30. April 2014

Allgemeines,

IFZ in den Medien

Unbeantwortete Fragen sollen eine Warnung sein

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von Prof. Dr. Maurice Pedergnana
Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Elisabeth Hiller, Mitte 60, hat das geerbte Elternhaus verkauft und wurde nach der Handänderung von der Bank kontaktiert. Man habe gute Renditemöglichkeiten. Gewohnt, in der Grössenordnung der üblichen 10‘000 und 20‘000 Kassenobligationen mit der eigenen Bank abzuwickeln, liess sie sich auf einen Gesprächstermin ein. Die Anlegerin, gleichermassen konservativ in Ihrer Lebenseinstellung wie in Ihren Anlagevorstellungen, wurde zunächst mit einem mehrseitigen Fragebogen konfrontiert. Ordnungsgemäss wurde sie mit der empathischen Aufmerksamkeit eines Verhörrichters abgefragt, wie sie mit einem Verlust von 10, 20 und 40 % umgehen würde. Sie wolle überhaupt keinen Verlust und finde diese Fragerei ziemlich blöd und weltfremd, schalt sie leise vor sich hin. Und machte schliesslich doch ein paar Kreuze bei der Mehrfachantwortauswahl, aus denen letztlich allerdings keine Konsistenz abgeleitet werden konnte.

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Aber ohne diesen Schritt hätte sie die nächste Gesprächsphase überhaupt nicht erst antreten dürfen. Ordnung muss sein, dafür hat sich der Regulator entschieden – natürlich ohne je selbst ein Kundengespräch durchgeführt und protokolliert zu haben. Endlich konnte das Beratungsgespräch doch noch auf gewisse Inhalte gelenkt werden. Von vielen Begriffen verstand sie nichts und hatte sich bald einige umgangssprachlich verständliche Begriffe gewünscht. Stattdessen wurde sie mit statistischen Formeln und mathematischen Abbildungen, gespickt mit einer Reihe von unverständlichen Finanzkennzahlen, abgespeist. Das sei halt der moderne Anlegerschutz, wie ihn die Bankenaufsicht interpretiere. Der Empfang der Aufklärungsblätter musste gar unterzeichnet werden. Dabei ging es nicht darum, ob sie das Gesagte verstanden hatte, sondern darum, dass dadurch die Bank sich haftungsrechtlich schadlos erklären konnte.

Interesse geweckt?
Lesen Sie weiter – die gesamte Kolumne von Prof. Dr. Maurice Pedergnana aus der Luzerner Zeitung finden Sie hier

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