13. September 2021

Forschung

Moderne Wege der Konfliktlösung & Prävention im Immobiliensektor

Moderne Wege der Konfliktlösung & Prävention im Immobiliensektor

In Zusammenarbeit mit der RICS veranstaltet die Hochschule Luzern jeden ersten Mittwoch im Monat ein Webinar zu aktuellen Themen in der Immobilienwirtschaft. Im September wurde zum Thema moderne Wege der Konfliktlösung und Prävention im Immobiliensektor geladen.

Konflikte in der Immobilienbranche sind häufig kompliziert durch die vielen involvierten Parteien. Die konventionellen Verfahren zur Konfliktlösung sind dadurch teuer und nehmen viel Zeit in Anspruch. Erfolgreiche Konfliktprävention und massgeschneiderte Lösungen können den Unternehmen in der Immobilienbranche viel Geld einsparen. Eine Variante zur erfolgreichen Konfliktlösung stellt die Mediation dar. Sie ist flexibel und kann auf die einzelnen Bedürfnisse der Parteien eingehen. Zusätzlich können Unternehmen mittels Prävention den Konflikten vorbeugen. Künstliche Intelligenz ermöglicht eine Sprachanalyse, welche die emotionalen Wirkungen der Sprache aufzeigt. Diese Themen wurden anlässlich eines Webinars der RICS und der Hochschule Luzern besprochen. Folgender Artikel soll einen Einblick in das Webinar ermöglichen.

Prof. Dr. Michael Trübestein MRICS, Präsident der RICS und Studiengangleiter MScRE bei der Hochschule Luzern, begrüsste die über 200 Teilnehmende zum September-Webinar und leitete auf die beiden Impuls-Vorträge von Andrea Jost FRICS, Mediatorin und Inhaberin bei Start Winning Coaching Mediation, und Stephan Siegfried, Inhaber und Geschäftsführer bei 1-prozent GmbH, über. Im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion mit weiteren hochkarätigen Experten: Dr. Thomas Kallenbrunnen MRICS, Managing Director bei GARBE Institutional Capital, und Dominic v. Felten FRICS, Lead Business Development Real Estate, bei Baloise Asset Management geleitet von Moderator Markus Häfliger, Bundeshausredakteur Tages Anzeiger.

Mediation zur Konfliktlösung

Konflikte können in der Geschäftswelt durch verschiedene Verfahren gelöst werden. So stehen einem Unternehmen beispielsweise ein Gerichts- oder ein Mediationsverfahren zur Verfügung. Während sich Gerichte eher als teuer und langwierig gestalten hat die Mediation weiter zum Vorteil, dass sie selbstbestimmt ist. Somit gibt es mehr Möglichkeiten verschiedene Aspekte flexibel in das Verfahren einzubringen, weil es von den Parteien bestimmt wird. „Mediation ist ein strukturiertes Verfahren“, so Andrea Jost FRICS. Dabei gibt es zu Beginn und am Ende des Verfahrens jeweils eine formale Phase und während den Verhandlungen kann zwischen operativen Phasen unterschieden werden. Vor dem Verfahren muss zwingend in der Vorbereitungs-Phase die Rolle des Mediators festgelegt werden, um bereits abwägen zu können, ob ein Mediationsverfahren geeignet ist. In der ersten operativen Phase wird der Sachverhalt abgeklärt. Der Mediator holt sich von allen Parteien den Sachverhalt ab, um die Themen für die Mediation zu bestimmen. Weiter werden die Interessen der Parteien geklärt, um in einem weiteren Schritt eine kreative Lösung für das Problem zu suchen. Diese Lösungen werden dann kritisch hinterfragt und bewertet. Falls nicht alle Parteien zufriedengestellt werden konnten, hat die Mediation den Vorteil, dass man nochmals beginnen kann, um ein Win-Win Szenario nach Glasl für alle Parteien zu kreieren. Sobald die Lösung feststeht, geht es in die letzte Phase einer Mediation, wo das Ergebnis protokolliert wird und eine Nachsorgevereinbarung geschrieben werden soll. Mit dieser Vereinbarung kann im Falle eines weiteren Konflikts, nochmals der Mediator kontaktiert werden, um eine weitere Mediation durchzuführen.

Die Mediation kann in der Immobilienbranche in verschiedenen Bereichen angewendet werden. Die klassische Mediation behandelt hochkomplexe Sachverhalte, beispielsweise beim Umgang mit Mängeln im Zusammenhang von Neubauprojekten, bei Konflikten in langjährigen Geschäftsbeziehungen und vielem mehr. Die projektbegleitende Mediation handelt Themen ab wie faires und kooperatives Bauen bei neuaufgesetzten Bauprojekten mit einer Vielzahl an Beteiligten. Auch in der Konfliktprävention findet die Mediation ihre Anwendung. Beispielsweise durch eine Zuordnung der Persönlichkeitstypen von Mitarbeitenden, welche zusammen bei einem komplizierten Projekt arbeiten. im Mieter-, Kunden- und Dienstleistermanagement können mediative Techniken vermittelt werden, weil diese immer wieder mit Konflikten konfrontiert werden, welche mit einer klaren Kommunikation und einer guten Selbstklärung präventiv verhindert werden können.

Sprachanalysen mittels künstlicher Intelligenz

Ist Konfliktprävention mittels Sprachanalyse überhaupt möglich? Und wie können IT-Instrumente auf Basis neuster Erkenntnisse der Wissenschaft dabei helfen? Diese Fragen will Stephan Siegfried, Inhaber und Geschäftsführer der 1-prozent GmbH, am Webinar beantworten. Durch die Art der Kommunikation werden Emotionen und Handlungen aller Art ausgelöst. Künstliche Intelligenz ist im Stande die Sprache zu analysieren und Emotionen in Form von psychologischen Bewertungsmustern anzugeben. In der unten angezeigten Abbildung sehen wir die Auswertung von zwei verschiedenen alltäglichen Aussagen. Die KI gibt die Wirkung auf das Gegenüber an, indem es aufzeigt, welche Emotionen die Aussage erweckt. Dabei sehen wir, dass die Aussage „Das ist nicht schlecht“ einiges aggressiver als „Das ist schon besser“ wirkt und wenig empathische und positive Emotionen weckt.

Abbildung: Ergebnis Wirkung alltäglicher Aussagen (1-prozent GmbH, 2021)

Die Sprachanalyse mittels künstlicher Intelligenz wird vor allem im Bereich der Fraud-Detection verwendet, um unredliche Absichten zu erkennen. Im Immobilienbereich wird die KI eingesetzt, um Betrugsfälle und -konflikte vorauszusehen.

Podiumsdiskussion

Um das Webinar zu schliessen, gab es eine zielführende Podiumsdiskussion mit Moderator Markus Häfliger, Bundeshausredakteur Tages Anzeiger, den beiden Vortragenden, Andrea Jost FRICS und Stephan Siegfried, sowie den weiteren Diskussionsteilnehmern Dr. Thomas Kallenbrunnen MRICS, Managing Director bei GARBE Institutional Capital, und Dominic v. Felten FRICS, Lead Business Development Real Estate, bei Baloise Asset Management. In dieser interessanten Diskussion wurde die Bedeutung der Konfliktlösung und -prävention im Immobiliensektor, auch mittels KI, thematisiert.

Save the Date – nächste Termine:

  • 06.10.21: Demography and Real Estate (AI / new approaches for investments)
  • 03.11.21: Tokenization in the Real Estate Industry (incl. cases and new legal framework)
  • 01.12.21: International Real Estate Markets: Review and Outlook 2022
  • TBA: Presentation of the new Hotel Valuation standards / approaches (in cooperation with the Hotel Working Group)

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