Schweizer Unternehmen stehen zunehmend unter Druck ihre Treibhausgasemissionen offenzulegen. Ein Spin-off der Hochschule Luzern hat nun ein Bilanzierungsverfahren eigens für KMUs entwickelt.
Fünf Jahre nach der Entstehung von Fridays for Future erreichen die weltweiten Treibhausgasemissionen ihr Allzeithoch. Klimamüdigkeit macht sich breit. Doch während man zuversichtliche Medienbeiträge zum Klimawandel gerade vergeblich sucht, schreitet die EU mit der Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) nun voran. Grosse Unternehmen im europäischen Wirtschaftsraum und in der Schweiz müssen dadurch künftig ihre Klimaziele und Treibhausgasemissionen offenlegen. Klimapioniere sind gesucht.
Die schärferen Vorschriften werden sich wohl auf das gesamte wirtschaftliche Umfeld auswirken. Die neuen Richtlinien betreffen auch Schweizer KMUs, da sie oft als Zulieferer von jenen Unternehmen agieren, die zur Berichterstattung über ihre Wertschöpfungskette verpflichtet sind. Eine Analyse des Bundesamts für Justiz stellt fest, dass die CSRD-Richtlinien zu einem beträchtlichen Mehraufwand für KMUs führen wird und Wettbewerbsnachteile für Schweizer Lieferanten drohen. Zudem berücksichtigen Kapitalgeber zunehmend die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen bei ihren Investitions- und Kreditentscheidungen.
Soweit die Theorie. Doch kleine und mittlere Unternehmen haben oft weder die Zeit noch ausreichendes Fachwissen, um eine solche Bestandesaufnahme der Emissionen eigenständig durchzuführen. Dies führt dazu, dass gemäss der AXA Studie nur eines von acht Schweizer KMUs die Höhe seiner CO2-Emissionen kennt. Erschwerend kommt hinzu, dass Beratungsangebote für die CO2-Bilanzierung momentan ein knappes Gut sind. Bei spezialisierten Beratungsunternehmen bestehen momentan Wartezeiten von bis zu vier Monaten.
Das Spin-off Zelsius der Hochschule Luzern hat sich zum Ziel genommen, den KMUs im verarbeitenden Gewerbe Abhilfe zu schaffen. «Wir sind beeindruckt, wie unsere Kunden in Klimabelangen vorwärts machen wollen» sagt Adina Hochuli, CO-Gründerin von Zelsius. Das Team von Zelsius entwickelt ein benutzerfreundliches Verfahren, damit Laien ihre CO2-Emissionen entlang ihrer betrieblichen Abläufe verlässlich und schnell erheben können. Es stellt sicher, dass die erhobene CO2-Bilanz auf gängige Standards und Richtlinien abgestimmt ist. «Unser Angebot richtet sich an kleine und mittelständische Betriebe, die Fuss in der Klimaberichterstattung fassen wollen» betont Hochuli. Für die Zukunft plant Zelsius eine digitale Plattform, auf der sich KMUs miteinander vergleichen und passende Beratungsangebote sowie Lösungen finden.
Doch vorerst möchten sie ihr Angebot noch stärker an die Bedürfnisse der KMUs anpassen. «Damit die CO2-Bilanzierung nicht zu einem mühsamen Papiertiger wird, brauchen wir unbedingt die Meinung der KMUs».
Sie arbeiten in einem KMU (verarbeitendes Gewerbe/Industrie) und sind interessiert daran, das Bilanzierungsverfahren (CO2-Bilanz) von Zelsius zu testen? Melden Sie sich per Mail bei Marcel Niederberger.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikation und Marketing IKM
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