1. Oktober 2024

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Prof. Dr. iur. Cornelia Stengel – «Die Zukunft des Finanzwesens, eine Faszination, die mich vorantreibt.»

Prof. Dr. iur. Cornelia Stengel – «Die Zukunft des Finanzwesens, eine Faszination, die mich vorantreibt.»
Prof. Dr. iur. Cornelia Stengel ist die erste Honorarprofessorin an der Hochschule Luzern

Prof. Dr. iur. Cornelia Stengel verstärkt seit dem 1. September 2024 das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern. Mit ihrer herausragenden Expertise für regulatorische Fragestellungen im Bereich FinTech, Digital Banking und Blockchain ist sie eine wertvolle Bereicherung für das IFZ.

Im Interview erzählt Prof. Dr. iur. Cornelia Stengel wo sie die grössten Synergien mit dem IFZ sieht, was sie an ihrem Job interessiert und wie ihr eine gute Work-Life-Balance gelingt.

Wie bist Du ans IFZ gekommen? Mein Weg ans IFZ war das Ergebnis einer natürlichen Entwicklung und einer Reihe glücklicher Zufälle. Alles begann mit der Beschäftigung der gleichen Themen, an denen auch das IFZ arbeitet: FinTech, Digital Banking und Blockchain. Diese Themen faszinieren mich besonders, da sie die Zukunft des Finanzwesens massgeblich beeinflussen. Darüber hinaus bin ich – wie Andi Dietrich – ständiger Gast der Fachkommission Digitalisierung der Bankiervereinigung. In diesem Rahmen haben wir uns oft zu den neuesten Entwicklungen und Diskussionen in der Branche ausgetauscht und Andi berichtete von den spannenden und zukunftsweisenden Projekten am IFZ. Ans IFZ zu kommen, bedeutet für mich eine spannende Möglichkeit, meine Expertise und Erfahrungen in einem akademischen Umfeld einzubringen und gleichzeitig von der intensiven Forschung und dem Wissensaustausch am IFZ zu profitieren. Das IFZ bietet eine hervorragende Plattform, um praxisnahe Forschung zu betreiben und gleichzeitig innovative Bildungsangebote zu entwickeln. Ebenso inspirierend wird der Austausch mit den neuen Kolleginnen und Kollegen sein, der neue Perspektiven und Ideen hervorbringen kann.

Wo siehst Du die grössten Synergien zwischen Deiner Arbeit im Bereich FinTech, Digital Banking und Blockchain und den Tätigkeiten des IFZ (Lehr- und Forschungsarbeit)? Als Rechtsanwältin für Finanzmarktrecht und Datenschutz begleite ich mit meinem Team Innovations- und Digitalisierungsprojekte von Banken und Versicherungen. Unsere Klientschaft profitiert dabei einerseits von meinem Netzwerk und Einsatz in verschiedensten Arbeitsgruppen und Kommissionen von Branchenverbänden wie der Bankiervereinigung, Swiss FinTech Innovations oder der economiesuisse und andererseits auch von meinem Engagement bei der Gestaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen. Umgekehrt profitieren Verbände, Behörden und nun hoffentlich auch die Lehre und Forschung des IFZ von meiner praktischen Arbeit und den Kenntnissen der Herausforderungen der Branche.

Ich freue mich auf die Möglichkeit, spannende Projekte zu initiieren und zu begleiten, die das Potenzial haben, die Finanzbranche in ihrer Innovationskraft zu unterstützen.

Du bist die erste Honorarprofessorin an der Hochschule Luzern. Wo und wie siehst Du Deine Rolle? Es ist mir ein Anliegen, meine praktischen Erfahrungen und mein Netzwerk in die Lehre und Forschung einzubringen und damit die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen. Die Finanzbranche entwickelt sich ständig weiter, und es ist entscheidend, dass die Aus- und Weiterbildung sowie die Forschung den aktuellen Anforderungen und Technologien gerecht werden. Ich möchte dazu beitragen, die Innovationskraft der Finanzbranche zu fördern.

Der Kanton Zug beteiligt sich während fünf Jahren mit total 39.35 Millionen an den Aufbaukosten der «Blockchain Zug – Joint Research Initiative». Wo siehst Du die möglichen Chancen? Die Unterstützung des Kantons Zug für die «Blockchain Zug – Joint Research Initiative» eröffnet eine Vielzahl an Chancen und Möglichkeiten. Diese Initiative bietet uns die Möglichkeit, die Innovationskraft der Region weiter zu stärken und Zug als globalen Hub für Blockchain-Technologie zu etablieren. Mit der finanziellen Unterstützung können wir nicht nur die Infrastruktur ausbauen, sondern auch Talente aus der ganzen Welt anziehen, Forschung und Entwicklung intensivieren und praxisnahe Lösungen für die Industrie entwickeln.

Besonders spannend ist die Möglichkeit, in enger Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen und Start-ups neue Anwendungsfelder für Blockchain-Technologie zu erschliessen. Von der Finanzbranche über die Gesundheitsversorgung bis hin zur öffentlichen Verwaltung – die Potenziale sind nahezu unbegrenzt. Durch diese Partnerschaften können wir konkrete Projekte initiieren, die nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch einen Mehrwert schaffen.

Darüber hinaus ermöglicht uns die Initiative, unsere Expertise in der Lehre weiter auszubauen. Wir können neue, innovative Bildungsprogramme entwickeln, die direkt auf die Bedürfnisse der Industrie zugeschnitten sind und unseren Studierenden praxisrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln.

Schliesslich bietet diese Initiative die Chance, den Wissensaustausch und die Vernetzung innerhalb der Blockchain-Community zu fördern. Konferenzen, Workshops und öffentliche Veranstaltungen können dazu beitragen, ein lebendiges Ökosystem zu schaffen, in dem Ideen ausgetauscht und gemeinsame Projekte gestartet werden.

Ich freue mich darauf, die verschiedenen Möglichkeiten zu erkunden und die Zukunft der Blockchain-Technologie aktiv mitzugestalten. Es ist eine aufregende Zeit voller Möglichkeiten und Potenziale, und ich bin gespannt, welchen Beitrag wir leisten können.

Einen Tag in Deinem Berufsalltag, was würden wir erleben? Ich starte gerne früh – in den ersten zwei, drei Stunden arbeite ich an den Sachen, für die ich am meisten Ruhe und Konzentration brauche. Dann analysiere ich beispielsweise neue Geschäftsmodelle unserer Klientschaft oder tüftle am optimalen Prozess, der nicht nur die finanzmarkt- und datenschutzrechtlichen Voraussetzungen, sondern gleichzeitig auch die Ansprüche an eine moderne, unkomplizierte Nutzererfahrung erfüllt. Der Rest des Tages vergeht dann wie im Flug mit vielen Besprechungen und meistens auch einer ganzen Menge administrativer Arbeiten.

Was interessiert Dich an diesem Job? Und warum? Was mich besonders an diesem Job interessiert, ist die Möglichkeit, mein Verständnis der regulatorischen Rahmenbedingungen und deren fortlaufenden Entwicklungen einzusetzen. Diese Kenntnisse, kombiniert mit meiner technologischen und ökonomischen Neugier, erlauben es mir, neben einem rechtlichen auch einen strategischen Blick auf die Projekte zu werfen, die ich unterstütze. Zudem schätze ich die Unabhängigkeit, die mir diese Rolle bietet, da ich nicht an ein bestimmtes Unternehmen oder eine spezifische Geschäftsidee gebunden bin. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verbindung meiner Praxis mit Wissenschaft, Lehre und Forschung. Die Möglichkeit, Synergien zu schaffen und durch interdisziplinäre Zusammenarbeit innovative Lösungen zu entwickeln, reizt mich sehr.

Was motiviert Dich? Was mich in meiner Arbeit motiviert, sind viele kleine und grosse Höhepunkte. Besonders erfüllend ist es beispielsweise, wenn durch unsere rechtliche Unterstützung ein neues Geschäftsmodell entsteht, das schliesslich die Genehmigung der FINMA erhält, oder wenn eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht wird. Es gibt aber auch viele „kleine“ Momente, die Freude bereiten und mich motivieren: Das Lob eines Klienten, eine inspirierende Diskussion im Team oder eine zündende Idee.

Wie gelingt Dir eine gute Work-Life-Balance? Mein Motto lautet: sich alles zutrauen, aber nicht alles zumuten. Ich versuche, das umzusetzen und mir auch mal die Freiheit zu nehmen, nein zu sagen. Zugegeben, es fällt mir nicht immer leicht …

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