12. Juni 2019

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Cash Management als Sicherung der «Atemluft» für Unternehmen

Cash Management als Sicherung der «Atemluft» für Unternehmen

von Prof. Dr. Thomas Kurt Birrer, Dozent und Projektleiter und Belinda Rohrer, Masterassistentin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Die Liquidität ist wichtig für die Existenz eines Unternehmens, denn sie ist ausschlaggebend für die Fähigkeit finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Aus diesem Grund muss das Illiquiditätsrisiko effizient, stetig und vorausschauend bewirtschaftet werden. Das herausfordernde Marktumfeld von tiefen Zinsen, volatilen Fremdwährungen und vielfältigen technischen Neuerungen verstärkt die Bedeutung des Cash Managements dabei noch weiter.

Für Unternehmen ist es notwendig zu jedem Zeitpunkt allen finanziellen Verbindlichkeiten nachkommen zu können. Ohne die nötige Liquidität kann ein Unternehmen in grosse Schwierigkeiten geraten oder gar Konkurs gehen. Daher gilt die Illiquidität als wichtiges Risiko welches im Unternehmen bewirtschaftet werden muss. Dies gelingt durch eine effiziente Steuerung von Verbindlichkeiten, Forderungen und Vorräten. Die Liquidität des Unternehmens kann in die vier Gruppen «operative Liquidität», «Sicherheitspuffer für Unvorhergesehenes», «Strategische Liquidität» und «Überschuss Liquidität» unterteilt werden. Jede Gruppe bedingt eine Bewirtschaftung mit unterschiedlichen Zielen.

Die Lage der Liquidität kann mit unterschiedlichen Kennzahlen analysiert und bewertet werden. Diese Werte sind das «Current Ratio», der «Quick Ratio» und das «Cash Ratio». Für jede dieser Zahlen gibt es Richtwerte, welche anzeigen ob die Cash-Situation des Unternehmens in einem angemessenen Bereich liegt. Dabei gilt es auch die Fristenkongruenz zu berücksichtigen. Denn die Liquidität muss immer mit den finanziellen Verbindlichkeiten übereinstimmen. Gleichzeitig ist es auch wichtig die Kosten zu bedenken, denn die Liquiditätshaltung ist mit Kosten verbunden. Bei den Gesamtkosten bilden die Zinskosten und Bankgebühren jedoch nur einen Teil. Weitere Bestandteile sind beispielsweise die Administration, die Kosten für das Working Capital oder das Liquiditätsrisiko.

Eine optimierte Liquiditätssteuerung basiert auf vier Pfeilern. Die nachfolgende Abbildung stellt diese graphisch dar. Es gilt jeweils das Verhältnis zwischen Konzern und Tochtergesellschaften klar zu regeln.

Vier Hauptpfeiler des Cash Managements
Quelle: Stember & Führes in Birrer, Rupp & Spillmann, 2018, S. 97

Ein erster wichtiger Pfeiler ist das Informationsmanagement. Es ist essentiell zu jedem Zeitpunkt eine Übersicht über sämtliche Cash-Bestände über das ganze Unternehmen hinweg zu behalten. Dafür ist ein Treasury Management- oder Enterprise-Ressource-Planning-System notwendig, welches sämtliche Konto- und Zahlungsinformationen von allen Bankverbindungen weltweit automatisiert aufzeigt. Zugleich ist eine Abwägung zwischen der Frequenz der Informationsaufbereitung und den damit zusammenhängenden Kosten notwendig.

Der zweite Pfeiler bildet die Liquiditätssteuerung und -planung. Diese basiert auf dem Liquiditätsbedarf und der Unternehmensstrategie und koordiniert die betrieblichen Zahlungsströme. Das Ziel ist dabei jeweils die Optimierung der Liquidität und das Anlegen von Überschussliquidität. Die Liquiditätssteuerung und -planung beeinflusst auch die Finanzierungskonditionen des Unternehmens und bietet die Basis für die effektive Absicherung von Fremdwährungsrisiken. Wichtig bei der Vorhersage der Liquidität ist zum einen die Wahl des Prognosehorizonts und zum anderen ein regelmässiger Plan-Ist-Vergleich. Zur Bewirtschaftung der Minimumliquidität, welche das Zahlungsunfähigkeitsrisiko minimiert, empfiehlt sich eine Zentralisierung der Liquidität. Das sogenannte Cash Pooling, welches es in unterschiedlichen Formen gibt, ermöglicht einen Überblick über die Liquidität des gesamten Unternehmens und optimiert die Renditen auf den Liquiditätsbeständen. Daneben ist zusätzlich die Investition von Überschussliquidität von grosser Bedeutung.

Der dritte Pfeiler – der Zahlungsverkehr im Cash Management – umfasst sämtliche internen und externen, sowie nationalen und internationalen Zahlungen eines Unternehmens. Hierbei wird von den Staaten laufend nach Lösungen gesucht, welche den internationalen Zahlungsverkehr vereinfachen. Eine vorhandene Lösung ist die Single Euro Payments Area SEPA. In Hinblick auf die Zahlungsabwicklung sollten bei den Unternehmen jeweils die Zahlungseingänge und -ausgänge aufeinander abgestimmt werden. Für grössere Zahlungen wird dafür oft ein Cashflow-Diagramm verwendet.

Bei der vierten Säule des Cash Managements – dem Finanzierungs- und Risikomanagement – werden die mit dem Liquiditätsmanagement verbundenen Risiken geplant, gesteuert und kontrolliert. Diese Risiken umfassen hauptsächlich die Marktrisiken, Liquiditätsrisiken und Kreditrisiken. Diese Risiken verlangen unterschiedliche Massnahmen.

Allen Massnahmen im Cash Management ist jedoch gemein, dass das Zusammenspiel mit der Bank eine wichtige Rolle spielt. Dabei ist ein gegenseitiges Verständnis von zentraler Bedeutung. Der allgemeine Trend im Cash Management ist die Standardisierung und Harmonisierung von Formaten, Systemen und Prozessen sowie eine zentralisierte Organisationsstruktur. Parallel sind die «Industrie 4.0» und das herausfordernde Marktumfeld tiefer Zinsen und volatiler Fremdwährungskurse wichtige Treiber. Für die Zentralisierung, Vereinfachung, Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen ist die IT-Infrastruktur von grosser Bedeutung.

Mehr zum Thema Cash Management erfahren Sie aus dem Buchbeitrag von Cerryl P. Stember (Zürcher Kantonalbank) und Oliver Führes (Zürcher Kantonalbank) im Sammelband «Praxis des Corporate Treasury Management». Der Sammelband kann unter diesem Link als Hardcopy oder als e-Book erworben werden.

Weitere Informationen und Insights zu einem effizienten Cash Management können Sie zudem im Lehrgang zum Swiss Certified Treasurer (SCT®) sowie im Lehrgang MAS Corporate Finance erhalten.

Kommentare

1 Kommentare

Philippe Felder

14. Juni 2019

Interessanter Beitrag. In der Tat, die Standardisierung und Harmonisierung von Formaten, Systemen und Prozessen würde in der Praxis einiges vereinfachen und das Ziel könnte schneller erreicht werden.

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