15. April 2019
von Prof. Dr. Stefan Hunziker, Leiter Forschungsprojekt Ganzheitliches Risk Management in Schweizer Spitälern, Alexander Hilsbos, Leiter Risk Management Insel Gruppe, sowie Thomas Schneeberger, Senior Consultant Risk Management bei new-win SW Solutions AG
Das bundesfinanzierte Forschungsprojekt «Ganzheitliches Risk Management in Schweizer Spitälern», das in einer Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern, der Insel Gruppe Bern, H+ Bildung und new-win SW Solutions AG durchgeführt wird, fokussiert unter anderem auf die Risikokultur. Der kulturelle Aspekt, also wie Unternehmen generell mit Risiken umgehen, wird leider oft vernachlässigt. Dabei ist es gerade eine gemeinsame Risikokultur, welche den Einsatz moderner Risk Management-Ansätze wesentlich beeinflusst. Dieser Beitrag betrachtet, weshalb die Risikokultur ein zentrales Element der Risk Governance der Insel Gruppe darstellt.
Die Insel Gruppe hat sich im Rahmen des innosuisse-Projekts «Ganzheitliches Risk Management in Schweizer Spitälern» dazu bekannt, ein modernes, strategieorientiertes Risk Management einzuführen, das die Abwägung zwischen Chancen und Gefahren in Entscheidungsprozessen unterstützt. Mit dem ERM-Ansatz soll das Denken in herkömmlichen aufbauorganisatorischen Bereichen, Sparten, Divisionen etc. überwunden werden. Die Zielsetzung besteht darin, Risiken nach einem einheitlichen Framework zu identifizieren, zu beurteilen und zu steuern. Damit dies gelingt, muss die Insel Gruppe ein adäquates internes Umfeld schaffen. Dazu gehört die Ausgestaltung einer angemessenen Risikokultur. Diese umfasst Normen, Traditionen und Verhaltensweisen von Mitarbeitenden und Führungskräften, die bestimmen, wie Risiken und Chancen identifiziert, bewertet, verstanden, diskutiert und in Entscheidungsprozesse integriert werden.
Die Risikokultur wird von mehreren Faktoren beeinflusst: Unternehmerische Vision, Mission, Werte und davon abgeleitete strategische Ziele und Anreizmechanismen der Insel Gruppe prägen die Risikokultur. Zudem steht die Risikokultur in einem engen Verhältnis zur übergeordneten Unternehmenskultur. Die kulturellen Fähigkeiten zu Offenheit, Transparenz, Kommunikation und Teamarbeit unterstützen eine erfolgreiche Implementierung und einen wirksamen Betrieb des ERM. Auch der Verwaltungsrat und die Direktion der Insel Gruppe sind wichtige Gestalter der Risikokultur. Sie initiieren und unterstützen, dass risikorelevante Informationen, die in Zusammenhang mit der Strategieentwicklung und -umsetzung stehen, aufbereitet, ausgewertet und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
Um ERM als strategierelevantes Führungsinstrument wahrzunehmen, muss die Unternehmensführung ERM- und Entscheidungsprozesse synchronisieren, Informationsflüsse ermöglichen und bereit sein, dem Risk Management den nötigen Stellenwert einzuräumen und den Zugang zu strategierelevanten Informationen in der Organisation ermöglichen. Die Grafik verdeutlicht den Zusammenhang der beteiligten Konzepte und Gremien in Bezug auf die Risikokultur.
Nachfolgend wird am Beispiel der Insel Gruppe auszugsweise beschrieben, wie die Grundsätze und Elemente der Risikokultur in einem Spitalbetrieb definiert sein können:
Diese Ausführungen unterstreichen den elementaren Charakter der Risikokultur bei der Insel Gruppe. Formale Dokumente wie Regelwerke, Standards oder Verhaltenskodizes können diesen Prozess unterstützen. Noch wichtiger ist es allerdings, Anreizmechanismen zu schaffen, die das Ansprechen von Risiken nicht sanktionieren, sondern fördern. Im Rahmen von Zielvereinbarungsgesprächen mit Entscheidungsträgern wird bei der Insel Gruppe auf den Mehrwert solcher Risikomeldungen hingewiesen. Mitarbeitende mit Führungsverantwortung übernehmen in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion. Auf der Basis von Integrität und ethisch korrektem Verhalten leben sie die Grundsätze der Risikokultur vor.
So können Entscheidungen und schliesslich die Strategieumsetzung verbessert werden. Denn diese hängen von den verfügbaren (risikorelevanten) Informationen sowie den Fähigkeiten und Erfahrungen der Entscheidungsträger ab. Die Insel Gruppe hat diesen Faktor erkannt und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern ihre Risikokultur weiterentwickelt.
Im Rahmen des Innosuisse-Projektes entwickelt die new-win SW Solutions AG eine geeignete Lösung, um ein innovatives ERM im Spital zu unterstützen. In einem nächsten Projektschritt wird die Insel Gruppe als Forschungspartner das neue ERM-Konzept anhand der Software-Lösung in diesem Jahr einführen. Für Fragen zu dem Tool können Sie sich gerne an den Verantwortlichen bei new-win SW Solutions AG, Thomas Schneeberger (t.schneeberger@newwin-sws.ch), wenden.
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