24. Juni 2024

Studentische Beiträge

Smart-Home Lösungen für das Wohnen im Alter

Smart-Home Lösungen für das Wohnen im Alter
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Smart-Home Lösungen können die Lebensqualität im Alter erheblich verbessern, indem sie den Alltag vereinfachen und die Sicherheit erhöhen. Trotz ihrer Vorteile müssen jedoch Datenschutzbedenken und die Benutzerfreundlichkeit für ältere Menschen, die möglicherweise nicht mit moderner Technologie vertraut sind, kritisch betrachtet werden. Eine sorgfältige Abwägung zwischen technologischer Unterstützung und persönlicher Unabhängigkeit ist entscheidend, um sicherzustellen, dass diese Technologien nicht nur als technische Hilfsmittel, sondern auch als Mittel zur Förderung von Komfort und Selbstbestimmung dienen.

Ein Artikel von Alban Zhegrova

Grundlagen von Smart-Home Technologien

Smart-Home Systeme integrieren fortschrittliche Netzwerk- und Kommunikationstechnologien, um verschiedene Geräte und Funktionen innerhalb eines Haushalts zu steuern. Diese Systeme nutzen IP-Netzwerke, die den Zugang zum Internet sowie die Übertragung von Daten für Telefonie und Multimedia ermöglichen, und Bussysteme, die die direkte Kommunikation zwischen den Sensoren und Aktoren im Smart-Home-Netzwerk sicherstellen. Die Sensoren erfassen Daten wie Bewegung oder Temperatur und senden sie an die Aktoren weiter, die dann physische Aktionen wie das Ein- oder Ausschalten von Licht ausführen​​. (asut-Fachgruppe, S. 5-6)

Die Vernetzung kann entweder über kabelgebundene Verbindungen oder über drahtlose Technologien wie WLAN erfolgen, die eine flexible und oft kostengünstigere Installation ermöglichen. Die Wahl zwischen offenen und proprietären Systemen stellt die Nutzer jedoch vor Herausforderungen: Während offene Systeme eine breitere Kompatibilität und Zukunftssicherheit versprechen, können proprietäre Systeme durch ihre geschlossenen Ökosysteme zu einer Abhängigkeit von einem einzigen Hersteller führen, was die Erweiterbarkeit und Anpassungsfähigkeit einschränken kann​​. (asut-Fachgruppe, S. 5-6) Ein weiteres kritisches Thema ist der Datenschutz. Smart-Home-Systeme sammeln und analysieren grosse Mengen an Benutzerdaten, um Funktionen wie automatisierte Heizungsregelungen oder Sicherheitsüberwachungen zu ermöglichen. Diese Daten können jedoch auch potenziell sensible Informationen über die Gewohnheiten und das Privatleben der Nutzer preisgeben​​. (asut-Fachgruppe, S. 14-15)

Wie Smart-Home Technologien den Alltag älterer Menschen unterstützen können

Smart-Home Technologien bieten älteren Menschen die Möglichkeit, länger selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden zu leben. Diese Systeme automatisieren tägliche Routinen und erhöhen die Sicherheit, was besonders für Senioren von grossem Nutzen ist. Zum Beispiel können intelligente Beleuchtungssysteme helfen, Stürze zu vermeiden, indem sie automatisch Lichter in dunklen Fluren oder Badezimmern einschalten, wenn Bewegung erkannt wird (ZHAW, S.12).

Ein zentraler Aspekt von Smart-Home-Technologien ist die Möglichkeit, Notfallsituationen besser zu managen. Sensorgestützte Notrufsysteme können beispielsweise erkennen, wenn ein Bewohner stürzt, und automatisch einen Alarm auslösen oder direkt Hilfe rufen. Diese Systeme bieten nicht nur schnelle Unterstützung im Notfall, sondern auch ein ständiges Gefühl der Sicherheit für den Nutzer und dessen Familie (ZHAW, S.14).

Darüber hinaus können Smart-Home-Systeme die Gesundheitsüberwachung älterer Menschen unterstützen. Intelligente Geräte wie Herzfrequenzmesser oder Geräte zur Schlafüberwachung können wichtige Daten liefern, die helfen, gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Diese Technologien ermöglichen es Senioren, ihre Gesundheit eigenständig zu überwachen und bei Bedarf rasch medizinische Beratung zu suchen (ZHAW, S.15).

Trotz der vielen Vorteile erfordern Smart-Home-Technologien sorgfältige Überlegungen bezüglich Datenschutzes und Benutzerfreundlichkeit. Die Systeme müssen sicherstellen, dass die erhobenen Daten geschützt sind und nur für den vorgesehenen Zweck verwendet werden. Ebenso wichtig ist, dass diese Technologien so gestaltet sind, dass sie auch von älteren Menschen, die möglicherweise nicht mit digitaler Technik aufgewachsen sind, leicht bedient werden können. Dazu gehört auch eine klare und verständliche Benutzeroberfläche sowie die Verfügbarkeit von technischem Support, um Fragen und Probleme schnell klären zu können (ZHAW, S.17).

Anwendungen von Smart-Home im Kontext des Wohnens im Alter

Die demographische Entwicklung auf globalem Massstab führt insbesondere in
Industrieländern der westlichen Welt zu einer zunehmenden Anzahl älterer Menschen in der
Bevölkerung. Mit dem Anstieg des Anteils älterer Menschen steigt auch der Bedarf an
geeigneten Wohnlösungen, welchen den spezifischen Bedürfnissen dieser
Bevölkerungsgruppe gerecht werden. Vor allem in fortgeschritten Alter gewinnt die
Integration von Smart-Home Technologien in Wohnungen für Senioren zunehmend an
Bedeutung. Diese Technologien bieten diverse Anwendungen, welche dazu beitragen
können, die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern und gleichzeitig ihre
Unabhängigkeit und Sicherheit zu fördern (Piazolo, 2018, S. 66 f.).

Zum einen sind smarte Sicherheitssysteme dazu in der Lage, älteren Menschen dabei
helfen, sich sicherer zu fühlen und im Falle eines Notfalls schnelle Hilfe zu erhalten. Dazu
können bspw. Bewegungssensoren, Tür- und Fenstersensoren sowie Rauch- und
Kohlenmonoxidmelder oder Systeme, die direkt mit der Vitalfunktion von älteren Menschen
interagieren, in das Smart-Home System integriert werden, um potenzielle Gefahren
frühzeitig zu erkennen und entsprechende Massnahmen einzuleiten. Im Falle eines Sturzes
oder anderer medizinischer Notfälle rufen intelligente Notrufsysteme automatisch Hilfe herbei
(Heinze, 2016, S. 24). Zum anderen können smarte Gesundheitsüberwachungsgeräte wie
Blutdruckmessgeräte, Waagen und Blutzuckermessgeräte in das Smart-Home System
integriert werden, um älteren Menschen dabei zu helfen, ihren Gesundheitszustand zu
überwachen und zu verwalten. Die erhobenen Daten werden dann an Angehörige oder
medizinisches Fachpersonal übermittelt, um bei der Früherkennung von gesundheitlichen
Problemen zu unterstützen und eine rechtzeitige Intervention zu ermöglichen (Marquardt,
2018, S. 5).

Smarte Technologien sollten den Wohnkomfort älterer Menschen steigern, indem sie
verschiedene Aspekte des täglichen Lebens automatisieren und vereinfachen. Bspw. können
intelligente Thermostate die Raumtemperatur automatisch anpassen, smarte
Beleuchtungssysteme das Licht je nach Tageszeit und Aktivität regulieren und intelligente
Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Geschirrspüler den Bedienkomfort verbessern.
Abgesehen davon werden verschiedenste Haushaltsgeräte und -systeme (bspw. Heizungen,
etc.) durch mobile Endgeräte gesteuert sowie geregelt (Genz, 2023, S. 25). Smarte
Kommunikationstechnologien wie Videokonferenzsysteme und soziale Medienplattformen
wirken gegen die Altersisolation älterer Menschen, indem sie mit Familienmitgliedern,
Freunden und Betreuern in Kontakt zu bleiben und damit soziale Isolation zu vermeiden.
Diese Technologien können auch die Möglichkeit bieten, an virtuellen Aktivitäten und

Gemeinschaftsveranstaltungen teilzunehmen, welches das soziale Wohlbefinden älterer
Menschen fördert (Luhmann & Bücker, 2019, S. 35).
Intelligente Assistenzsysteme unterstützen ältere Menschen bei der Bewältigung ihres
Alltags, indem sie Erinnerungen an Medikamenteneinnahme, Termine und andere wichtige
Aufgaben bereitstellen. Sprachgesteuerte Assistenten wie Amazon Alexa oder Google
Assistant können älteren Menschen helfen, Informationen abzurufen, Einkaufslisten zu
erstellen und den Zugriff auf Unterhaltungsinhalte wie Hörbücher und Musik zu erleichtern
(Guggenbühl et al., 2018, S. 16).

Herausforderungen und Lösungsansätze für Smart-Home im Kontext des Wohnens im Alter

Ulshöfer (2023, S. 92) berichtet von verschiedenen Herausforderungen, welche trotz der
Vorteile identifiziert werden konnten. Zum einen sind viele ältere Menschen möglicherweise
nicht mit den neuesten Technologien vertraut oder fühlen sich von der Komplexität von
Smart-Home Systemen überfordert. Die Einrichtung, Konfiguration und Wartung dieser
Systeme erfordert oft technisches Know-how, das nicht alle Senioren besitzen. Weiterhin
kann die Anschaffung und Einrichtung von Smart-Home Geräten und -Systemen kann mit
erheblichen Kosten verbunden sein. Für ältere Menschen mit begrenzten finanziellen
Ressourcen können diese Kosten eine Hürde darstellen und den Zugang zu Smart-Home
Technologien einschränken. Die Integration von Smart-Home Technologien in Wohnungen
für Senioren wirft Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit auf.
Sensible Gesundheitsdaten und persönliche Informationen könnten potenziell gefährdet sein,
wenn die Smart-Home Systeme nicht ausreichend geschützt sind (Hirsch-Kreinsen et al.,
2015, S. 108).

Smarte Geräte und Systeme müssen für ältere Menschen simpel zugänglich und einfach zu
bedienen sein. Barrierefreiheit, wie bspw. grosse Bildschirme, gut lesbare Schriftarten und
sprachgesteuerte Bedienung sind fundamental, um sicherzustellen, dass ältere Nutzer die
Smart-Home Technologien effektiv nutzen können. Einige ältere Menschen sind skeptisch
gegenüber neuen Technologien oder eine starke Bindung an traditionelle Wohnweisen und
Routinen haben. Die Einführung von Smart-Home Technologien erfordert möglicherweise
eine Veränderung der Einstellungen und Gewohnheiten, was eine Herausforderung
darstellen kann. Weiterbildungsangebote im Kontext des Smart-Home für ältere Menschen
bilden eine sinnvolle Dienstleistung, damit diese Personengruppe dahingehend angelernt
werden kann (Steinebach et al., 2016, S. 440).

Obwohl Smart-Home Technologien dazu beitragen, die soziale Interaktion älterer Menschen
zu fördern, besteht auch die Gefahr, dass sie zu sozialer Isolation führen, insbesondere
wenn ältere Menschen stark auf die Technologie angewiesen sind und den persönlichen
Kontakt vernachlässigen. Die Berücksichtigung dieser Herausforderungen ist entscheidend,
um sicherzustellen, dass Smart-Home Technologien im Kontext des Wohnens im Alter
effektiv eingesetzt werden können und älteren Menschen tatsächlich dabei helfen, ein
selbstbestimmtes und würdevolles Leben zu führen.

Staatliche oder gemeinnützige Programme, die älteren Menschen finanzielle Unterstützung
für den Kauf und die Installation von Smart-Home Geräten bieten, stellen in diesem Kontext
eine gute Strategie dar. Dies kann dazu beitragen, die finanzielle Belastung zu reduzieren
und den Zugang zu diesen Technologien zu erleichtern. Es sollte sichergestellt werden, dass
die Smart-Home Systeme und -Geräte robuste Datenschutz- und Sicherheitsmassnahmen
implementieren. Dies kann die Verschlüsselung von Daten, regelmässige Sicherheitsupdates
und klare Datenschutzrichtlinien umfassen, die den Schutz sensibler Informationen
gewährleisten.

Praxisbeispiel Smart Brain

Bei Smart Brain handelt es sich um ein Unternehmen aus der Schweiz, welches sich auf die
Digitalisierung und Automatisierung von Heimen von älteren Menschen spezialisierte. Vor
mehr als einem Jahrzehnt waren Konzepte wie Home Automation Synonyme für innovative
Technologie bei der Gestaltung von Eigenheimen. Zu dieser Zeit waren jedoch intelligente
Steuerungen noch mit komplexen Verkabelungen wie KNX, anspruchsvoller
Steuerungstechnik und massgeschneiderter Programmierung verbunden. Hohe Kosten und
die aufwendige Nachrüstung machten diese Technologien eher für technisch versierte
Pioniere als für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Dank bedeutender Fortschritte in den
letzten Jahren hat sich diese High-End-Technologie zu einer einfach zu installierenden
Unterstützung für jeden und jedes Alter entwickelt.

Dennoch gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen den frühen Ansätzen und den heutigen
Smart-Home Komponenten. Bspw. ermöglichen es Geräte nach wie vor, losgelöst von festen
Schaltern bequem und teilweise automatisiert gesteuert zu werden. Lichter können bspw. in
Gruppen geschaltet werden, basierend auf frei definierbaren Szenarien, und Musik kann
flexibel aktiviert werden. Früher mussten einzelne Komponenten über Busleitungen
miteinander verbunden und über einen zentralen Homeserver gesteuert werden, während
moderne Smart-Home Geräte jetzt auf drahtlose Verbindungen setzen und weitgehend
autonom arbeiten. Spezielle Infrastrukturen sind nicht mehr erforderlich. Der Vorteil ist
offensichtlich: Die Smart-Home Technologie kann nun auch in einer normalen Mietwohnung integriert werden, in der bauliche Veränderungen normalerweise nicht gestattet sind. Die Vorteile, welche sich daraus insbesondere für ältere Menschen ergeben, wie bspw. Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bis ins hohe Alter oder soziale Interaktion, ohne die eigene Wohnung zu verlassen, können auf diversen Ebenen des Lebens abgeleitet werden (Smart Brain, 2024, o. S.).

Fazit: Smart-Home im Kontext des Wohnens im Alter

Smart-Home kann sich sehr unterstützend für ältere Menschen auswirken. Zum einen liegen
die Vorteile in der Vereinfachung des täglichen Lebens. Dazu zählen bspw. die Steuerungen
von diversen Anlagen und Geräten im Heim (Heizung, Rollläden, die Benachrichtigung, wenn
bspw. Lebensmittel fehlen, etc.). Andererseits wirkt es gegen die Isolation im Alter bzw. die
Vereinsamung des Alters, da durch verschiedene digitale Innovationen und Systeme
geografische Entfernungen überbrückt werden können (bspw. Kommunizieren über Apples
FaceTime oder Microsofts Teams).

Zum anderen existieren verschiedene Herausforderungen hinsichtlich Smart-Home im
Kontext des Wohnens im Alter. Bspw. wird es eine signifikante Herausforderung ältere
Personen davon zu überzeugen, die digitalen Innovationen zu nutzen bzw. anzunehmen.
Dafür existieren aber bereits verschiedene Unternehmen in der Schweiz, welche sich auf Digitalisierung für Personen im gehobenen Alter spezialisierten. Dazu zählt bspw. Smart
Brain.

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