27. August 2012
Real Estate / Immobilienmanagement
von Dr. Markus Schmidiger
Studienleiter und Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Jeder will alt werden, aber keiner will alt sein», dieser altbekannte Spruch bringt unser ambivalentes Verhältnis zum Thema Alter gut auf den Punkt. Zur individuellen Angst vor Gebrechlichkeit und Abhängigkeit gesellt sich auch eine gesellschaftliche Komponente: die Angst, dass die zunehmenden Betreuungs-
und Pflegekosten die Gesellschaft finanziell überfordert. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der über 65-Jährigen von heute 17 Prozent der Bevölkerung auf über 37 Prozent im Jahr 2060 steigen wird. Eine anhaltend starke Zuwanderung, wie in den letzten Jahren, könnte dieses Verhältnis etwas mildern, aber Tatsache ist, dass sich die Zahl der über 65-Jährigen von heute rund 1,3 Millionen bis 2060 auf über 2,5 Millionen Personen praktisch verdoppeln wird. Die Immobilienbranche glaubt in diesem demografischen Wandel eine neue grosse Investitionschance entdeckt zu haben: Vielerorts sollen neue Seniorenwohnungen, Alterszentren, Seniorensiedlungen und Ähnliches entstehen. Brauchen wir «Seniorensiedlungen» oder «Altersheime»?
Senioren sind schon länger nicht mehr die gebrechlichen Alten, sondern häufig bis ins hohe Alter rüstig. Die Rolling Stones, die 2013 nochmals auf Konzerttour gehen, sind deutlich im Rentenalter und stehen exemplarisch für das Selbstverständnis der «neuen Alten». 97 Prozent der bis 80-Jährigen leben in der eigenen Wohnung bei den über 80-Jährigen sind es immer noch 70 Prozent. Ins Altersheim geht praktisch niemand, sondern, wenn es nicht mehr geht, direkt ins Pflegeheim. Das ist sozial verständlich und richtig, können doch so die im gewohnten Umfeld gewachsenen Beziehungen gepflegt werden. Für die Gesellschaft ist es wichtig, dass dank Spitex und weiteren Unterstützungsleistungen so viele Senioren wie möglich zu Hause leben können, mit jährlichen Kosten von unter 7000 Franken, während ein Alters- oder Pflegeheimplatz rund 95 000 Franken pro Jahr kostet.
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