3. November 2017

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Prof. Dr. Philipp Lütolf: Schweizer Bergbahnen – Nicht mehr unantastbar

Prof. Dr. Philipp Lütolf: Schweizer Bergbahnen – Nicht mehr unantastbar

Prof. Dr. Philipp Lütolf, Dozent und Studienleiter im Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Sie ist einzigartig, die Vielfalt an Bergbahnen in den Schweizer Alpen, total 2450 Anlagen – vom Schlepplift bis zu Panoramagondeln im Porsche-Design. Viele dieser Denkmale schweizerischer Ingenieurskunst wackeln jedoch finanziell. Ein fünfter schlechter Winter ist dazugekommen, und das Undenkbare ist möglich geworden: Schliessungen.

Wintersport in der Schweiz war erneut zu wenig beliebt. Die Skifahrertage – die Zahl Personen, die eine Bergbahn an einem Tag mindestens einmal nutzte – lagen fast 26 Prozent tiefer als noch vor acht Jahren. In Österreich dagegen 10 Prozent höher. Die Frankenaufwertung hat dazu geführt, dass die Schweiz nicht mehr mithalten kann mit den Nachbarländern. Entsprechend schwanden die Einnahmen dahin. Obendrein kam der Winter zu spät. An den enorm wichtigen Weihnachtstagen gab es kaum Schnee.

Die Bergbahnen St. Moritz zum Beispiel verdienten im letzten Geschäftsjahr so wenig, sie könnten erst nach 45 Jahren wieder ihre Anlagen ersetzen. Auf der Lenzerheide würde es noch länger dauern – 47 Jahre – und bei den Corvatsch Bahnen gar 90 Jahre. Üblicherweise müsste ein Betrieb seine Anlagen alle 30 Jahre erneuern.

Bislang kam die Hilfe für finanziell klamme Bergbahnen regelmässig, denn es galt die ungeschriebene Regel, dass Bergbahnen irgendwie aufrechterhalten werden müssen, selbst wenn sich ihr Betrieb rein wirtschaftlich nicht rechnet. Ihr Wegfall wäre für eine Region gleichbedeutend mit einem schleichenden Tod. Daher fliesst immer neues Geld – solange es irgendwie geht. Doch nach zwei mittelmässigen und drei richtig schlechten Jahren ist vieles anders. Nochmals fünf schlechte Jahre verträgt es nicht. Dann dürfte es mancher Gemeinden doch zu teuer werden. Sie würden ihr Skigebiet verkleinern oder ihre Bergbahn tatsächlich schliessen.

Derweil ist die Branche dabei, sich die Preise kaputtzumachen. Die superbillige Saisonkarte der Saastaler Bergbahnen, die Wintercard für 222 Franken, droht einen Preiskampf zwischen Schweizer Skigebieten auszulösen. Am Ende hätten alle wieder etwa gleich viele Gäste, aber weniger Einnahmen – und stünden finanziell schwächer da. Die Bergbahnen im Berner Oberland und der Westschweiz haben bereits reagiert und eigene Spezialangebote lanciert.

Es wird sich zeigen, ob es mit diesen Verbilligungen getan ist – oder es noch mehr Tiefpreisangebote geben wird. Für die Bergbahnen ist der entbrannte Preiskampf, jedoch eine schwer lastende Hypothek. Falls die durchschnittlichen Preise um 15 Prozent sinken, müssten die Skifahrertage um 20 Prozent zunehmen, damit die Bergbahnen keinen Einnahmerückgang zu beklagen hätten.

Den ausführlichen Zeitungsartikel, welcher in der Schweiz am Wochenende am 28. Oktober erschien ist, lesen Sie hier.
Die 35-seitige Bergbahnen Branchenanalyse von Prof. Dr. Philipp Lütolf können Sie hier downloaden.

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