31. Oktober 2012

Bank Management,

IFZ in den Medien

UBS setzt nach verlorenen Jahren auf ihre Stärken

von Prof. Dr. Maurice Pedergnana
Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Soll man das Geld einer Bank anvertrauen, die selbst nicht in der Lage ist, ihr Kapital richtig einzusetzen?

Die Antwort auf diese Frage hat die UBS gestern gegeben: Sie will ihr Kapital besser einsetzen und vor allem Kundenlösungen wieder in den Vordergrund rücken. Damit macht sie nach mehr als einem Jahrzehnt eine Kehrtwende, die nun auch die Credit Suisse Group unter Zugzwang bringt. Beide verfügen noch immer über ein überdimensioniertes Investment Banking, insbesondere in London und New York, und haben dort noch einen schmerzhaften Abbauprozess vor sich.

Die UBS besinnt sich nach vielen Jahren wieder auf ihre Kernstärken. Das Wealth Management Geschäft wird ausgebaut. Das Investment Banking, welches die Kapitalkosten nicht erwirtschaften konnte und sich über einen Zyklus hinweg als strategisch nachhaltiges Kapitalvernichtungs-Geschäftsfeld erwiesen hat, wird zurückgefahren. Die Kapitalintensität wird deutlich reduziert. Es macht Sinn, das Investment Banking auf die beiden lösungsorientierten Hauptkundensegmente Corporate Client Solutions und Investor Client Solutions zu fokussieren.

Prof. Dr. Maurice Pedergnana im 10vor10 des Schweizer Fernsehens

In einer komplizierten Welt kann ein weltumspannendes Netzwerk von Kunden  von der UBS mit umfassenden Lösungen im Wealth Management und im Investment Banking gleichermassen bedient werden, wie das kaum eine andere Bank zu tun vermag. Insbesondere die amerikanischen Grossbanken sind zwar im Investment Banking im angelsächsischen Raum gut aufgestellt, aber in den wachsenden Märkten fürchtet man sich, sein Geld einem amerikanischen Institut anzuvertrauen. Im Wesentlichen sind die nordamerikanischen Wettbewerber der UBS auf nordamerikanische Kundschaft („the old world“) ausgerichtet. Die UBS betrachte ich dagegen im Wealth Management als erste Adresse – global aufgestellt, multikulturell und kundenorientiert: Dazu kommt, dass sie hervorragend positioniert ist, um in der „new world“  (asiatisch-pazifischer Raum, Mittlerer Osten und Afrika, Osteuropa, Lateinamerika) ihre Marktleaderposition auszubauen.

Der Verwaltungsrat hat unter der Leitung des sachkundigen Bankers Dr. Axel Weber endlich entschieden, was seit Jahren hätte getan werden müssen. Das Beste unter dem Schönwetterkapitän Kaspar Villiger, der sich gegen den CEO Oswald Grübel mangels Sachkunde nicht hatte durchsetzen können, war wohl definitiv sein frühzeitiger Rücktritt. Zu lange hatte man im Verwaltungsrat geglaubt, eine Unternehmung zu stärken, indem man die freigesetzten Mittel aus dem starken Geschäftsfeldern in jene gesetzt hat, wo man Schwächen aufwies. Aus der nachfolgenden Folie aus der UBS-Strategie aus dem Jahr 2004 zeigte sich, dass die „Cash Cows“ aus den grünen Geschäftsbereichen mit hohen Margen dazu verwendet worden sind, um den Aufbau der Investment Bank und des weniger margenträchtigeren Fixed Income Bereichs zu fördern.

 

Um dennoch mehr Gewinn zu erzielen, wurden die spekulativen Dimensionen im Fixed Income Bereich immer grösser. Innerhalb des Fixed Income Bereichs wurde das Kapital nachweislich in Bereiche wie Structured Credit, High Yield, MBS und CDO investiert, in denen man über eine schwache Positionierung (deshalb „rot“ und „orange“ Geschäftsgebiete) und entsprechende Mitarbeiter und Netzwerke verfügt hat. Jeder mit gesundem Menschenverstand weiss, dass man vor allem dort vorwärts kommt, wo man sich auf seine Stärken abstützen kann. Wer an den grössten Schwächen fokussiert arbeitet, ist am Ende vielleicht weniger schwach, hat aber mittlerweile den Ausbau der Stärken vernachlässigt.

Nun kehrt die Bank zu dem zurück, was uns gutes Management lehrt. Es war vor allem ein teurer Lernprozess, nicht in erster Linie wegen der gut dotierten Investment Banker, sondern weil dies auf dem Buckel der Aktionäre sowie Kundinnen und Kunden erfolgt ist. Mitverursacht von einem schlechten Verwaltungsrat.

PS: Auch der Finanzplatz Schweiz profitiert von dieser Strategiewende. Die UBS ist zu gross, um die Risiken aus dem Investment Banking in London und New York dem Kleinstaat Schweiz aufzubürden. Nach der Umsetzung der angekündigten Strategie ist die Gefahr des „too connected to fail“ deutlich verringert. Und nicht vergessen: in einigen Jahren dürfte die UBS wieder zu einem guten Steuerzahler werden.

Interesse geweckt?
Lesen Sie weiter – ein Interview von Prof. Dr. Maurice Pedergnana zum angekündigten Umbau der UBS aus der Luzerner Zeitung finden Sie hier

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