29. November 2012

Allgemeines,

Bank Management,

Forschung und Dienstleistung,

IFZ in den Medien

IFZ Retail Banking-Studie: Die Retail-Banken als Fels in der Brandung

von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Der Anteil des Retail-Bankengeschäfts am Gesamtertrag der Schweizer Bankbranche ist in den Jahren seit der Finanzkrise von einem Viertel auf einen Drittel gestiegen. Die Retail-Banken bildeten damit in den letzten Jahren einen Hort der Stabilität. Eine Umfrage bei 184 Geschäftsleitungsmitgliedern von Schweizer Retail-Banken zeigt aber klar, dass sie sich dringend substanziellen Herausforderungen stellen müssen.

Das Institut für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern hat am 15. November 2012 eine Studie zum Retail Banking in der Schweiz herausgegeben. Diese zeigt die  Herausforderungen auf und präsentiert Lösungsvorschläge. Weiter haben die Wissenschaftler anhand von verschiedenen Kenngrössen die Entwicklungen von 88 Retail Banken untersucht. Unter die Lupe genommen wurde auch die Corporate Governance von 61 Retail Banken.

Aktiv-Margendruck sowie Personalrekrutierung und -ausbildung machen am meisten Sorgen

Die Umfrage bei 184 Geschäftsleitungsmitgliedern von Schweizer Retail-Banken zeigt, dass sie den Margendruck im Aktivgeschäft sowie die Rekrutierung und Ausbildung von guten, unternehmerisch denkenden Mitarbeitenden als die beiden grössten aktuellen Herausforderungen betrachten. Die Autoren der Studie empfehlen den Retail Banken, bei der Rekrutierung ihren Trumpf auszuspielen: Kleine, regional tätige Retail-Banken sind nämlich gross genug, um für ambitionierte Persönlichkeiten attraktiv zu sein. Zugleich sind sie klein genug, um Mitarbeitenden schon früh Verantwortung zu übertragen. «Aus unserer Sicht ist das ein attraktiver Mix für qualifiziertes Personal», so Prof. Dr. Andreas Dietrich, Projektleiter der Studie.Weitere zentrale Herausforderungen sind aus Sicht der Banken eine effiziente Umsetzung der Regulatorien, eine erhöhte Diversifikation der Ertragsquellen, die Rentabilisierung des Massenkundengeschäfts oder die Sicherstellung der Refinanzierung. Unter den wichtigsten Herausforderungen rangieren also in erster Linie bankinterne Probleme. Besonders in einem Aspekt hat Dietrich die Prioritätensetzung der Banken erstaunt. «Ich hatte erwartet, dass mehrere kundenorientierte Probleme in den Top 7 der Herausforderungen auftauchen». Die siebte Herausforderung hat er deshalb eigenhändig ergänzt. Sie lautet: «Der Kunde muss im Zentrum bleiben».

 

Nahezu unbeschadet aus der Finanzkrise hervorgegangen

Das Forscherteam des IFZ hat festgestellt, dass gerade die Retail-Banken im Nachgang der Finanzkrise mehr und mehr zum «Fels in der Brandung» der Bank-Branche wurden. Die Finanzkrise haben nahezu alle Retail-Banken relativ unbeschadet überstanden, auch wenn die Profitabilität bei fast allen Banken gesunken und die Kosteneffizienz sich verschlechtert hat. Zumindest einen Teil der Rentabilitätsverluste konnten aber durch ein insgesamt eindrückliches Wachstum kompensiert werden. Am Besten abgeschnitten haben in den vergangenen fünf Jahren die Banque Cantonale de Fribourg, die Graubündner Kantonalbank, die Banque Cantonale Vaudoise, die Schwyzer Kantonalbank sowie die DC Bank. Diese sind die Top-Performer im Kennzahlen-Vergleich 2011 sowie auch im Kennzahlen-Vergleich 2007-2011.

Typischer Verwaltungsrats-Mitglied: Männlich, 55-jährig und mit Studienabschluss

Bei den Retail-Banken umfasst der Verwaltungsrat durchschnittlich 7.8 Mitglieder. Die Vielfalt bzw. Diversität dieser Verwaltungsrats-Mitglieder ist dabei aber teilweise eingeschränkt. Sowohl bei den Grossbanken als auch bei den Retail-Banken ist dieses Gremium nach wie vor eine Männerdomäne. Bei den Retail-Banken nehmen im Verwaltungsrat neben 406 Männern 76 Frauen Einsitz, der Frauenanteil beträgt damit 16%. Der durchschnittliche Verwaltungsrat einer Retail Bank ist zudem 55.8 Jahre alt und 64% der Verwaltungsrats-Mitglieder haben einen Studienabschluss. Es gibt hier aber teilweise beträchtlich Unterschiede zwischen den verschiedenen Bankengruppen. Während zum Beispiel der Anteil der Mitglieder mit Studienabschluss bei den Grossbanken 100% beträgt, lassen die Regionalbanken in diesem Bereich mehr Vielfalt zu. Normalerweise haben 30 bis 40% ihrer Verwaltungsräte andere Abschlüsse wie bspw. Fachexperten-Abschlüsse oder andere Abschlüsse.

Interesse geweckt?
Lesen Sie weiter – die 170-seitige «IFZ Retail Banking-Studie Schweiz 2012» kostet 290 Franken und kann hier direkt bestellt werden.

Haben Sie weitere Fragen?
Kontaktieren Sie Prof. Dr. Andreas Dietrich wenden (Tel:  +41 41 757 67 46; andreas.dietrich@hslu.ch) – er steht Ihnen gerne zur Verfügung.

Echo in den Medien:
Handelszeitung: Retail-Banking droht Konkurrenz von aussen
http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/studie-retail-banking-droht-konkurrenz-von-aussen

NZZ: Herausforderungen für den „Hort der Stabilität“ der Banken
http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/reflexe/herausforderungen-fuer-den-hort-der-stabilitaet-der-banken-1.17808446

Kommentare

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.