7. November 2017

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Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann: Gefährliche Versprechen im Schweizer Vorsorgesystem

Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann: Gefährliche Versprechen im Schweizer Vorsorgesystem

von Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann, Projektleiterin und Dozentin im Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und Prof. Dr. Heinz Zimmermann, Dozent an der Universität Basel.

Die Schweiz sitzt mit ihrem System der beruflichen Vorsorge auf einem Zeitzünder. Die Politik verlangt feste Renditen bei seit Jahren tiefen Zinsen – und verunmöglicht so den offenen Umgang mit Risiken, der bei Investitionen überlebenswichtig wäre. Das muss sich ändern: die berufliche Vorsorge muss sich an Kapitalmarktrisiken ausrichten können.

Wir sind stolz auf unseren Kapitalstock, den wir dank der beruflichen Vorsorge und dem freiwilligen Alterssparen aufgebaut haben: knapp 1000 Milliarden oder 200 000 Franken je versicherte Person sind in Vermögenswerten investiert, und im Vergleich zu vielen ausländischen Staaten befinden wir uns in einer beneidenswerten Lage. Aber der Schatz ist mit einem Fluch belegt: ihm liegt das Versprechen sicherer Altersrenten zugrunde.

Es hängt von zwei Dingen ab, ob das Kapital reicht, um dieses Versprechen zu halten: vom versprochenen Rentenniveau und von der Verzinsung des Kapitals. Der Fluch liegt darin, dass die Versprechungenzu hoch sind und die Verzinsung zu tief ist: Wir erwarten Renten, die uns die Fortsetzung der gewohnten Lebensumstände «in angemessener Weise» ermöglichen (Gesetzesauftrag), während sich die Zinssätze selbst für sehr lange Anlagehorizonte nahe bei null befinden.

Dieses Zauberstück kann nur vollbracht werden durch Umverteilung oder durch das, was die Pensionskassen glücklicherweise längst tun – nämlich durch höhere Anlagerisiken. Höhere Risiken aber lassen sich wiederum nicht mit einer garantierten Rendite vereinbaren. Sie werfen ja gerade daher mehr Zins ab, weil die entsprechenden Anlagen mit Unsicherheit verbunden sind.

Das System der beruflichen Vorsorge verzeichnete einen glücklichen Start in den 1980ern. Die Zinssätze waren hoch und die Pensionskassen wurde die eingegangenen Risiken am Kapitalmarkt fürstlich entschädigt. Nicht mal die temporären Einbrüche am Aktienmarkt (1987, 1997) hinderten die Pensionskassen daran ihr Versprechen aufrecht zu erhalten.

Doch die Situation änderte sich mit dem Einbruch der Dot-Com-Blase, im Zuge derer auch die Zinssätze auf historische Tiefststände sanken. Zum ersten Mal seit der Einführung des BVG mussten die Rentenansprüche reduziert werden. Am offensichtlichsten zeigt sich dies in der BVG-Mindestverzinsung, die seit 2003 schrittweise von 4 Prozent auf 1 Prozent zurückgenommen wurde.

Da es nicht dasselbe ist, ob Erträge über den Kauf risikoloser öffentlicher Anleihen erwirtschaftet werden oder mit echten Investitionen in den volkswirtschaftlichen Kapitalstock, tut eine kapitalmarktorientierte Risikokultur not. Dazu gehören unter anderem die folgenden zwei Elemente:

  • die Bereitschaft, Kapitalmarktrisiken zu übernehmen, die sich in der Höhe und Variabilität der Altersrenten niederschlagen
  • die Abkehr von bürokratischen Verzinsungsgarantien und auf vermeintliche Sicherheit fokussierten, kurzfristigen Deckungserfordernissen

Den ausführlichen Artikel, welcher in der Oktoberausgabe des Schweizer Monats erschien,  können Sie hier lesen

Am 4. Dezember 2017 und 15. Januar 2018 findet zum Lehrgang MAS/DAS Pensionskassen Management jeweils eine Info-Veranstaltung statt. Start Lehrgang: 5. März 2018.

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