3. Februar 2014

Compliance Management,

IFZ in den Medien,

Weiterbildung

«Raaflaubs Distanz war richtig»

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von Prof. Dr. Monika Roth
Dozentin und Studienleiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

LZ: Monika Roth, was bedeutet der Rücktritt von Finma-Direktor Patrick Raaflaub?

Roth: Der Rücktritt ist überraschend und erfolgt ja nahezu umgehend. Ich beurteile seine Tätigkeit als schwierig, und ich bin der Ansicht, dass er es grundsätzlich gut gemacht hat.

Auf dem Finanzplatz gab es aber ungewöhnlich scharfe Kritik am obersten Aufseher.

Roth: Die Finanzbranche hat ein anderes Verständnis von der Aufgabe der Aufsicht, nämlich die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit. Die Finma ist aber nicht Schweiz Tourismus, und die Distanz, die Patrick Raaflaub gegenüber den Beaufsichtigten hatte, war richtig, ebenso wie seine zum Teil deutlichen Worte.

 

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 LZ: Wie steht es mit dem Vorwurf der Überregulierung?

Roth: Die Regulierungsflut, die über den Finanzplatz Schweiz hereingebrochen ist, ist mehrheitlich international bedingt oder durch das Verhalten der Banken selbst verursacht. Meine Kritik an der Finma bezog sich nie auf die Person Raaflaub, sondern auf die Ausgestaltung der Behörde und den Mangel an Strategie, wobei man sich fragen muss, ob das nicht grosse Worte sind: Eine Aufsichtsbehörde hat die Regeln umzusetzen, und die Strategie des Finanzplatzes wird nicht durch sie bestimmt.

LZ: Worauf muss bei der Nachfolgeregelung geachtet werden?

Roth: Fachkenntnis, damit die Diskussion mit den Beaufsichtigten auf Augenhöhe erfolgt, Unabhängigkeit, Integrität und Beharrlichkeit. Hinzu kommen Selbstsicherheit und Zivilcourage, nicht aber Anlehnungsbedürfnis. Denn: Everybody’s Darling is Everybody’s Depp.

LZ: Auch über einen vorzeitigen Abgang von Verwaltungsratspräsidentin Anne Héritier Lachat wird spekuliert? Hat die Finma ein personelles Problem?

Roth: Ich habe die Präsidentin als zurückhaltend wahrgenommen. Das ist ja grundsätzlich richtig; man wünschte sich indessen in diesen belasteten Zeiten jemanden, der den CEO der Finma auch öffentlich stützt und klare Worte findet. Daran hat es gefehlt. Die gesuchte Nähe zur Politik befremdet. Die Finma ist ja eine Verwaltungsbehörde wie eine andere auch, und es stört mich, dass sie ihr eigenes Standing als strategisches Ziel nennt und sich selbst lobt. So enthält der Jahresbericht 2012 zum Beispiel viel warme Luft und PR, inklusive des Geschwätzes zur neuen Strategie.

LZ: Wie beurteilen Sie die Aufsichtstätigkeit der Finma?

Roth: Meine Wahrnehmung ist durchzogen: Die Finma hat international eine gute Position. Was die Fragen des Anlegerschutzes anbelangt, so redet sie davon, aber wenn es konkret wird – wie bei den Retrozessionen –, versagt sie grösstenteils.

Interesse geweckt?
Lesen Sie weiter – das gesamte Interview von Prof. Dr. Monika Roth in der Luzerner Zeitung finden Sie hier. Ebenfalls sehenswert ist das Interview mit Prof. Dr. Monika Roth in der Sendung ECO im Schweizer Fernsehen – hier gelangen Sie zur Sendung.

 

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