Sprachgesteuerte Suchanfragen steigen rasant an. Ebenso wie bei der Einführung von Touchscreens geht es dabei vor allem darum, das Leben der digitalen Nutzerinnen und Nutzer bequemer zu gestalten –in allen denkbaren Bereichen des Lebens.
Wenn Sie jetzt gerade nach Weihnachtsgeschenken suchen oder wissen wollen, was die Hauptbestandteile von Zimtsternen sind (die Antwort wird Sie schockieren!), so werden Sie sich tendenziell einer Suchmaschine wie Google, Bing, DuckDuckGo oder weiteren Artverwandten bedienen. Dabei tippen Sie mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 38-40 Wörtern pro Minute Ihre Suchanfrage ein und erhalten postwendend eine Antwort.
Auch sonst sind digitale Nutzerinnen und Nutzer darauf konditioniert, ihre Antworten möglichst schnell und effizient zu erhalten. An dieser Front lassen sich Suchmaschinen längst nichts mehr zuschulden kommen: Innerhalb von 0,58 Sekunden spuckt Google 927’000 Resultate zu Zimtsternen aus. Wie also den Suchprozess noch effizienter gestalten?
Da die Auflistung der Suchresultate kaum noch schneller auf Ihrem Endgerät erscheinen kann, macht es durchaus Sinn, sich mit dem anderen Ende der Suchanfrage zu befassen: der Eingabe. Denn sobald Sie eine Suchanfrage nicht mehr tippen, sondern aussprechen, erreichen Sie eine Geschwindigkeit von 110-150 Wörtern pro Minute. Im Vergleich zur manuellen Suche nach dem Rezept für die süsse Weihnachtssünde sind Sie 3.7x schneller und das bedeutet kurzum, Sie sind flexibler, noch effizienter und haben mehr Zeit für andere Dinge. Sofern das Resultat der Suchanfrage Ihr Wissensbedürfnis befriedigt, sind Suchanfragen mittels Sprache (Voice Search) eine wertvolle Alternative zu klassischen Suchanfragen.
Im Zeitraum zwischen 2008 und 2016 hat sich die Anzahl von Voice Suchanfragen um den Faktor 35 vervielfacht. Dies ist zum einen dem Launch des ersten Sprachassistenten auf einem mobilen Endgerät – Siri – im Jahr 2011 sowie auf den ersten vernetzten stationären Sprachassistenten – Amazon Echo – im Jahr 2014 zurückzuführen. Zum anderen hängt das aber auch damit zusammen, wie gut Maschinen die menschliche Sprache mittlerweile erkennen können. Lag die korrekte Spracherkennungsrate von Google im Jahr 2010 noch bei rund 70 Prozent, so verbesserte sich diese bis 2016 auf rund 90 Prozent. Durch das bessere Verständnis der Suchanfragen stieg auch die Qualität der Antworten und somit deren Akzeptanz bei Nutzerinnen und Nutzern.
Heute ist die Verwendung von Voice Assisted Interfaces (Voice Assistants), welche auch auf Voice-Search-Technologie zurückgreifen, noch weitergewachsen. Beinahe jedes Smartphone besitzt mittlerweile einen eingebauten Voice Assistant, welcher auf gesprochene Suchanfragen reagiert und auch weitere Kommandos ausführen kann. Zu Hause ist es nebst dem Smartphone auch der stationäre Smart Speaker, eingebettet in unser Heimnetzwerk, welcher unsere Fragen beantworten kann. An unserem Handgelenk als Smartwatch, auf unserem TV oder gar in unserem Auto finden sich heute Voice Assistants.
Die eine Seite des Kampfes im Voice Markt scheint klar definiert: Grosse Tech-Unternehmen kämpfen um die Vorherrschaft und Nutzung ihres Voice Assistants. Die grössten Teilnehmer in diesem Kampf sind Apple mit Siri, Google mit ihrem Google Assistant, Amazon mit Alexa, Samsung mit Bixby und Microsoft mit Cortana, wobei sich jedes Unternehmen mit spezifischen USPs abzuheben versucht. Seit 2018 schaffen sich zudem Alibaba und Baidu in China mit eigenen Speakern einen gigantischen Markt. Aber auch lokale Anbieter wie Swisscom mischen mittlerweile mit:
Und dieser Wettbewerb scheint auf offene Ohren beziehungsweise Münder zu treffen. Nebst der Verbreitung der Voice Assistants über Smartphones stieg der weltweite Verkauf von Smart Speakern in den letzten Jahren rasant an. Alleine im Q1 und Q2 2020 wurden rund 28-30 Millionen Smart Speaker verkauft. In der Vorsaison, Q4 2019, sogar unglaubliche 56 Millionen Stück.
Die andere Seite des Kampfes findet nicht zwischen den Tech-Giganten statt, sondern vielmehr zwischen denjenigen, die die Informationen anbieten, welche durch Voice Search gefunden werden: den Unternehmen. Denn im Gegensatz zu einer Suchresultateseite, welche mehrere Ergebnisse liefert, spielt ein Voice Assistant nur eine einzige Antwort aus – diejenige, welche seiner Meinung nach am besten zur Suchanfrage passt und diese beantwortet.
Wer das Rennen um die beste Antwort gewinnt, der erhält auch Zugang zu einem relevanter werdenden Touchpoint in der digitalen Sales Journey. Um Nutzerinnen und Nutzern, welche sich auf einer Omnichannel Journey befinden, ein erfolgreiches Kauferlebnis zu bieten, ist die Bereitschaft für Voice Search ein integraler Bestandteil.
Obschon die Schweiz bei der Akzeptanz von Sprachassistenten Ländern wie der USA noch hinterherhinkt, so geben dennoch bereits 21 Prozent der befragten Nutzerinnen und Nutzer an, dass sie sich das Einkaufen mit Sprachassistenten vorstellen können.
Bedeutet dies, dass Schweizer Unternehmen nun sofort alle Mittel in Suchmaschinenoptimierung und Werbung stecken müssen? Nicht zwingend. Denn wer aktuell noch kein sauberes Digitalkonzept, keine mobile-optimierte Website und kein stabiles Messkonzept dafür hat, für den wäre das vergebene Mühe. Denn der eigene digitale Reifegrad kann sich beim Thema Voice Search als Stolperfalle erweisen, sollte er zu tief sein. Allerdings sind viele Marketingagenturen in der Schweiz mittlerweile mehr als fähig, Unternehmen auf diesem Weg zu unterstützen. Und wer nicht plötzlich vor der leeren Guetzlidose stehen möchte, wenn er oder sie sich mit der Konkurrenz vergleicht, der sollte das Thema Voice Search definitiv auf seine Vorsatzliste für 2021 schreiben.
Weiterbildungskurs zu Sprachassistenten in der Customer Journey
Am Thema Voice interessiert? Im Frühjahr 2021 findet die nächste Durchführung des Weiterbildungskurses Voice User Interface Strategy statt. Behandelte Themen sind Voice User Interface Strategien, Voice UX, Converational Design, Voice Search sowie Ethik und Vertrauen in die KI. Mehr erfahren
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