9. Februar 2016
von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Dozent und Studienleiter im Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Es gibt immer mehr Anbieter von Online-Plattformen, die sich auf den Markt drängen – sogenannte Robo Advisors. Prof. Dr. Andreas Dietrich im Interview mit der Finanz und Wirtschaft vom 3. Februar zum Thema digitales Anlegen und worauf der Anleger bei der Wahl eines Robo Advisors achten sollte. Hier geht es zum ausführlichen Artikel mit Interview.
Für welchen Typ von Kunden eignet sich ein Robo Advisor?
Für Kunden, die zu günstigen Gebühren passiv investieren wollen. Wir reden nicht von Private-Banking-Kunden, die mit 5 oder 10 Mio. Fr. kommen und auch Beratungsdienstleistungen verlangen. Der reine Robo Advisor ist zumindest in der Anfangsphase für Beträge mit einer Durchschnittsgrösse von 50 000 bis 60 000 Fr. geeignet.
Worauf muss der Anleger achten?
Zunächst auf die Kosten. Zwischen den einzelnen Anbietern gibt es teilweise beträchtliche Unterschiede. Ein zweiter Punkt sind die individuellen Möglichkeiten bei der Ausgestaltung des Portfolios. Gibt es zudem die Möglichkeit persönlicher Beratung? Benutzerfreundlichkeit spielt natürlich auch eine Rolle.
Für welche Finanzdienstleister eignet sich die Einführung eines Robo Advisor?
Ein reiner Robo Advisor bietet sich vor allem für Banken an, die keine starke Stellung im Anlagegeschäft haben und in Richtung Selbstbedienungs-Banking gehen. Das kann ein neues Geschäftsfeld eröffnen, den Ertrag diversifizieren und die Kosten niedrig halten. Es bietet sich also für kleinere Institute an. Aber auch für einzelne Kantonalbanken kann ein Robo Advisor interessant sein.
Wer hat in diesem Bereich die besseren Chancen zu reüssieren, die etablierten Banken oder Start-up-Unternehmen?
Banken haben sicher den Vorteil ihrer etablierten Marke, und vor allem haben sie bereits die Kunden. Start-ups unterschätzen dieses Umfeld. Als Beispiel das Unternehmen True Wealth, das erste Robo-Advisor-Start-up in der Schweiz. Die Gesellschaft hat nach vierzehn Monaten gerade einmal 26 Mio. Fr. an Vermögen von 580 Kunden eingesammelt. Das ist eigentlich zu wenig, auch wenn man bedenkt, welche öffentliche Aufmerksamkeit True Wealth bekommen hat.
Studie digitales Anlegen: Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern – Wirtschaft hat im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit der Swisscom die erste Studie zum digitalen Anlegen in der Schweiz herausgebracht. Die Gesamtstudie „Digitales Anlegen – Momentaufnahme und Ausblick 2020“ sowie weitere Informationen zum Thema finden Sie auf unserem Retail Banking Blog.
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