28. Mai 2024
Eine zukunftsgerichtete Corporate Governance liegt im ureigenen, nachhaltigen Interesse jedes Unternehmens. Sie bildet die Grundlage für unternehmerischen Erfolg und die Schaffung von langfristigem Mehrwert. Um in einer liberalen und nachhaltigen Marktwirtschaft erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen ökonomische, soziale und ökologische Ziele ganzheitlich verfolgen. Über diese und weitere Aspekte sprechen wir mit Erich Herzog, Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter Wettbewerb & Regulatorisches bei economiesuisse, im Interview.
Anlässlich der Integrity Europe 2024 werden Sie über die Bedeutung von Compliance-Fragestellungen im Rahmen guter Corporate Governance sprechen.
Was ist ihr Hauptanliegen im Kontext Best Practice in der Corporate Governance?
Mir ist es wichtig aufzuzeigen, dass eine zukunftsgerichtete Corporate Governance im ureigenen, nachhaltigen Interesse jedes Unternehmens liegt. Sie ist wesentliche Voraussetzung für den unternehmerischen Erfolg und die Schaffung von nachhaltigem Mehrwert. Gerade auch was den Begriff der Nachhaltigkeit angeht, gilt es, einen klaren Punkt zu setzen. Die Nachhaltigkeitsdebatte wird seit einigen Jahren aufgrund von Klimawandel, Pandemie und gesellschaftlichen Fragen immer intensiver geführt. Die Wirtschaft hat sich dabei immer konstruktiv in den Dialog zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung eingebracht. Es ist dabei aber entscheidend, dass alle die Nachhaltigkeit umfassend verstehen. In einer liberalen und nachhaltigen Marktwirtschaft müssen ökonomische, soziale und ökologische Ziele stets ganzheitlich berücksichtigt werden. Der Fokus auf nur einen Aspekt führt nicht zu den gewünschten nachhaltigen Fortschritten. Dies gilt es auch im Rahmen guter Corporate Governance zu berücksichtigen.
Sie sind Bereichsleiter Wettbewerb & Regulatorisches bei econonomiesuisse und betreuen in dieser Funktion u. a. die Revision und Weiterentwicklung des Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance. Wie sind Sie zu Ihrem jetzigen Tätigkeitsfeld gekommen?
Nach Studium der Rechtswissenschaften in Zürich, Lausanne und London arbeitete ich während gut 10 Jahren als Anwalt im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes und des Technologierechts. Dies einerseits für eine grosse Wirtschaftskanzlei, andererseits auch als Senior Legal Counsel für ein führendes Telekommunikationsunternehmen. Danach habe ich vor etwas mehr als 10 Jahren zu economiesuisse, dem Dachverband der Schweizer Wirtschaft gewechselt. Seither durfte ich ein breites Themenfeld betreuen, von der Aktienrechtsrevision, der laufenden Kartellgesetzrevision über die Neuorganisation der Finanzmarktregulierung hin zum gewerblichen Rechtsschutz und zu Fragen der Datenwirtschaft. Ich durfte auch gleich zwei Mal an der Revision des Swiss Code arbeiten. An der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik kommt mir meine Erfahrung aus der juristischen Praxis und die Vielfältigkeit der juristischen Ausbildung zugute.
Welches sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen für Unternehmen im aktuellen / zukünftigen globalen Umfeld?
Unternehmen stehen vor erheblichen Herausforderungen: Die rasante technologische Entwicklung erfordert kontinuierliche Anpassung und Investitionen in digitale Transformation, IT-Infrastruktur und Mitarbeiterqualifizierung. Der Druck zur Implementierung nachhaltiger Praktiken und zur Minimierung des ökologischen Fußabdrucks nimmt zu, was oft eine Neugestaltung von Lieferketten und Geschäftsmodellen erfordert. Globale politische und wirtschaftliche Unsicherheiten, wie Handelskonflikte und geopolitische Spannungen, verlangen flexible Strategien zur Absicherung internationaler Geschäfte. Zudem stellt die zunehmende Komplexität von Regulierungen, insbesondere in Datenschutz, Finanzdienstleistungen und Umweltauflagen, erhebliche Compliance-Herausforderungen dar. Der demografische Wandel und Fachkräftemangel erfordern Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowie attraktive Arbeitsbedingungen, um Talente zu gewinnen und zu binden.
Welche Kernbotschaft möchten Sie an der Integrity Europe 2024 vermitteln?
Gute Governance fördert langfristige Unternehmensinteressen durch verantwortungsvolle Entscheidungsfindung, ethische Geschäftspraktiken und die Einhaltung von Compliance. Sie stärkt die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit, unterstützt die gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltige Entwicklung und erhöht die Attraktivität für Investoren und Talente. Zudem erhöht sie die Resilienz und Krisenbewältigungskompetenz von Unternehmen. Durch die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Prinzipien (ESG) in die Geschäftsstrategie trägt gute Governance nicht nur zum nachhaltigen Unternehmenserfolg bei, sondern fördert auch Innovation und Fortschritt in der Gesellschaft.
Diskutieren Sie mit Herrn Erich Herzog während der Integrity Europe 2024 über die neuesten Entwicklungen und Best Practices in der Corporate Governance. Wir freuen uns, Erich Herzog als Keynote Speaker begrüssen zu dürfen.
Erich Herzog setzt sich als Leiter des Bereiches Wettbewerb und Regulatorisches bei economiesuisse für den funktionierenden Wettbewerb als Kernelement der Marktwirtschaft und Triebfeder für tiefe Preise, Innovation und Wohlstand ein. Vor seiner Tätigkeit bei economiesuisse war Erich Herzog während rund zehn Jahren als Anwalt in zwei führenden Wirtschaftskanzleien in Zürich und Genf und als Senior Legal Counsel bei Sunrise tätig, wo er digitale Projekte aktiv begleitete. Erich Herzog hat in Zürich, Lausanne und London Rechtswissenschaften studiert und verfügt über ein Lizenziat in Rechtswissenschaften (lic. iur.) der Universität Zürich, das Rechtsanwaltspatent des Kantons Zürich sowie ein LL.M. der Universität London, College of Queen Mary.
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