«Wir sind immer mehr Leute, mit immer mehr Sachen, auf immer weniger Raum» – Im Interview mit storabble

«Wir sind immer mehr Leute, mit immer mehr Sachen, auf immer weniger Raum» – Im Interview mit storabble

storabble ist eine innovative Plattform, die den Sharing-Gedanken auf den Bereich Lagerraum ausdehnt. Ursprünglich als Peer-to-Peer Plattform gestartet, hat sich das Unternehmen darauf spezialisiert, das vorhandene Angebot an Lagerräumen zu aggregieren und somit für eine effizientere Nutzung zu sorgen.

In der Sharing Economy geht es oft darum, ungenutztes Potenzial zur Verfügung zu stellen. Über BlaBlaCar beispielsweise können leere Autositze für längere Fahrten angeboten werden, damit man sich das Benzingeld teilen kann. Mit dieser Idee beginnt 2022 auch die Geschichte von storabble, damals noch eine klassische Peer-to-Peer Plattform. Im Interview erzählt uns Oliver Meyer, Mitgründer der inzwischen grössten Plattform für Lagerraum in der Schweiz, wieso heute praktisch nur noch Unternehmen auf storabble Lagerräume vermieten und vor allem, was die Challenges und Hürden sind, auf die sich Startups einstellen müssen, die eine Peer-to-Peer Plattform aufbauen wollen.

So vielfältig sind die Menschen, die Lagerraum über storabble mieten

Die Nachfrage nach Lagerräumen ist vielfältig und umfasst verschiedene Nutzergruppen. Zu den Hauptnutzern gehören Personen, die vorübergehend zusätzlichen Stauraum benötigen, sei es aufgrund eines Umzugs, eines längeren Auslandsaufenthalts oder aufgrund von Platzmangel in ihren Wohnungen. Darüber hinaus gibt es auch Unternehmen, die Lagerräume für die Lagerung von Waren oder Geschäftsinventar nutzen. Aber auch Unternehmen mieten Lagerraum. Oliver schätzt: «Im Bereich von Lagerräumen zwischen 1 – 100m2 verteilt sich die Mieterschaft auf rund 70% Privatpersonen und 30% Unternehmen. Fest steht, die Nachfrage nach Lager ist riesig und das macht auch Sinn: Wir sind immer mehr Leute, mit immer mehr Sachen, auf immer weniger Raum.»

Herausforderungen in der Sharing Economy

Ursprünglich wurde storabble als Peer-to-Peer Plattform, also eine Plattform, die Angebote von Privatpersonen an andere Privatpersonen vermittelt, aufgebaut. «In der Schweiz gibt es viele ungenutzte private Räume. Der Aufbau der Peer-to-Peer Plattform gestaltete sich aber schwieriger als angenommen: Anbieter und Anbieterinnen können oft nur ein einziges Angebot bereitstellen. Privatpersonen haben nur eine Bohrmaschine, um sie auf Sharely zu stellen und nur einen Keller, den sie bei uns inserieren könnten. Das sorgte für enorme Kosten bei der Kundenakquise und einen riesigen administrativen Aufwand, wenn das Onboarding ein bisschen komplexer war.»
Relativ schnell merkten die Gründer, dass es bereits viele Unternehmen gibt, die Lagerräume anbieten, aber dass es für Privatpersonen schwierig ist, einen Überblick über die Angebote zu bekommen. Auf storabble findet man inzwischen nur noch professionelle Anbieter von Lagerräumen und Immobilien wie etwa placeB, Zebrabox oder Livit. Mieterinnen und Mieter können sich so rasch einen Überblick über bestehende Angebote in ihrer Umgebung verschaffen. Neben dem kleineren administrativen Aufwand profitieren Kunden und Kundinnen auch von den Vorteilen einer professionellen Verwaltung: «Wir wissen, dass die Lagerboxen von unseren Self-Storage Anbietern qualitativ extrem hochwertig sind. Genauso ist klar, dass Livit oder die Helvetia Räume mit einem Qualitätsversprechen auf storabble vermieten. Falls Fragen oder Probleme auftauchen würden, haben diese Unternehmen Ansprechpersonen, die sich um die Anliegen ihrer Mieter und Mieterinnen kümmern. Bei Privatpersonen als Anbieter ist das Risiko viel höher, dass etwas schiefläuft und oft muss sich die Plattform darum kümmern, Probleme dann zu lösen.»

Digitale Strategien für das Wachstum in der Sharing Economy

In der Sharing Economy können Plattformen nur bestehen, wenn sie einen Mehrwert bieten. Neben der Expansion nach Deutschland arbeitet storabble momentan mit Hochdruck an einem solchen Mehrwert: Das Startup will den Prozess der Vermietung für die Unternehmen vereinfachen. «Wir wollen den Prozess, einen Lagerraum zu vermieten, komplett digitalisieren. Der Mietvertrag soll online geschlossen werden und die Bezahlung über die Kreditkarte erfolgen. So sparen wir unseren Partnern enorme administrative Kosten und machen den Mietprozess für unsere User super einfach.»

Das Team von storrable: Oliver Meyer, David Frehner und Alessio Sposato

Tipp für Gründer:innen: Annahmen möglichst früh überprüfen!

Für Startups ist die Bereitschaft, den Markt im Auge zu behalten und auf Veränderungen einzugehen, ein kritischer Erfolgsfaktor. Wir wollten von Oliver wissen, welche Lektion potenzielle Gründer:innen von storabble lernen können.  Die Antwort ist klar: Getroffene Annahmen, z.B. über Kundenbedürfnisse sollen so früh und so einfach wie möglich in der Praxis überprüft werden. «Eine Sharing-Plattform kann mit einer einfachen Webseite und Google Forms für die Angebots- und Nachfrageseite simuliert werden. Wenn die Sharing-Plattform ein Problem adressiert, das Betroffene unbedingt gelöst haben möchten, dann werden auch Google Forms ausgefüllt. So kann früh genug abgeschätzt werden, wie hoch das Potenzial der Lösung ist, ohne vorab gleich viel in eine IT-Lösung investieren zu müssen.» Stellt man dann nämlich fest, dass Privatpersonen zu bequem sind, um ihre Keller für ein Inserat zu fotografieren, kann man die Zielgruppe der Anbieterseite anpassen, ohne viel Zeit und Geld in die IT-Infrastruktur gesteckt zu haben, die dann doch nicht so genutzt wird, wie gedacht.
Die Bedeutung der Validierung von Hypothesen und die Flexibilität, das Geschäftsmodell bei Bedarf anzupassen, ist entscheidend für langfristigen Erfolg.

Hier finden Sie mehr zu nachhaltigem Konsumentenverhalten.

storabble – die Vergleichsplattform für Lagerraum: Lagerraum mieten in der Nähe

Larissa Dahinden

Senior Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikation und Marketing IKM

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