17. Oktober 2013
von Prof. Dr. Maurice Pedergnana
Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Der Niedergang von Lehman Brothers hat uns vor Augen geführt, wie vernetzt die Finanzmärkte in unserem globalen System der Kapitalströme sind. Ganze Konzerne wie AIG, UBS und SwissRe drohten mitzuversinken, aber auch viele vermeintlich regional tätige Banken, selbst deutsche Landesbanken, kamen ins Rudern. Die Vernetzung hat dafür gesorgt, dass sich die Stromstösse rasch durch alle Märkte verbreitetet haben. Manch ein Investor musste lernen, dass die vielfach heraufbeschworene Diversifikation ihm nicht die erhoffte Wirkung erbracht hatte, die er sich sehnlichst herbeigewünscht hatte. Sind die Märkte heute stabiler? Das mag auf den ersten Blick so erscheinen, denn die ernsthaften Haushalts- und Wettbewerbsprobleme von Frankreich, Italien und Grossbritannien werden kaum zur Kenntnis genommen. Selbst die offensichtliche Unregierbarkeit der grössten Volkswirtschaft vermag derzeit die Märkte nicht zu erschüttern. Aber um Regierungen scheint es immer weniger zu gehen. Die wichtigsten Manöver bestreiten heute zweifelsohne die Zentralbanken-Gouverneure. Die Finanzwelt in ihren systemischen Eigenschaften zu verstehen übersteigt die Fähigkeiten eines einzelnen Investors.
William White, der frühere Chefökonom der in Basel ansässigen Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), hat stets gesagt, dass die Finanzwelt wahrscheinlich das komplexeste System sei, das die Menschheit jemals geschaffen habe. Deshalb sind regelmässige Krisen und Zusammenbrüche normal. Vielmehr atypisch ist das längere Ausbleiben von Krisen. Deshalb führt die etwas nüchterne Bestandesaufnahme unweigerlich zur Feststellung, dass zwar die Krise von 2008 hinter uns liegt, die nächste uns aber bevorsteht. Warnsignale kommen aus vielerlei Ecken, und nur wenige scheinen diese einordnen zu können. Niedrige Zinsen erhöhen grundsätzlich die Gefahr von systemischen Risiken auf den Finanz- und Immobilienmärkten. Ein Warnsignal hat aber auch mit dem Umgang mit Daten und Modellen zu tun.
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