24. Juni 2014

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Schöne Kunst, trüber Markt und üble Täter

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von Prof. Dr. Monika Roth
Dozentin und Studienleiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Im Congress Center in unmittelbarer Nähe der Art Basel fand eine sehr stark beachtete Fachtagung «Kunst & Recht» statt. Im Interview mit der Basler Zeitung erläutert Prof. Dr. Monika Roth die Hintergründe um den milliardenschweren Kunstmarkt.

BZ: Aus welchen trüben Quellen stammen die Gelder, die gewaschen werden sollen?

Monika Roth: Es ist zum Teil Schwarzgeld, das aus Steuerhinterziehung oder Steuerbetrug stammt. Belegt ist auch, dass es Geld aus Waffen- und Drogenhandel ist oder Gelder aus Vermögensdelikten. Man versucht einerseits die Herkunft des Geldes zu verschleiern, andererseits die Gelder in den regulären Wirtschaftskreislauf fliessen zu lassen. Im Prinzip wandeln die Geldwäscher deliktisch erworbenes Geld in einen neuen Wertträger um. Kunst bekommt Anlage- und Wertpapiercharakter, und sie wird auch wie eine Währung verwendet.

BZ: Der Finanzmarkt ist heute viel stärker unter Kontrolle – der Kunstmarkt nicht.

Monika Roth: Richtig. Deshalb suchen die Geldwäscher andere Wege und andere Geschäftsfelder wie etwa Kunst oder Fussball.

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BZ: Warum eignet sich denn der Kunsthandel so gut?

Monika Roth: Erstens ist der Markt sehr intransparent. Auch der Zoll kann den Wert eines Bildes nicht wirklich schätzen. Der Kunstmarkt ist zudem leicht manipulierbar. Beispielsweise hat ein Sammler und Galerist 100 Gemälde von Lucio Fontana im Zollfreilager Genf aufbewahrt. Dann hat er bei Christie’s und Sotheby’s fünf weitere Werke von Fontana ersteigert und bei zusätzlichen vier Bildern mitgeboten und so die Preise nach oben getrieben. Er nannte das unverfroren «defending your inventory» – verteidige dein Inventar. Diese Preistreiberei hat der Sammler also ganz offiziell bestätigt. Denkbar ist auch, dass ein paar Händler gemeinsam den Preis nach oben treiben. Vordergründig – auf dem Papier – ist die Kauf- beziehungsweise Verkaufssumme hoch. Aber später wird ein Teil des Geldes zurückbezahlt, oder es werden zu hohe Rechnungen gestellt; man spricht dabei von Überfakturierung.

BZ: Der Markt scheint auch ziemlich intransparent. Wer macht die Preise? Und: Wer garantiert, dass das gefragte Bild keine Fälschung ist?

Monika Roth: Die Branche ist geprägt durch Eventkultur und nicht durch Marktinformation. Den Durchblick haben da nur ganz wenige Insider. Und schliesslich bleiben Käufer und Verkäufer oft anonym. Niemand weiss, welche Person hinter einem Angebot oder Erwerb steckt. Kürzlich war beispielsweise zu lesen, dass ein anonymer Sammler der Unicef für das Bild «Die Algerierin» von Camille Corot, das ursprünglich aus der Sammlung Rau stammt, einen ausserordentlich hohen Preis geboten habe. Niemand weiss, warum. Das Bild wurde dann freihändig so verkauft. Die Investoren sind auf Wertsteigerung aus, und da gibt es die ähnliche Problematik wie im Finanzsektor mit Vermittlern und ihren Interessenskonflikten.

Interesse geweckt?
Lesen Sie weiter – das gesamte Interview von Prof. Dr. Monika Roth in der Basler Zeitung finden Sie hier

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