26. Mai 2025
Energie sparen und gleichzeitig das Klima schützen – wie Aktivhäuser zur Lösung beitragen. Angesichts steigender Energiekosten und ambitionierter Klimaziele rücken Gebäude in den Fokus. Aktivhäuser zeigen, wie nachhaltiges Bauen nicht nur Emissionen senkt, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist.
Ein Artikel von: Sabrina Villiger und Julia Rabus
Das Netto-Null-Ziel im Immobiliensektor, welches 2023 von der Bevölkerung angenommen wurde, bedeutet, dass Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus keine CO2-Emissionen verursachen sollen. Dies soll durch energieeffizientes Bauen, erneuerbare Energien und Kompensation unvermeidbarer Emissionen erreicht werden.
Mehr als die Hälfte der gesamten Gebäudeemissionen entstehen bereits in der Erstellungsphase. Ihre Reduktion erfordert engagierte Architekten und Fachplaner – aber auch Besteller und Investoren, die den Rahmen vorgeben. In den letzten 35 Jahren sind die CO2-Emissionen im Gebäudesektor um rund einen Drittel gesunken. Zur weiteren Minderung direkter und indirekter Emissionen gibt es vier Strategien, die sowohl in der Bau- als auch in der Betriebsphase angewendet werden: Vermindern (Effizienz), Vermeiden (Suffizienz), Kompensieren und Speichern.
Ein Aktivhaus ist ein energieeffizientes Gebäude, das mehr Energie produziert, als es selbst verbraucht. Es deckt seinen gesamten Energiebedarf – nicht nur für die Heizung, sondern auch für Strom, Warmwasser und andere haustechnische Systeme – durch Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen. Die Energieeffizienz wird durch eine Kombination aus hochwertiger Dämmung, luftdichter Bauweise und effizienten Fenstern erreicht, um Wärmeverluste zu minimieren. Ergänzend kann eine intelligente Gebäudetechnik, beispielsweise durch Smart-Home-Systeme, für eine optimale Steuerung von Heizung, Lüftung und Beleuchtung sorgen, sodass der Energieverbrauch weiter reduziert wird. Der überschüssige Strom kann in Batteriespeichern zwischengespeichert oder ins Netz eingespeist und später zurückgekauft werden. (Wikipedia).
Der Begriff ‘energiepositiv’ bedeutet, dass Aktivhäuser im Jahresdurchschnitt mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen, wobei es zu bestimmten Zeiten zu einem Energieüberschuss und zu anderen Zeiten zu einem Energiebedarf kommen kann (Sanushabitare, 2024; Fischer, 2025). Durch die Kombination verschiedener Speichertechnologien kann der Energiebedarf von Aktivhäusern ganzjährig gedeckt und überschüssige Energie effizient genutzt werden.
Die grössten Herausforderungen für Aktivhäuser sind die hohen Anfangsinvestitionen, da nachhaltige Materialien und moderne Technologien teurer sind als konventionelle Lösungen. Zudem fehlt oft das Fachwissen bei Fachplanern, Architekten und Bauunternehmen, da nachhaltiges Bauen spezielle Kenntnisse erfordert. Auch gibt es Widerstand gegenüber Innovationen, da neue Bauweisen als riskanter oder komplizierter wahrgenommen werden.
Konstruktive Herausforderungen umfassen vor allem die Anforderungen einer hochgedämmte Gebäudehülle, um den Energieverbrauch zu minimieren. Dafür sind hochwertige Dämmmaterialien sowie Fenster mit hoher Isolierwirkung erforderlich. Auch die Materialwahl spielt eine wichtige Rolle, da nachhaltige und lokal produzierte Baustoffe nicht nur die Umweltbelastung reduzieren, sondern durch geringere Schadstoffemissionen und kurze Transportwege zu einem gesunden Raumklima beitragen.
Technische Herausforderungen betreffen die Energieerzeugung und -speicherung, da Photovoltaikanlagen für die Stromproduktion essenziell sind, während effiziente Batteriespeicher oder Wärmespeicher die Versorgung bei geringer Sonneneinstrahlung sicherstellen müssen. Zudem müssen Heiz- und Lüftungssysteme nachhaltig konzipiert werden – Wärmepumpen oder Solarthermie decken den Heizbedarf, während kontrollierte Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung für ein angenehmes Raumklima sorgen und den Energieverlust minimieren. Die erfolgreiche Umsetzung eines Aktivhauses erfordert daher eine sorgfältige Planung und eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, um sowohl die baulichen als auch die technischen Anforderungen optimal zu erfüllen (Knowledge Exploration, 2025; Deckert, 2023).
Obwohl die Baukosten für ein Aktivhaus durchaus höher sind als bei einem konventionellen Gebäude, gleichen sich diese Mehrkosten langfristig durch Einsparungen in den Bereichen der Betriebs- und Energiekosten aus. Zudem steigt der Immobilienwert, da energieeffiziente Gebäude gefragter und zukunftssicherer sind. Staatliche Förderungen und Kredite mit niedrigen Zinssätzen minimieren zudem das finanzielle Risiko für die Bauherrschaften und Investoren. Somit stellt ein Aktivhaus nicht nur eine nachhaltige, sondern auch eine wirtschaftlich sinnvolle Investition dar (Swiss Cleantech, 2025).
Um die finanzielle Belastung zu reduzieren, sind staatliche Förderprogramme eine entscheidende Unterstützung für die Bauherrschaften. Ebenso können langfristige Finanzierungsmodelle wie zinsgünstige Kredite helfen, die Kosten über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes zu verteilen. Neben finanziellen Anreizen spielt auch Bildung eine zentrale Rolle: Schulungen für Fachkräfte und Informationskampagnen für Bauherrschaften und Investoren können dazu beitragen, nachhaltiges Bauen attraktiver und zugänglicher zu machen.
Aktivhäuser unterscheiden sich bei Einzelgebäuden und Quartieren vor allem in ihrer Skalierung und den damit verbundenen Herausforderungen. Einzelgebäude konzentrieren sich auf die Energieautarkie des einzelnen Hauses, indem sie Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Speicherlösungen integrieren, um den Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen zu decken. Quartiere hingegen setzen auf eine dezentrale Energieerzeugung und -verteilung innerhalb einer Siedlung, um überschüssige Energie zwischen Gebäuden zu teilen und gemeinschaftlich zu speichern. Diese Art der Planung erfordert eine stärkere Zusammenarbeit und eine komplexere Infrastruktur.
Herausforderungen bei Einzelgebäuden liegen in der maximalen Nutzung und Speicherung von Solarenergie, während bei Quartieren die Lastenverteilung und die gemeinschaftliche Nutzung von Speicherkapazitäten im Vordergrund stehen.
In der Schweiz sowie in den angrenzenden Ländern gibt es bereits einige wegweisende Projekte, die das Konzept der Aktivhäuser erfolgreich umsetzen. Im Kanton Bern wird das «Plusenergie»-Quartier Aarerain bis Herbst 2026 fertiggestellt, welches mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Auch das gesamte Suurstoffi-Areal in Rotkreuz setzt auf ein Zero-Emission-Konzept. In Schwarzenburg in Bern wurde ebenfalls eine Villa saniert, die nun mehr Strom produziert, als sie konsumiert (Solar Agentur, 2025). Das Prinzip der Aktivhäuser ist nicht nur im Wohnbau anzutreffen: Die Halle 15 der Aigle-Kaserne, ausgestattet mit dem grössten Solardach mit transparenten Paneelen in der Westschweiz, erzeugt ebenfalls mehr Energie, als vor Ort benötigt wird (Solar Agentur, 2025).
Aktivhäuser stellen eine zukunftsweisende Lösung im Kampf gegen steigende Energiekosten und die Notwendigkeit, die CO2-Emissionen zu reduzieren, dar. Mit ihrer Fähigkeit, mehr Energie zu erzeugen, als sie verbrauchen, leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Netto-Null-Ziele im Gebäudesektor. Trotz der anfänglichen höheren Baukosten bieten sie langfristig sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile durch reduzierte Betriebskosten und einen steigenden Immobilienwert. Der Erfolg von Aktivhäusern hängt jedoch von einer engen Zusammenarbeit zwischen Fachplanern, Architekten, Bauherren und Investoren ab, um die baulichen und technischen Herausforderungen zu meistern. Mit der Unterstützung von staatlichen Förderungen und einer verstärkten Bildung im Bereich nachhaltiges Bauen könnten Aktivhäuser zunehmend auch für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich und wirtschaftlich attraktiv werden. Projekte in der Schweiz und den umliegenden Ländern zeigen bereits, dass Aktivhäuser nicht nur im Wohnbereich, sondern auch in anderen Bereichen wie der Industrie und öffentlichen Gebäuden erfolgreich umgesetzt werden können. Sie sind ein wichtiger Schritt in eine nachhaltige, energieautarke Zukunft.
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