8. August 2025
Von Prof. Dr. Ulrich Egle und Prof. Dr. Markus Gisler
Seit dem 7. August 2025 erhebt die US-Regierung einen Importzoll von 39 % auf Produkte aus der Schweiz. Dies ist der höchste europäische Zollsatz und trifft den für viele Schweizer Firmen wichtigsten Exportmarkt sehr hart. Besonders betroffen sind exportorientierte Branchen wie Maschinenbau, Tech-Industrie, Präzisionsinstrumente und – sofern die Ausnahmeregeln entfallen – die Pharma- und Lebensmittelindustrie. Unternehmen verlieren durch die Zölle ihre Wettbewerbsfähigkeit, da sie die Zusatzkosten meist nicht vollständig auf Kunden überwälzen können und der hohe Zollsatz Schweizer Produkte gegenüber Konkurrenzprodukten aus anderen Ländern massiv verteuert. Die Folge werden Umsatzverluste, Produktionsverlagerungen ins Ausland, ein signifikanter Rückgang an Arbeitsplätzen sowie eine geringere Wertschöpfung im Inland sein.
Das Kostenmanagement wird durch den Zollentscheid zur Kernaufgabe der Unternehmensführung. Deren Ziel es ist, die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens nachhaltig zu sichern und zu verbessern, indem die Kosten zielorientiert beeinflusst und gestaltet werden. Die Objekte vom Kostenmanagement sind Ressourcen, Prozesse und Produkte bzw. Dienstleistungen über die gesamte Wertschöpfungskette. Das Kostenmanagement muss grundsätzlich in der Lage sein, die angestrebten Kostenveränderungen wertmässig zu erfassen, um im Anschluss daran relevante Erkenntnisse für das operative und strategische Management zur Verfügung zu stellen.
Da die Zollsituation nur einen, allerdings sehr zentralen, Exportmarkt betrifft, ist es essenziell bei der Zollanalyse, die Interaktionen und Austauschbeziehungen zwischen den Kostentreibern im Hinblick auf den US-amerikanischen Markt zu betrachten. Die Analyse der Kostentreiber impliziert die Notwendigkeit, die gesamten Prozesse zu optimieren, um langfristig die Kostensituation gegenüber Wettbewerbern zu verbessern. Dazu kann auf eine grosse Bandbreite an strategischen und operativen Handlungsmöglichkeiten zurückgegriffen werden. Nachfolgend sind ausgewählte Massnahmen als Impulse zur Kostensenkung in Bezug auf Ressourcen, Prozesse und Produkte/Dienstleistungen dargestellt (vgl. Abb. 1).
Bezugsobjekt | Massnahmen |
Ressourcen | • Strategische Partnerschaften und Joint Ventures • Standortverlagerung • Investitionen in den USA • Veränderung der Fertigungstiefe • Kapazitätsanpassung • Beschaffungspolitik optimieren • Lagerhaltungspolitik anpassen • Flexibilisierung des Personaleinsatzes • Substitution von Produktionsfaktoren • Effiziente Bewirtschaftung des Umlaufvermögens • Währungsmanagement • Liquiditätsmanagement • Mitarbeiterqualifikation (z. B. durch Weiterbildung) • Umstrukturierung der Wertschöpfungskette (Verlagerung der Wertschöpfung für den US Markt in Länder mit einem tieferen Zollsatz als den der Schweiz) |
Prozesse | • Bürokratieabbau • Standardisierung und Automatisierung • Digitalisierung der Geschäftsprozesse • KI-Transformation vorantreiben • Business Analytics nutzen • Lieferkettenmanagement optimieren • Prozessverlagerung (u.a. Outsourcing, Offshoring) • Zolltarifoptimierung • Analyse der Wertschöpfungskette, um Zollrisiken zu identifizieren |
Produkte/Dienstleistungen | • Preisstrategie anpassen • Absatzprogramm optimieren • Entbündelung der Produkte • Track-and-Trace-System zum Produktnachweis • Ideenmanagement und interaktive Formate ausweiten |
Abb. 1: Massnahmen zur Gestaltung von Kostenniveau und Kostenstruktur (In Anlehnung an Götze 2010).
Die Erfahrungen im Kostenmanagement zeigen auf, dass eine effektive Kostenbeeinflussung die Unternehmensstrategie und dadurch festgelegte Bereiche und Prozesse wesentlich beeinflusst. Für die Umsetzung benötigt es von den Entscheidungsträgern Leadership, Motivation, Kommunikation aber auch Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen.
Die neuen US-Zölle stellen eine substanzielle Bedrohung für das Schweizer Exportmodell dar. Sie erfordern ein noch umfassenderes Kostenmanagement zur Unterstützung der Zollstrategie in den Unternehmen. Es gilt, Kostentreiber gezielt zu senken, Lieferketten und Prozesse strategisch zu flexibilisieren und unternehmensweit die Resilienz gegenüber globalen Schocks zu stärken. Nur Unternehmen mit klaren, datenbasierten Analyseinstrumenten, gestrafften Kostenstrukturen und initiierten Alternativstrategien sichern in diesem Umfeld ihre Wettbewerbsfähigkeit und Existenz. Die Zollstrategie und das Zollmanagement hat jetzt oberste Priorität zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.
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