30. Juni 2014

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Retail Banking auf dem Prüfstand

von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Der Rückgang bei den Zinsmargen von Schweizer Retailbanken seit 2008 beträgt etwas mehr als 30 Basispunkte, was knapp einem Fünftel der ursprünglichen Marge des Jahres 2008 entspricht. Der Ertrag aller Schweizer Retailbanken erhöhte sich trotz dieser sinkenden Margen dank einer Volumenausweitung um insgesamt rund 5 Prozent. Da sich der Aufwand aber um mehr als 8 Prozent erhöht hat, hat sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis fast aller Retailbanken zum Teil deutlich verschlechtert. Durch diese Entwicklung sind Banken heute gezwungen, vor allem im Massenkundengeschäft, die Effizienz zu erhöhen. Im Zusammenhang mit der erforderlichen Effizienzsteigerung wird vielfach die «Industrialisierung des Bankgeschäfts» als mögliche strategische Antwort auf die entsprechende Herausforderung vorgeschlagen. Über die Notwendigkeit der Industrialisierung im Bankensektor wird bereits seit den 1990er-Jahren diskutiert. Die Banken haben indes die wenig beliebten Industrialisierungsschritte bisher weniger rasch als erwartet vorangetrieben, weil die wirtschaftliche Lage insgesamt eben (zu) gut war. Seit Ausbruch der Finanzkrise hat sich das verändert.

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Mit der Industrialisierung kommt insbesondere der Prozessorientierung und dem Hinterfragen des eigenen Wertschöpfungsanteils beziehungsweise der eigenen Fertigungstiefe und damit der Auslagerung von (Teil-) Prozessen eine besondere Bedeutung zu. Die Bankindustrie ist im Vergleich zu anderen Branchen noch immer gering industrialisiert. Die derzeit gebräuchlichen Geschäftsmodelle von Schweizer Banken weisen tendenziell eine zu hohe Fertigungstiefe bei gleichzeitig zu tiefer Automatisierung auf. Das Rationalisierungspotenzial scheint gross zu sein. Die Grundvoraussetzungen für einen Höheren Industrialisierungsgrad sind für die Schweizer Banken in der Zwischenzeit mehr gegeben als auch schon. Verschiedene Banken haben in den vergangenen Jahren ihre Wertschöpfungstiefe teilweise schon substanziell reduziert. Am weitesten fortgeschritten ist die Industrialisierung im Bereich der Standardprozesse und bei IT-Infrastrukturen. Als technologische Basis dienen dabei vor allem die standardisierten IT-Infrastrukturen von Avaloq oder Finnova. Die Auslagerung von Prozessen und IT-Plattformen ermöglicht es den Banken zum einen, sich auf ihr Kerngeschäft, die Betreuung von Kunden, zu konzentrieren. Zum andern sollten sie in den Genuss tieferer Produktionskosten kommen, weil die Sourcing-Anbieter von Skaleneffekten profitieren können.

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Lesen Sie weiter – den gesamten Artikel von Prof. Dr. Andreas Dietrich im Finanzplatz Schweiz Guide 2014 finden Sie hier

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