15. November 2012

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IFZ in den Medien

«Regulierung zu Lasten der Anlegerinnen und Anleger»

von Prof. Dr. Maurice Pedergnana
Dozent und Studienleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Prof. Dr. Maurice Pedergnana im Interview mit 10X10 – dem führenden ETF & ETP Newsletter der Schweiz.

10X10: Regulierungen sind seit dem Ausbruch der Finanzkrise das grosse Thema. Was ist seither passiert?

Maurice Pedergnana: Man muss verstehen, dass Regulierungen stets Massnahmen der Politik sind, um auf ein allfälliges Fehlverhalten zu reagieren. Auf die Vorkommen bei Enron und Worldcom ist mit dem Sarbanes-Oxley Act reagiert worden, was im Kern kaum Verbesserungen mit sich gebracht hat. Auch wenn nur ein Prozent der Marktteilnehmer Mist gebaut hat, so wird danach 100 Prozent dafür bestraft. Den meisten Vorhaben liegt keine vertiefte Ursachen-analyse zugrunde; diese könnte allenfalls irritieren…So kommt es auch vor, dass die Finma ihr Vorgehen in der Krise und früher in der Aufsicht der UBS durch die EBK selbst, d.h. vom eigenen leitenden Personal, untersuchen lässt. Oder die Bank of England, die erst vor wenigen Tagen den Bericht zum Verhalten in der Krise veröffentlicht hat: mehr als vier Jahre nach Ausbruch der Krise. Immerhin waren diese von unabhängiger Seite verfasst worden. Nach jeder Krise eröffnet sich ein Zeitfenster für Regulierung, das sich danach langsam wieder schliesst. Der Zustand danach verbessert sich in der Regel nicht wesentlich, ausser dass danach auch noch hohe Regulierungskosten zu tragen sind. Dazu gibt es Dutzende von Beispielen. Eines sind die Regulierungen aus Basel III, welche die Finanzmarktstabilität nicht werden erhöhen können. Eine umfassende Studie von meinem Forschungskollegen Roger Rissi hat ergeben, dass weniger Regulierung zu einer höheren Finanzmarktstabilität führen würde. Doch der Regulator erstellt Regeln, beaufsichtigt diese und selbst wenn es zur erneuten Krise kommt, fragt niemand die zentrale Frage: Wer reguliert den Regulator?

 

 

10X10: Wie sieht es für die ETF-Branche aus?

Maurice Pedergnana: Die Banken haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Spezialprodukte kreiert, um Gelder anzuziehen. Und so war es auch hier. Die operative Umsetzung ist allerdings sehr anspruchsvoll. Wenn Sie beispielsweise einen Gold-ETF mit „Papiergold“ haben und bei einem Finanzplatz-Audit feststellen, dass noch andere Gold-ETFs den Anspruch auf Goldbarren mit derselben Nummer erheben, dann stimmt doch etwas nicht. Bei der Zürcher Kantonalbank liess ich einmal jeden einzelnen Barren zählen und wägen; nach Wochen kam die Bestätigung: perfekt. In London herrscht dagegen eine unglaubliche Vielfalt von Handarbeit in der Behandlung von modernen Kapitalmarktinstrumenten und deren Schnitt-stellen in Depots. Ich würde nie in ein Flugzeug steigen, das so gebaut wäre wie die Handels-, Settlement- und Risikoüberwachungssysteme der Investment Banken, die alle vom Regulator abgesegnet worden sind. Kommt dazu, dass ich noch nie eine überzeugende Kostenträger-rechnung im Banking gesehen habe. Unter Vollkosten sind viele ETFs nicht rentabel. Früher oder später lässt sich das nicht mehr verstecken, weshalb ich davon ausgehe, dass eine Marktbereinigung stattfinden wird. Das ist der bessere Weg, als die Branche weiter zu regulieren.

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