10. Oktober 2017
von Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi-Dubach, Zug
Weshalb sind manche Gesuchsteller auf der Suche nach Fördermitteln erfolgreicher als andere?
Persönliche Beziehungen, Know-how und Erfahrung machen den Unterschied: Im Kampf um knappe Fördermittel zählt Individualität statt Massenversand, Qualität statt Quantität und die gezielte Ansprache möglicher Spender und Mäzene. Finanzbeschaffung in ihren verschiedensten Formen wird deshalb heute an Hochschulen unterrichtet und kann in Kursen und Seminaren vertieft werden. Zudem ergeben sich mit den neuen Medien Möglichkeiten, die Finanzbeschaffung gezielt zu unterstützen.
Wer sich in diesem neuen Umfeld geschickt bewegt und die neuen Möglichkeiten nutzt, ohne unnötige Risiken einzugehen, wird erfolgreicher sein, als seine Konkurrenten.
Mäzene, Stiftungen und Sponsoren
Als Geldgeber ist neben öffentlichen Einrichtungen zuerst einmal auf Privatpersonen hinzuweisen. Es gibt sie auch heute noch, die Mäzene, die bereit sind, wagemutige Projekte aus eigener Tasche zu finanzieren. Da liegt die Frage auf der Hand: Was macht mein Gesuch für meinen Mäzen besonders attraktiv? Zur Zeit findet ein Umdenken statt: es gibt immer mehr Philanthropen, die bereit sind, nicht nur Geld zur Verfügung zu stellen, sondern ebenso ihr unternehmerisches Wissen, und deren Ziel es ist, interessanten Projekten Unabhängigkeit zu geben, um eine gesellschaftliche Veränderung schnell und nachhaltig voranzubringen. Der erfolgreiche Unternehmer als spendabler Mäzen, das ist heute so attraktiv wie schon zu Zeiten der Medicis.
Interessanterweise beschränkt sich die massiv steigende Inanspruchnahme von Fördermitteln nicht nur auf Sponsoren und Mäzene, sondern spielt auch in der Welt der Stiftungen eine zunehmend grössere Rolle, die als Financiers für verschiedene Vorhaben heute trendsetzend sind. Allerdings sind Stiftungen an den Willen ihrer Stifter gebunden, und der lässt oftmals keine großzügige Auslegung zu. Streitigkeiten im Stiftungsrat, Begünstigung von Familienangehörigen oder schwer nachvollziehbare Förderkriterien können eine erfolgreiche Stiftungsarbeit behindern. Hier sind die Aufsichtsbehörden gefordert, vor allem eine wirksame Kontrolle hinsichtlich der Ausschüttung, der Respektierung der Stiftungszwecke und -grundsätze sowie der Arbeitsweise der Stiftungen durchzusetzen.
Werden dagegen Unternehmen angesprochen, ist immer zu überlegen, was zum Austausch gegen die Sponsoring-Leistung angeboten werden kann, um dessen letztlich kommerziellen Interesse zu genügen. Dort wird nach Preis-Leistungs-Vergleichen knallhart geprüft, sitzt den Sponsoring-Managern doch das (erfolgs-)Controlling im Nacken. Eine Förderung muss sich für das Unternehmen lohnen und daher mit imagegewinn bzw. einer Steigerung von Absatz, gewinn und Bekanntheitsgrad verbunden sein. falls seine strategischen Ziele mit anderen Kommunikationsinstrumenten besser, schneller und billiger erreicht werden können, schwinden die Chancen des Sponsorings. Die Beachtung der Unternehmensziele und ein qualitätsvolles Vorhaben sind daher wichtige Erfolgsfaktoren.
Richtige Partnerwahl
An wen sich der Geldsucher wenden sollte, hängt von der Art des zu fördernden Projekts ab. Am Anfang aller Förderüberlegung steht immer eine gut strukturierte Ausgangslage, bei grösseren Projekten also ein sauber erarbeiteter Businessplan, eine gut geplante Organisationsstruktur, eine klare Vorstellung der Kommunikationswege. Wer ein Projekt realisieren will, das aufgrund seines Inhaltes keine kommerziellen Gegenleistungen ermöglicht, wird nicht umhin können, auf Mäzene und Stiftungen zuzugehen. Vorteile im Umgang mit Mäzenen sind schnelle Entscheidungswege, freie Gestaltungsmöglichkeiten unabhängig vom unmittelbaren Return on Investment, die Umsetzung von Projekten mit schwierigen Themen oder von Personen, die noch nicht anerkannt sind. Ein Klumpenrisiko besteht dort, wo keine Alternativen zu der einen Ansprachemöglichkeit entwickelt wurden. Hier sollte die Partnersuche schnellstens ausgeweitet werden.
Mit einem Mäzen zusammenzuarbeiten, erfordert viel soziales Geschick, aber auch Professionalität und Klarheit über eigene Ziele, Möglichkeiten und Grenzen. eine Stiftung ist der richtige Ansprechpartner, sofern man auf der Basis seiner eigenen Evaluation der Ausgangslage einmal geklärt hat, dass die Inhalte des Projektes die Umsetzung des Stiftungszweckes ermöglichen, das Projekt eine gesellschaftliche Relevanz hat, für das Projekt eine vernünftige Eigen-Teilfinanzierung möglich sowie ein Budget klar definiert ist.
Die häufigsten Fehler
Viele Gesuchsteller suchen Förderer, Stifter und Sponsoren ohne systematische Abklärungen und ohne zu wissen, welche Art von Förderung sie eigentlich benötigen. Wer nicht bereit ist, sich gründlich mit seinem potenziellen Sponsor, dem Förderer oder dem Mäzen auseinanderzusetzen, sollte es lieber bleiben lassen. Trotz der grossen Professionalisierung des Sektors sind formal und inhaltlich nicht ausgegorene Gesuche problematisch, die beim potenziellen Förderer Zurückhaltung, wenn nicht Ablehnung auslösen. Schließlich wird bei der Kommunikation oft vergessen, den Förderer bei Problemen zeitgerecht zu informieren oder man glaubt, ihn über die wesentlichen Etappen eines Projektes gar nicht orientieren zu müssen. Besonders schlecht präsentiert sich, wer dieselbe Anfrage gleich an ein halbes Dutzend möglicher Finanzgeber verschickt. Erfolgskontrollen sollten immer gemeinsam mit den Förderern durchgeführt werden. Last but not least: ein Dankeschön an den Förderer ist nicht nur Ausdruck guten Stils.
Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi Dubach ist Kommunikations-, Sponsoring- und Stiftungsberaterin und Hochschuldozentin für Sponsoring und Kulturfinanzierung, Autorin von Stiftungen- Der Leitfaden für Gesuchsteller (Verlag Huber Frauenfeld); www.elisabortoluzzi.com
Hinweis:
IFZ-Seminar ‘Erfolgreiche Finanzbeschaffung mit Stiftungen’ am 28. November 2017 mit Frau Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi Dubach
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