die Künstliche Intelligenz. KI-Technologien können Antragstellern personalisierte Empfehlungen geben, basierend auf ihren individuellen Projekten. Dies wird in Zukunft helfen, die optimalen Partner schneller zu identifizieren und erfolgreich zu bewerben. KI kann weiter Antragstellern helfen, ihre Gesuche zu optimieren, indem sie Fehler findet, die Qualität verbessert und sicherstellen, dass alle relevanten Informationen enthalten sind. Dies kann dazu beitragen, die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung zu erhöhen.
Was darf ich von Stiftungen erwarten? Die meisten Stiftungen unterstützen oftmals in verschiedenen Bereichen: Stiftungen können beispielsweise pädagogische Vorhaben, kulturelle Veranstaltungen, soziale Projekte oder wissenschaftliche Forschung fördern. Außerdem können sie sich auch für Umweltschutz und Naturschutzprojekte einsetzen. Es ist ratsam, sich im Voraus über die genauen Ziele und Schwerpunkte der jeweiligen Stiftung zu informieren und sich auf die relevanten Anliegen zu konzentrieren. So z.B.
Welches sind die häufigsten Fehler in der Zusammenarbeit mit Stiftungen? Man kann es auf einen einfachen Nenner bringen: Akquisition braucht Zeit. Viele Antragsteller haben Schwierigkeiten, sich in die Lage von Stiftungen und Stiftern zu versetzen. Sie arbeiten zu schnell und denken hauptsächlich an ihre eigenen Finanzierungsprobleme. Dabei wird oft vergessen, dass Stiftungen ebenfalls Wünsche haben und sich an ihre Statuten und Satzungen halten müssen. Für das Ausfüllen des Antrags muss man sich ausreichend Zeit nehmen und sich vor allem mit der Stiftung, der Homepage und den Formularen auseinandersetzen.
In Bezug auf Termine: Häufig wird es versäumt, die Förderstiftung rechtzeitig über Probleme zu informieren oder die Stiftung über wichtige Schritte des Projekts auf dem Laufenden zu halten. Auch Stiftungen haben Termine und Fristen, an die man sich zu halten hat. Einen wichtigen Rat kann ich an dieser Stelle mitgeben: In der Kürze liegt die Würze. Schreiben Sie ein Gesuch so knapp und präzise wie nur möglich. Eine Stiftung hat nicht die Kapazitäten, um unnötig viele Seiten zu studieren und zu beurteilen.
Haltet durch und kämpft weiter für eure Träume, egal wie schwierig der Weg auch sein mag. Nur wer nicht aufgibt, wird erfolgreich sein.
[1] https://www.swissfoundations.ch/stiftungssektor/zahlen-fakten/
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