21. April 2010
«Es muss mehr Geld in die Übertragung universitären Wissens in eine zukunftsträchtige Unternehmung gesteckt werden», sagt Maurice Pedergnana, SECA-Geschäftsführer, im cash Video-Interview. An den Schweizer Bildungsinstituten mangle es nicht an Inventionen und innovativen Ideen — doch das Wissenskapital fliesst bisher zu wenig in innovationsgetriebene Unternehmungen ein, so Pedergnana. Die Verwandlung von Wissen in Nutzen, das ist für eine Volkswirtschaft ohne wesentliche Rohstoffvorkommen und ohne weitere natürliche Ressourcen, von allergrösster Bedeutung.
Über die ganze Wertschöpfungskette der Innovationsentwicklung, vom Kindergarten bis zum Universitätsabschluss, seien genügend Mittel vorhanden. Doch danach, für die entscheidende Phase des Transfers von der Theorie zur Praxis, sei das Geld knapp. Also genau dort, wo es darum geht, das erworbene Wissen für die Gesellschaft nutzenstiftend einzusetzen und der Gesellschaft, die bis dahin viel in ihre einzelnen Mitglieder investiert hat, etwas zurückzugeben.
Durch die Krise gibt‘s noch weniger
Diese Mittel für junge Unternehmen, um eine Idee oder eine Forschungsarbeit mit Kapital zu unterlegen und eine Unternehmung zu gründen, nennt sich Venture Capital, oder Risikokapital.
Und mit der Krise sind diese Mittel in der Schweiz noch knapper geworden: Venture Capital-Investitionen nahmen von 2007 bis 2009 von zirka 600 auf gut 400 Millionen Franken ab. Und ein Grossteil dieser 400 Millionen Franken flossen in Unternehmen, die bereits existieren. Für Neugründungen ist es sehr schwierig, Geld zu erhalten. Das erläutern die Experten Dr. Bernd Pfister und Peter Letter in einem Interview. Und wenn man bedenkt, dass im selben Jahr 2009 über 40‘000 Millionen Franken von der Basler Unternehmung Roche für die Übernahme von Genentech aufgewendet wurden, ist es noch ein Stück absurder. Genentech hat das Wissen, das an der Universität Basel generiert und mit mehr als einem Nobelpreis „belohnt“ wurde, in Kalifornien mit Venture Capital umgesetzt, mehr als 4‘000 Arbeitsplätze kreiert und nun das ganze, gereifte Unternehmen wieder nach Basel „zurückgegeben“ – mit einem Unterschied von über 40 Milliarden Franken…
In Europa ist man schon weiter
Haben wir als Ergebnis Jungunternehmer, die wollen, aber nicht können, und deren Ideen zwar gut sind, aber brach liegen?
Ein Fonds für Venture Capital könnte dem Finanzierungsproblem Abhilfe schaffen. In der EU wurde ein solcher Investitionsfonds für Jungunternehmen bereits gegründet, dem mehrheitlich von privater Seite Ko-Investments folgen. Doch die Schweiz ist davon als Nicht-EU-Land ausgeschlossen.
Pedergnana fordert deshalb gemäss dem Vorbild des European Investment Fonds auch einen solchen Fonds für die Schweiz. Denn: «Für unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit ist Venture Capital von grosser Bedeutung», sagt Pedergnana. Die Schweiz als verhältnismässig kleines Land mit Bildung als einzigem Rohstoff, täte wohl gut daran, sich diesbezüglich Gedanken machen — nicht zuletzt der hiesigen Arbeitsplätze willen.
Studie Gantenbein/Pedergnana/Engelhardt: Venture Capital in der Schweiz
SECA Medienmitteilung: Venture Capital als Stütze des Innovationsstandorts Schweiz
Für das IFZ, Prof. Dr. Maurice Pedergnana, Leiter Financial Services des IFZ und Studienleiter des MAS Bank Management sowie Direktor der SECA.
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