17. Oktober 2022
Infrastrukturinvestitionen bieten eine interessante Möglichkeit, das Anlageportfolio von (institutionellen) Investoren zu optimieren. Ein aktuelles Webinar von RICS und der Hochschule Luzern befasste sich mit den Herausforderungen und Chancen der Assetklasse.
Ein Artikel von Prof Dr. Michael Trübestein mit Expertenmeinungen von Irma Kessler, Samuel Müller und Christoph Manser
Investitionen in Infrastrukturanlagen bieten eine interessante und zielgerichtete Möglichkeit, das Anlageportfolio von (institutionellen) Investoren zu optimieren. Diese weisen – je nach Ausprägung – ein breites Spektrum an möglichen Zielen und Ländern auf und bieten Investoren ein hohes Diversifikationspotential. Gleichzeitig sind konstante Cash Flows und interessante Renditen möglich. In diesem Zusammenhang sind in den letzten Jahren mehrere neue Anlageprodukte erfolgreich eingeführt worden.
Dennoch ist das «Universum» der Infrastrukturinvestitionen gross und die Auswahl der richtigen Strategie herausfordernd. In diesem Zusammenhang sind mehrere Fragen zu evaluieren, unter anderem, ob die aktuelle makroökonomische Situation und das (geo-)politische Umfeld die Kapitalallokation im Infrastrukturbereich verändert, welche Sektoren von Infrastrukturinvestitionen von Investoren bevorzugt werden oder welche aktuellen empirischen Ergebnisse vorhanden sind und welche Investitions-Präferenzen bestehen.
Ferner ist zu eruieren, welche Möglichkeiten Equity- oder Debt-Lösungen bieten. Im Rahmen der Reform der BVV wurde die Bedeutung von Infrastrukturinvestitionen nochmals gestärkt.
An dieser Stelle setzte das Webinar der RICS und der HSLU Hochschule Luzern an, zu dem Prof. Dr. Michael Trübestein FRICS, Präsident der RICS Schweiz, eingeladen hatte und das von ihm moderiert wurde.
Irma Kessler MScRE, Investment Manager in einem Single Family Office, beleuchtete zunächst die repräsentativen empirischen Ergebnisse der aktuellen ASIP-Studie zum Themenbereich «Infrastruktur». Die Studie, die 2022 durchgeführt wurde, ergab, dass grundsätzlich eine grosse Bereitschaft für Investitionen in Infrastruktur vorhanden ist. Hierbei ist besonders die hohe Akzeptanz für Investitionen im Bereich der «Windenergie/Photovoltaik» auffallend, welche mit einstimmiger Zustimmung die höchste Attraktivität respektive Wichtigkeit repräsentiert und mit den erneuerbaren Energien alloziert wird. Gleichwohl gibt es eine hohe Zustimmung auch für Investitionen in «Elektrizität/Stromnetze», «Wasser/Abwasser» und Telekommunikation/Datennetze».
Vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Herausforderungen und einem drohenden Ölembargo treffen «Gas/Öl» sowie «Verkehrsinfrastrukturen » sowohl bei den derzeitigen Investitionen als auch bei der Bewertung der Attraktivität derzeit auf die geringste Zustimmung.
Die Motive und Gründe für Investitionen in Infrastruktur liegen zu 100 Prozent beim Diversifikationseffekt zum bestehenden Portfolio, insbesondere im Hinblick auf die Optimierung der Rendite-Risiko-Relation. Ferner folgen attraktive Renditen und die «niedrige Korrelation zu anderen Assetklassen» als weitere Motive für Infrastrukturinvestitionen.
In Zeiten von zunehmender Teuerung wird auch dem «Inflationsschutz» vermehrt Rechnung getragen sowie auch der Nachhaltigkeitsthematik «ESG Impact», die durch Investitionen in erneuerbare Energien als weiteres Motiv für Investitionen dieser Art gelten. Zudem geben die befragten Institutionen mehrheitlich den Aspekt der Wertsteigerung an. Die Schweizer Struktur und Luxemburger/internationale Struktur nehmen dabei eine eher unterordnete Rolle bei den Motiven für Infrastrukturinvestitionen ein.
Bei den Motiven gegen Investitionen in Infrastruktur geben die befragten Institutionen primär «politische und rechtliche Risiken» als zentrales Hauptmotiv an und das unmittelbar damit verknüpfte Risiko, erwartete Renditen nicht erzielen zu können. Weitere Hinderungsgründe für Infrastrukturinvestitionen liegen speziell in der «Intransparenz der Investition » und der zeitlichen respektive Liquiditäts- Komponenten, welche durch die «hohe zeitliche Bindung» und den «J-Curve-Effekt» vorliegen. Im Zuge dessen ist ein langer Anlagehorizont zu verfolgen, da derartige Investitionen besonders zu Beginn mit hohen Kosten verbunden sind und Auszahlungen erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Dies bestätigt sich wiederum im sogenannten «J-Curve-Effekt». Gleichwohl wird der Kostenaspekt für derartige Investments weiter genannt, welche unter anderem durch den «Kostenaufwand bei der Vertragsvergabe/ Vertragsgestaltung», «Kosten- und Kontrollaufwand/interne Ressourcen» und die Absicherung von «Währungsrisiken» gegeben sind. «Interne Restriktionen» oder ein «mangelndes Investitionsvolumen » werden unterdessen nicht als zentrale Hinderungsgründe genannt. Auch «mangelnde Erfahrung/Kompetenz » sowie «fehlende Produkte» hindern Investitionen in Infrastruktur nicht ausserordentlich.
Der Vergleich zu den bisherigen ASIP-Studien zeigt, dass die Motive und Gründe gegen Investitionen in Infrastruktur durchgängig in ihrer Bedeutung abgenommen haben. Dies kann bereits auf die aufgebauten Erfahrungen respektive das inzwischen gewonnene Know-How zurückgeführt werden, sodass in weiterer Folge künftig zunehmende Investitionen in Infrastrukturen erwartet werden können. Die Renditeerwartungen liegen – über alle Infrastrukturen – bei mindestens 5 Prozent und können somit als durchaus attraktiv bewertet werden.
Eine direkte Auswirkung der Anpassung der BVV 2 konnte unterdessen nicht nachgewiesen werden. Gleichwohl kann mit Blick auf die Schweiz festgehalten werden, dass die Bedeutung der Asset-Klasse «Infrastruktur » weiterhin zunimmt.
Darauf aufbauend beleuchtete Samuel Mueller, CFA, FRM, CAIA, Portfolio Manager Alternative Investments und Member of Management bei Baloise Asset Management AG, die Vorteile von Infrastruktur-Finanzierungen als Anlagemöglichkeit für Investoren, wobei er das Augenmerk insbesondere auf die Aspekte Langfristigkeit, Rendite, Resilienz und Stabilität lenkte.
Desweiteren evaluierte Christoph Manser, CFA, Head Infrastructure International bei Swiss Life Asset Management, anhand von aktuellen Case Studies erfolgreiche Investitionsstrategien und beleuchtete dabei unter anderem detailliert die aktuelle Transaktion des JFK Terminals in New York, dessen Finanzierungskonsortium sich Swiss Life Asset Managers im Auftrag ihrer Infrastrukturfonds angeschlossen hat.
Die Ergebnisse der empirischen Studie publiziert der Springer-Verlag unter dem Titel: «Nachhaltigkeit und Infrastruktur im Immobilienportfolio – Eine theoretische und empirische Untersuchung des Anlageverhaltens von Schweizer institutionellen Investoren» (ISBN: 978-3-658-39524-7).
Das nächste Webinar von HSLU und RICS, in dessen Rahmen monatlich führende Vertreter der internationalen Immobilienwirtschaft die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis präsentieren, wird am 2. November 2022 zum Thema «Herausforderungen auf den Europäischen Immobilienmärkten» stattfinden, gefolgt vom Webinar am 7. Dezember zum Thema «Impact Investments: Investment Strategies and Empirical Insights» mit Vorstellung mehrerer aktueller Studien.
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