Fabio Sandmeier ist Dozent für Business Communication und hat sich dabei auf das Thema Podcasts spezialisiert. Wir haben ihn befragt, wie es dazu gekommen ist und wo die Stolpersteine für Unternehmen liegen.
Während meinem Studium habe ich als Radiojournalist gearbeitet. Das hat meine Faszination für das Arbeiten mit dem Mikrofon geweckt.
Als ich realisiert habe, dass man bei Podcasts problemlos eine 30-minütige Aufmerksamkeitsspanne hinbekommt. Davon kann man als Blogger oder Youtuber nur träumen. Für die Unternehmenskommunikation bedeutet das: Mehr Quality Time mit der Zielgruppe.
Mit einem Podcast bin ich direkt im Ohr. Ich transportiere nicht nur Geschichten und Hintergründe, sondern auch meine Stimme, und damit meine Persönlichkeit. Gerade für grössere Firmen, die schwer greifbar sind, sind Podcasts eine Chance, um Vertrauen aufzubauen. Es braucht aber Engagement. Es ist nicht damit getan, ein Mikrofon zu kaufen und draufloszureden, oder noch schlimmer: alte Blogposts vorzulesen.
Fabio Sandmeier doziert Business Communication und leitet das Podcast-Studio an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.
Ich würde Firmenpodcasts als “Deep Touchpoint” bezeichnen. Die Menschen verweilen, geben sich hin und werden nicht abgelenkt. Hier kann ich als Marke Vertrauen aufbauen. Das kann zu Beginn der Customer Journey sein, aber auch im Bereich der Kundenbindung. Nicht zu vergessen ist das Potenzial bei der internen Kommunikation.
Beginnen Sie mit der Zielgruppe. Niche down! Viele beginnen mit dem Inhalts-Brainstorming und erschrecken, weil sie zu wenig Content-Ideen haben für einen regelmässigen Podcast. Das ist meist ein Zeichen dafür, dass man die Zielgruppe zu wenig eng definiert hat. Je enger die Nische, desto leichtert kreiert sich der Content.
Zu Beginn dachte ich, das Schwierigste sei ein guter Sound. Bald merkte ich, dass die Tonqualität nur ein Hygienefaktor ist. Zum Erfolg beim Corporate Podcast braucht es ein durchdachtes Konzept und dazu gehört zum Beispiel auch die Frage, wen man ans Mikrofon lässt. Meiner Meinung nach vertut ein Unternehmen eine grosse Chance, wenn die eigenen Mitarbeitenden nicht zu Wort kommen.
Der Host die Person, zu der die Zuhörerinnen und Zuhörer am meisten Vertrauen aufbauen. Deshalb finde ich es essenziell, dass man hier auf interne Ressourcen zurückgreift. Externe Hilfe kann und soll man sich hingegen holen, um diese Person(en) zu trainieren in Sachen Mikrofon- und Interviewtechnik. Was man aber nicht antrainieren kann: Freude am Mikrofon. Positive Energie überträgt sich – oder anders gesagt: Niemand abonniert einen Podcast mit einem semi-motivierten Host.
Für mich lautet die Faustregel: Pro halbstündige Folge einen halben Tag. Zu Beginn ist das schwierig, aber man wird mit jeder Folge spürbar effizienter.
Ich berate in der Konzept- und Einrichtungsphase und trainiere diejenigen, die ans Mikrofon treten. Sodass eine Firma zielstrebig einen Podcast launchen kann, auf den sie stolz sein darf.
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