28. November 2024

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Dr. Thomas Fischer – Bank-IT im Spannungsfeld: Mein Blick auf Sourcing, KI und die Herausforderungen der Zukunft

Dr. Thomas Fischer – Bank-IT im Spannungsfeld: Mein Blick auf Sourcing, KI und die Herausforderungen der Zukunft
Dr. Thomas Fischer arbeitet in den Bereichen Bank-IT, Sourcing and Banking Operation.

Dr. Thomas Fischer ist seit dem 1. Oktober 2024 als Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern tätig und arbeitet in den Bereichen Bank-IT, Sourcing and Banking Operation.

Im Interview erzählt Dr. Thomas Fischer was ihn an seinem Job interessiert, was er bis ins hohe Alter erreicht haben möchte und wie die Zukunft des Sourcing aussieht.

Wie sieht die Entwicklung im Sourcing und in der Bank-IT aus? Was ist Deine Einschätzung dazu? Die Bank-IT und das Sourcing derselben sowie das Sourcing von Geschäftsprozessen unterliegen einem permanenten Wandel. In der Schweizer Bank-IT gibt es im Bereich der Kernbankensysteme zwei dominante Anbieter und damit ein relativ homogenes Bild. Gleichzeitig gibt es zunehmend neue Technologien, die die bestehenden Kernbankenarchitekturen herausfordern könnten. Hier erwarte ich in den nächsten Jahren langsam wieder mehr Bewegung im Markt. Im Themenbereich Sourcing sehen wir den Einfluss neuer technologischer Entwicklungen und gleichzeitig zunehmenden Regulierungsdruck.

Was beschäftigt die Branche stark in diesem Themenfeld? Die Finanzbranche spürt im Bereich Sourcing regulatorischen Druck, der sich auch auf das Risikomanagement der Banken auswirkt. Hier besteht der Wunsch, Risiken vermeiden bzw. kontrollieren zu können. Gleichzeitig eröffnen sich durch die Künstliche Intelligenz (KI) und den zunehmenden Einsatz von Cloud-Technologien neue Möglichkeiten. Der Einsatz dieser neuen Möglichkeiten resultiert wiederum in zusätzlichen Risiken, was das Spannungsfeld erhöht.

Was ist Dein Beitrag und was kann das IFZ dazu leisten? In unserer nächsten IFZ Studie zu Bank-IT und Sourcing werden wir die vorgenannten Themen, nämlich Risikomanagement und KI im Sourcing explizit vertiefen. Dabei freue ich mich darauf, die Themen vernetzt anzugehen und zu analysieren. Ziel ist es, aufzuzeigen, wo die Finanzbranche in den genannten Themen heute steht. Darüber hinaus wollen wir Herausforderungen und Lösungen ableiten und beschreiben.

Wie sieht die Zukunft aus? Aus meiner Sicht werden wir immer besser verstehen, wie und wofür wir KI, im Sourcing und darüber hinaus, sinnvoll einsetzen können. Wenngleich Prognosen zur Zukunft immer schwierig sind, so glaube ich, dass wir uns in wenigen Jahren kaum mehr vorstellen können, wie wir ohne integrierte KI-Lösungen privat und beruflich früher leben konnten.

Meine Tage laufen nicht immer gleich ab, doch ich habe eine gewisse Morgenroutine: Kaffee, Müesli und etwas Bewegung spielen eine wichtige Rolle.

Einen Tag in Deinem Berufsalltag, was würden wir erleben? Das kommt auf den Tag an. Ich bin sehr froh, dass ich die Tage sehr unterschiedlich gestalten kann. Es gibt Tage, an denen ich mich zuerst darum kümmere, dass mein Sohn rechtzeitig sein Postauto zur Schule erreicht und Tage, an denen ich deutlich vor ihm selbst ins Postauto steige, um zu einem Termin zu fahren.
Inhaltlich hat mein Berufsalltag drei Schwerpunkte, die sich unterschiedlich über die Tage und Wochen verteilen. Erstens, die Forschung, aktuell mit der Planung und Vorbereitung der nächsten IFZ Bank-IT und Sourcing-Studie. Zweitens, die Lehre in Bachelor- und Masterveranstaltungen und, drittens, Dozententätigkeit in der Weiterbildung, bei Seminaren und Konferenzen. Die Tätigkeiten sind dabei entsprechend unterschiedlich und reichen von Gesprächen in Interviews, über analytische Tätigkeiten und «Desk-Research» bis hin zu Präsentationen vor und Diskussionen mit wechselndem Publikum.

Was interessiert Dich an diesem Job? Und warum? Seit etwa 20 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Management von IT und speziell dem Sourcing von IT, insbesondere in der Finanzindustrie. Hierbei durfte ich Praxiserfahrung bei einem IT-Provider, in der Beratung und Revision sowie bei verschiedenen Banken sammeln. Ausserdem konnte ich das Thema IT-Sourcing in der Finanzindustrie in meinem Doktorat vertiefen. Dabei habe ich gemerkt, dass ich gerne den Praxisbezug habe und gleichzeitig in der Lehre und Forschung tätig sein möchte. Das IFZ ermöglicht es mir, Praxis, Lehre und Forschung in einem Jobprofil zu vereinen.

Mich beeindrucken Menschen, die auch im hohen Alter gesund, fit und neugierig sind. Damit das auch bei mir im Alter klappt, versuche ich, schon heute auf meine Gesundheit und Fitness zu achten. Meiner Neugierde gehe ich mit spannenden Projekten am IFZ täglich nach.

Wie war Dein Weg bis zum heutigen Zeitpunkt? Welche Schritte hast Du durchlaufen? Als Schüler habe ich Einblicke in viele verschiedene Unternehmen bekommen. Darunter waren ein Kunstschmied, eine Autowerkstatt, eine Käserei, eine Steuerkanzlei und verschiedene mehr. Das hat mir später im Wirtschaftsinformatik-Studium geholfen, mir die gelernten Dinge in der Praxis besser vorzustellen. Auch für die anschliessende Phase in der Wirtschaftsprüfung und -beratung war das sehr hilfreich, um sich in verschiedene Kundensituationen hineinversetzen zu können. Während dieser Zeit wurde mir klar, dass mich das Thema Outsourcing mit seinen verschiedenen Facetten sehr interessiert, weshalb ich ein Doktorat dazu anschloss. Nach einem Abstecher in die Industrie, folgte der Wechsel zur Berner Kantonalbank (BEKB), wo ich das Thema Sourcing vom Outsourcing bis zu einem späteren Insourcing wesentlich mitgestalten durfte. Danach wechselte ich zur Postfinance, um beim Aufbau des Third Party Managements zu helfen, bevor ich schliesslich am IFZ startete. Natürlich steht auch hier das Thema Sourcing wieder im Mittelpunkt und ich freue mich, dieses nun vor dem Hintergrund der gesammelten Praxiserfahrung weiter zu vertiefen.

Wie gelingt Dir eine gute Work-Life-Balance? Dank mobiler Arbeitsmöglichkeiten lebe ich eher einen Blended-Working-Ansatz. Im Begriff «Work-Life-Balance» stehen Arbeit und Leben wie Gegensätze, die es auszubalancieren gilt. Mir geht es eher so, dass ich mit Freude an den Themen in der Forschung sowie Aus- und Weiterbildung arbeite und dies Teil meines Lebens ist. Dabei sollte natürlich eine gesunde Balance entstehen, allerdings nicht zwischen Work und Life sondern generell. Hier schätze ich den Wechsel von Anspannung und Entspannung und die Breite an Tätigkeiten. Dazu gehört: das Spielen mit meinen Kindern und unserem Hund ebenso, wie auch das Schreiben wissenschaftlicher Texte und analysieren von Daten.

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