16. September 2015

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Rückblick CARF Luzern 2015 – Neues aus der Risiko-Forschung

Rückblick CARF Luzern 2015 – Neues aus der Risiko-Forschung

 photo Balmer Patrick

Von Prof. Dr. Stefan Hunziker, Leiter Track Risiko der CARF Luzern 2015 und Patrick Balmer, Konferenzorganisator der CARF Luzern 2015

Die wissenschaftliche und themenübergreifende Konferenz CARF Luzern 2015 fand am 27. und 28. August 2015 in Luzern statt und wurde vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern – Wirtschaft veranstaltet. In einer Blogserie zur CARF rücken wir die in den jeweiligen Tracks Controlling, Accounting, Risiko, Finanzen und Lehre vorgestellten Beiträge und Diskussionen in den Mittelpunkt. Letze Woche richtete sich der Fokus auf den Controlling und den Accounting Track. In diesem Beitrag präsentiert Prof. Dr. Stefan Hunziker die Erkenntnisse aus dem Risiko Track.

In den Sessions zum Risikomanagement wurden drei hochaktuelle und spannende Themenbereiche diskutiert. Die dazu eingereichten empirischen Studien überzeugten sowohl inhaltlich wie auch forschungsmethodisch. Spätestens seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015 ist das Währungsrisikomanagement in den Schweizer Unternehmen als ein Aspekt eines unternehmensweiten Risikomanagements stark in den Vordergrund gerückt. Beiträge zum FX-Risikomanagement zeigten eindrücklich, wie verschieden Entscheidungsträger in den untersuchten Unternehmen mit der Währungsproblematik umgehen: Alle Abstufungen von einer «Laisser-faire»-Kultur bis zum vollständigen Hedging aller FX-Positionen konnten empirisch nachgewiesen werden. Ein zentraler Diskussionspunkt aus wissenschaftlicher wie auch praktischer Sicht war hierbei, wie die Effizienz des FX-Risikomanagements gemessen werden könnte: Lässt sich der Nutzen monetarisieren oder müssen subjektive Erfolgskriterien hinzugezogen werden?

Weiter wurde ein spannender Beitrag über das Reputationsrisikomanagement in deutschen Versicherungsunternehmen präsentiert und diskutiert. Reputation als Risikokategorie und deren Bewertung und Steuerung stellt einen noch sehr jungen Forschungszweig im Risikomanagement dar. Es zeigte sich, dass sich die Versicherungsunternehmen der Wichtigkeit der Reputation zwar mehrheitlich bewusst sind, der aktive Umgang mit dieser Risikokategorie im Rahmen des Risikomanagementprozesses aber noch eher stiefmütterlich ausfällt. In der Diskussion wurde klar, dass dieser Forschungsbereich hohes Potential aufweist und ebenfalls vor der Herausforderung steht, Reputation als komplexes Gebilde zu definieren und zu bewerten. Die Ergebnisse liefern nicht nur Risikomanagern, sondern auch Dozierenden und Forschenden wichtige Anhaltspunkte im Umgang mit dem Asset «Reputation».

Schliesslich wurde ein Beitrag zu den Einflussfaktoren des Reifegrades des Risikomanagements in deutschen und Schweizer Kommunen vorgestellt. Auch Kommunen sind seit ein paar Jahren stärker unter Druck, sich systematisch mit Risikomanagement auseinander zu setzen, sei dies aufgrund der regulatorischen Entwicklungen oder des Drucks der Stakeholder zu guter «Public Governance». Im fallstudienbasierten Beitrag wurden gezeigt, wie wichtig das Fachwissen in den Verwaltungen sowie der Support der Exekutive als Motivationsgrundlagen zur Einführung eines Risikomanagements sind. Insbesondere kleinere Kommunen haben aufgrund ihrer knappen Ressourcensituation Mühe, ein angemessenes Risikomanagement zu betreiben. Abschliessend wurde auch diskutiert, dass das strategische, langfristige Risikomanagement schwierig umzusetzen ist, da der «Planungshorizont» einer Gemeinde in der Schweiz lediglich einer Legislaturperiode von 4 Jahren entspricht, was die Motivation zum langfristig ausgerichteten Risikomanagement dämpft.

In den Risikomanagement-Sessions wurde immer wieder – wie oben bereits angetönt – die Frage nach dem (quantitativen) Nutzen des Risikomanagements gestellt. Es wird in Zukunft wichtig sein, die Rolle des traditionellen Risikomanagementverständnisses als «Business-Verhinderer» und «Kostenverursacher» in die moderne Disziplin «Enterprise Risk Management (ERM)» als «Enabler von Strategien» und «Verbündeter des Value Based Management» zu überführen. Der Wertbeitrag eines umfassenden Risikomanagements muss den Unternehmen noch stärker bewusst werden. Forschende sind gefordert, sinnvolle und objektive Ansätze zur Nutzenmessung zu entwickeln.

Zusammenfassend dokumentierten die Beiträge und rege geführten Diskussionen eindrücklich die Aktualität von Risikomanagement. Nebst den schwerpunktmässig diskutierten Risikokategorien Währungen und Reputation wurde auch auf die zunehmende Relevanz – wie in vielen anderen betriebswirtschaftlichen Disziplinen – der Digitalisierung und der damit verbundenen neuen Risiken hingewiesen. Nebst den inhaltlich hochstehenden Beiträgen in den Sessions kam es in Pausengesprächen und dem gemeinsamen Nachtessen am schönen Vierwaldstättersee zu ersten Ideen für gemeinsame Forschungsprojekte zum Risikomanagement zwischen deutschen Hochschulen und dem IFZ.

Save the Date – CARF Luzern 2016:

15. und 16. September 2016

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Unbenannt

Enterprise Risk Management Konferenz – die Konferenz als Informationsquelle und Netzwerk-Plattform für alle, die sich mit der Umsetzung und Weiterentwicklung von Enterprise Risk Management (ERM) beschäftigen – wird erstmals am 26. November 2015 durchgeführt. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

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