Forschungsprojekt SHARECITY untersucht, wie Städte Sharing Economy aktiv mitgestalten können.
Seit ein paar Jahren wird die Sharing Economy viel diskutiert, u.a. aufgrund der potenziellen positiven Wirkungen, die ihr zugesprochen werden (z.B. mehr soziale Interaktion, weniger Arbeitslosigkeit, mehr Nachhaltigkeit usw.).
Bei bestimmten Ausprägungsformen der Sharing Economy werden diese Ziele realisiert. Beispielsweise beim Quartierstreff, der Gemüseanbaugenossenschaft oder dem Couchsurfing, bei dem die Mitglieder einer internationalen Plattform anderen Mitgliedern ihre Couch zum Übernachten «leihen».
Die Sharing-Economy-Szene wird in der öffentlichen Diskussion aktuell durch internationale kommerzielle Plattformen dominiert, wie z.B. Uber oder AirBnB. Diese Player haben ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen und die ihrer Shareholder im Blick, was in der Natur der Sache liegt und ihnen nicht vozuwerfen ist.
Allerdings führt dieser Trend dazu, dass die «relevante» Sharing Economy die positiven gesellschaftlichen Wirkungen aus den Augen verliert.
Um zu verstehen, wie eine gesellschaftlich sinnvolle Sharing Economy funktioniert, sind verschiedene Fragen zu beantworten.
1. Frage: Warum beteiligen sich Individuen an der Sharing Economy?
Die Kenntnis der Motive einer Beteiligung an der Sharing Economy ist die Grundlage dafür, Sharing Economy «geselschaftlich sinnvoll» zu gestalten. Bei der gängigen Argumentation wird davon ausgegangen, dass Individuen aus «hehren Zielen» Sharing betreiben. Erste Studien zeigen aber, dass es nicht nur altruistische, soziale und umweltorientierte Gesichtspunkte sind, die Individuen zum Sharing bewegen. Auch Sharer sind Nutzenmaximierer. Teils sind es finanzielle Motive, die eine Rolle spielen, teils ein «Zusatznutzen», der ohne Sharing nicht möglich wäre, wie z.B. ein Auto zu fahren. Dadurch entsteht zwar ein persönlicher Nutzen, aber unter Umweltgesichtspunkten kann dieses Mehr an Autofahren sogar kontraproduktiv sein.
2. Frage: Wie kann Sharing Economy so gestaltet werden, dass gesellschaftlich sinnvolle Ziele realisiert werden?
Die Kenntnis der Motive gibt die Möglichkeit, Sharing Economy so zu gestalten, dass gesellschaftlich sinnvolle Wirkungen erzielt werden. «Gestaltung» der Sharing Economy bedeutet, beispielsweise auf Online-Plattformen Rahmenbedingungen und Anreize so zu setzen, dass ein erwünschtes Verhalten erzielt wird. Beispielsweise wären dies Anreize dafür, aufgrund von Carsharing kein neues Auto zu kaufen.
3. Frage: Welche Player können eine gesellschaftlich sinnvolle Sharing Economy umsetzen?
Als Macher einer gesellschaftlich sinnvollen Sharing Economy kommen diverse Player in Frage.
Naheliegende Gestalter sind aufgrund ihrer inhaltlichen Nähe soziale Einrichtungen (u. ä.). Teilweise fehlt diesen in Eigenregie allerdings die Verbreitung.
Auch für «klassische» kommerzielle Sharing-Plattformen kann das Übernehmen gesellschaftlicher Verantwortung in Zeiten von «Corporate Social Responsibility» und Nachhaltigkeitsorientierung einen relevanten Wettbewerbsfaktor darstellen.
Gleiches gilt für etablierte Produkt- und Dienstleistungsunternehmen, die in der Sharing Economy ein weiteres Standbein sehen. Ein Beispiel sind Autohersteller, die zunehmend auch Carsharing-Konzepte o.ä. anbieten.
Generell sind Institutionen angesprochen, deren Ziel erstens kompatibel mit einer gesellschaftlich sinnvollen Sharing Economy sind und die zweitens gewisse Gestaltungsmöglichkeiten haben. Hierzu gehören beispielsweise Städte / Stadtverwaltungen. Für eine Stadt kann es attraktiv sein, das Sharing-Angebot in der Stadt so zu gestalten, dass soziale Interaktion, Nachhaltigkeit, usw. positiv beeinflusst werden. Gestaltung der Sharing Economy durch Städte kann bedeuten: Kooperation mit etablierten Sharing-Plattformen, Integration etablierter Plattformen in ein Sharing-Angebot der Stadt, Innovation durch neuartige Sharingangebote, Unterstützung von lokalen Sharing-Initiativen (u.ä.).
Detailliertere Antworten auf diese drei Fragen sucht ein – von der Stiftung Mercator gefördertes – Forschungsprojekt des Instituts für Kommunikation und Marketing IKM der Hochschule Luzern – Wirtschaft: SHARECITY – Sharing-Economy-Strategien für Schweizer Städte am Beispiel der Modellstadt St. Gallen.
Im Rahmen des Projektes wird ein Konzept für eine Sharing-Strategie von Städten entwickelt, fundiert durch empirische Analysen sowie einen partizipativen Prozess mit Bevölkerung und Stadtverwaltung der Stadt St. Gallen. Zudem wird das Projekt bereichert durch die Kooperation mit einer hochkarätigen Begleitgruppe mit Vertretern der Carsharing-Plattform Sharoo, des Verbandes Sharecon, der Agentur für zukünftigen Lebensstil Danach, der Sharing-Plattformen skillharbour und omanet, der Büro für Mobilität AG sowie des Schweizerischen Städteverbands.
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