Wir blicken zurück auf eine erfolgreiche SGKM-Jahrestagung

Am 20. und 21. April 2023 richtete das Institut für Kommunikation und Marketing die Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft (SGKM) aus. Mehr als 100 Teilnehmer:innen trafen sich in Luzern und tauschten sich aus über «Digitale Innovationen im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit».

Zwar ist Aufmerksamkeit nicht alles, doch ohne Aufmerksamkeit ist alles nichts – zumindest in der sozialen Welt. Medien lenkten bereits in vordigitaler Zeit die Ströme der Aufmerksamkeit, doch mit der Digitalisierung verändern sich die Spielregeln und Strategien im Wettbewerb um Aufmerksamkeit laufend und rasend schnell. Die Gewinner:innen von gestern können die Verlierer:innen von morgen sein. Die SGKM-Jahrestagung 2023 widmete sich der Frage: «What do we pay attention to?» Die Organisation der Tagung lag in den Händen von Philipp Bachmann, Richard Moist, Fabio Sandmeier, Olivia Rutishauser und Sonja Wüest.

Die Ambivalenz der generativen Künstlichen Intelligenz

Zu Tagungsbeginn zog Ruth Fulterer von der NZZ mit ihrer Keynote über «ChatGPT und der Journalismus: Was bleibt dem Menschen?» die Aufmerksamkeit des Auditoriums auf sich. Sie verdeutlichte, dass Journalismus – und auch wissenschaftliches Arbeiten – mehr ist als Schreiben. Generative Künstliche Intelligenz präsentiert sich als ambivalentes Phänomen: Einerseits kann sie uns effektiv beim Verfassen von Texten unterstützen, andererseits birgt sie das Risiko, Spam und Desinformation zu fördern. Sie hat das Potenzial, anschauliche Illustrationen zu schaffen, kann jedoch gleichzeitig Klischees bedienen. Obwohl sie meistens gut funktioniert, sollten wir ihr nicht blind vertrauen. Fulterer rief dazu auf, die freigewordene Kapazität zur Förderung von seriösem Journalismus einzusetzen, anstatt Stellen abzubauen.

Wissenschaftlicher Austausch in Panels

Anschliessend fanden Panels zu verschiedenen Themen statt, zum Beispiel wie sich der Journalismus im Wettbewerb um Aufmerksamkeit behaupten kann, wie Digitalisierung im Laufe der Zeit, von 1960 bis zur Gegenwart, wahrgenommen wurde bzw. wird oder wie Podcasts und Influencer im Wettbewerb um Aufmerksamkeit an Bedeutung gewinnen. Auch gab es ein vom BAKOM organisiertes Panel zur «Plattformregulierung in der Schweiz» mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie ein Panel des Mittelbaus, welches sich mit den Möglichkeiten zur Schaffung einer diversen Wissenschaftskultur befasste. Am Abend versammelten sich die Teilnehmenden zur SGKM-Generalversammlung im Auditorium.

Die Jahrestagung hat gezeigt, dass die SGKM trotz ihrer Vielfalt eine Community bildet, die wissenschaftliche Forschung und Medienpraxis verbindet. Mich persönlich hat besonders das Engagement junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beeindruckt, die erstklassige Forschungsergebnisse präsentierten. Das IKM wird sich auch in Zukunft in die SGKM einbringen.

Prof. Dr. Matthes Fleck, Institutsleiter IKM

Wo beginnt die illegitime Manipulation?

Der zweite Tag begann mit einer Keynote von Lukas Stuber von der Digitalagentur DEPT. Er sprach über ethische Aspekte im digitalen Wettbewerb um Aufmerksamkeit und stellte die Frage, wo die legitime Beeinflussung endet, und die illegitime Manipulation beginnt. Stuber verband humorvolle Kommentare mit scharfsinniger Kritik und regte die Zuhörerschaft zum Nachdenken an.

Lernen aus dem 19. Jahrhundert

Silke Fürst wurde am Ende der Tagung mit dem Nachwuchspreis der Ulrich-Saxer-Stiftung ausgezeichnet. Sie erhielt die Auszeichnung für ihren Beitrag «Fake it until you make it – Was Generalanzeiger des 19. Jahrhunderts uns über den Wettbewerb um Aufmerksamkeit verraten».

Wir danken den Sponsoren, die die Durchführung der SGKM-Jahrestagung ermöglicht haben. Dazu gehören der Verband Schweizer Medien, der Nomos Verlag sowie der Herbert von Halem Verlag. Die Büchertische der Verlage luden zum Stöbern ein und rundeten das gelungene Treffen ab. Die nächste SGKM-Jahrestagung findet an der Universität Neuchâtel statt, wo die Gesellschaft auch ihr 50-jähriges Jubiläum feiern wird. Mit Spannung erwarten wir die weiteren Entwicklungen und Diskussionen rund um die Kommunikations- und Medienwissenschaft in der Schweiz.